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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Grey
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gerne noch ein bisschen herum.
    Außerdem kam das leider schon öfter vor.
    Daisy war nicht die Erste. Sie ist schon die Dritte dieses Jahr. Die Zweite in diesem Semester. Lauter Mädchen, die alles zu haben schienen. Und die für sich zu dem Schluss gekommen waren, dass sie nichts hatten.
    Ich merke, dass Jack total erschüttert ist. Aber er beteuert die ganze Zeit, dass alles okay sei. Auf seine Art ist er ein echter Macho. Will auf keinen Fall Schwäche zeigen, will, dass ich denke, er könne damit umgehen. Ich weiß, dass er das kann, aber trotzdem mache ich mir Sorgen.
    Bob DeVille hat das Wahlkampfbüro aus Pietät für einen Abend geschlossen. Keine leichte Entscheidung, da die Wahl in zwei Monaten stattfindet, aber die richtige. Die Mitarbeiter haben beschlossen, eine spontane Gedenkfeier für Daisy abzuhalten. Bob wird dort ein paar Worte sagen, seine Mannschaft um sich versammeln und ein Gebet sprechen. Ein geborener Anführer, auch in schweren Stunden.
    Jack witzelt immer, dass er einen tollen Präsidenten abgeben würde. Dann sage ich ihm, dass er halblang machen soll. Bob hat es noch nicht mal in die Regierung geschafft. Aber Jack hat große Pläne, er blickt zu Bob auf wie zu einer Art Vaterfigur, und wer bin ich, ihm das ausreden zu wollen. Vielleicht hat er ja recht.
    Ich will heute Abend bei Jack sein. Ich will für ihn da sein und ihn unterstützen.
    »Nein«, sagt er. »Du hast sie nicht mal gekannt. Es ist besser, wenn ich alleine gehe.«
    Und ich verstehe sogar, warum er das sagt, aber ich mache mir Sorgen um Jack. Ich möchte ihm helfen. Doch er schließt mich aus. Ich bin enttäuscht. Ich will einfach an seiner Seite sein, und er weist mich zurück. Das zerreißt mich innerlich.
    Als Jack geht, fühle ich mich verlassen. Ich will nicht hier sein, so ganz allein mit meinen Gedanken. Er hätte nur »Komm mit« zu sagen brauchen. Aber er hat es nicht gesagt. Seine Entscheidung. Ich möchte nicht wütend auf ihn sein, aber trotzdem bin ich verstimmt. Die einzige Möglichkeit, wie ich vermeiden kann, mich durch ständige Grübeleien selbst verrückt zu machen, ist, mit jemandem zu reden.
    Also rufe ich Anna an. Sie weiß das mit Daisy bereits.
    »Hast du sie gekannt?«, frage ich sie.
    »Nein«, erwidert sie, »aber wir hatten einen gemeinsamen Bekannten.«
    Ich will mit Anna reden, aber nicht über Jack. Ich will über alles reden, bloß nicht über Jack, also platze ich mit der ersten Sache heraus, die mir in den Sinn kommt.
    »Ich hab mir diese Website angeschaut«, sage ich, »die, von der du mir erzählt hast.«
    » SODOM ?«, fragt sie.
    »Ja, ich habe noch nie im Leben so was gesehen. Es sah nicht wie Porno aus, zumindest nicht wie der Porno, den ich kenne. Es war unheimlich.«
    »Es geht nicht darum, wie es aussieht«, meint Anna, »sondern darum, wie es sich anfühlt. Es geht nicht um das Szenario oder die Situation, sondern um den Effekt, den es auf dich hat. Um das, was mit deinem Körper und mit deinem Kopf passiert. Und wenn es richtig gemacht wird, dann fühlt es sich echt gut an.«
    Anna möchte mir verständlich machen, wie es sich anfühlt, wenn man in der Luft hängt, nur von den Seilen gehalten, mit denen man gefesselt ist. Oder wenn man in einen Käfig eingesperrt ist, aus dem es kein Entkommen gibt.
    »Ich komme mir vollkommen hilflos vor«, erklärt sie, »und dann lasse ich einfach los, und das ist das beste Gefühl der Welt. Ich bin mir meines Körpers hyperbewusst, jedes Muskels und jeder Sehne in jedem Quadratzentimeter und jedem Gramm meines Leibes. Ich kann noch die kleinste Gewichtsverlagerung spüren. Und ich bin sensibilisiert für jede Art von Reiz. Für jeden Lufthauch um mich herum. Jede Bewegung der Seile, die an meinen Handgelenken brennen, an meinen Füßen und meinen Brüsten.«
    »Tut das nicht weh?«, will ich wissen.
    »Jeder hat sein Limit«, sagt sie. »Meines liegt ziemlich hoch. Wenn ich gefesselt bin, spüre ich diesen Kitzel im ganzen Körper, als würde elektrischer Strom durch mich hindurchfließen. Meine Finger und Zehen werden langsam taub, weil ich so fest verschnürt bin, und dann breitet sich diese brennende Hitze in meinen Armen und Beinen aus. Schmerz überlagert Schmerz. Bis ich es nicht mehr aushalte. Und dann wendet sich der Schmerz gegen sich selbst und verwandelt sich in die intensivste Lust, die ich je verspürt habe. Alles verkehrt sich ins Gegenteil. Schmerz wird zu Lust. Lust zu Schmerz. Und ich würde alles tun, was in meiner Macht

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