Die Juliette Society: Roman (German Edition)
meinen inneren Widerstand überwinden und Spaß am Sex haben.
Anna scheint solche Blockaden nicht zu kennen. Sie flirtet gern, ist ungezwungen, locker und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Wenn ich sie betrachte, sehe ich ein Mädchen, das sich in ihrem Körper wohlfühlt, mit ihrer Sexualität und der ihr innewohnenden Macht im Reinen ist. Das fasziniert mich.
Es gibt Menschen, bei denen man schon beim ersten Mal, wenn man sie sieht, weiß, dass man mit ihnen befreundet sein wird.
So ist das bei mir und Anna. In dem Moment, in dem sie »Er ist ein Freak« sagt, ist es, als hörte ich meine eigene Stimme, als wüsste sie genau, was ich denke. Und sie versteht mich.
»Woher weißt du das?«, erwidere ich flüsternd.
»Woher weiß ich was?«, fragt sie.
»Dass ich auf Marcus stehe.«
»Das ist ziemlich offensichtlich«, meint Anna. »So wie du ihn ansiehst.«
So ist es zwischen uns und seither verbindet uns eine geheime Leidenschaft miteinander.
Was ich damals jedoch nicht gewusst habe:
Sie hatte bereits mit ihm gefickt, mit Marcus.
Und in den seltenen Momenten, wenn ich Marcus aufzufallen schien und glauben wollte, dass er mich ansah?
Tja, da hatte ich mich wohl getäuscht.
Er sah durch mich hindurch.
Und sah sie an.
3. Kapitel
»Siehst du meinen Hintern im Spiegel?«
Das sage ich zu Jack, in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Er sitzt mit einem Kissen im Rücken auf dem Bett und liest irgendeinen Bericht. Das Wintersemester hat gerade wieder begonnen.
Ich bin soeben aus der Dusche gekommen und liege nackt auf dem Bett, bäuchlings, den Kopf auf die Arme gestützt, damit ich ihn ansehen kann. Ich präsentiere mich ihm wie Brigitte Bardot in Die Verachtung ihrem Noch-Ehemann Michel Piccoli. Ich werfe Jack ein paar Zitate aus dem Film hin, um zu sehen, wie er reagiert.
Das ist ein Spiel, das ich nur zu gerne spiele. Damit will ich nicht seine Liebe auf die Probe stellen, sondern sein Verlangen nach mir ausloten.
Er wirft einen kurzen prüfenden Blick in den Spiegel, sagt: »Ja«, und wendet sich dann gleich wieder seiner Lektüre zu.
Aber so leicht lasse ich ihn nicht davonkommen.
»Gefällt dir, was du siehst?«, frage ich ihn.
»Warum sollte es das nicht?«, meint er bloß, ohne seinen Blick vom Blatt zu heben.
»Sieht mein Hintern fett aus?«, frage ich weiter.
»Du hast einen schönen Hintern«, sagt er.
»Aber ist er fett?«
»Du hast einen schönen, fetten Hintern.« Er sieht mich an – mich, nicht meinen Hintern –, lächelt und wendet sich wieder seinen Unterlagen zu.
»Was ist mit meinen Schenkeln?«, will ich wissen.
Ich greife nach hinten und streiche mir gleich unterhalb des Hinterns über den Oberschenkel. Ich ziehe die Pobacken auseinander, bloß ein bisschen, sodass er einen Blick auf meine pralle, kleine Muschi erhaschen kann.
»Die sind auch toll«, sagt er. Diesmal sieht er nicht mal auf.
»Das ist alles?«, hake ich nach. »Bloß toll?«
»Was willst du denn von mir hören?«, fragt er.
Ich stelle ihm nur die Fragen. Die Antworten muss er sich schon selbst ausdenken.
»Sehen sie dick aus«, präzisiere ich, »so dick wie Baumstämme?«
»Sie sind genau richtig«, meint er.
Was auch immer er da gerade liest, es scheint ihn völlig in den Bann zu ziehen – so wie ich ihn eigentlich in meinen Bann ziehen wollte.
Ich drehe mich auf den Rücken, nehme die Schultern nach hinten, lege die Hände um meine Brüste, sodass sie zwei sich sanft wölbende Hügel ergeben, und schüttle sie leicht.
»Was findest du schöner, meine Brüste oder meine Nippel?«
Mein Körper ist noch immer erhitzt von der Dusche, und die Nippel sind pink und rund. Ich streiche darüber und lasse meine Daumen kreisen, bis ich spüre, dass sie allmählich steif werden.
»Kann man das trennen?«, meint er, ohne auch nur das geringste Interesse zu zeigen.
»Na, wenn du wählen müsstest«, sage ich.
»Du meinst, wenn ich mich zwischen Nippeln ohne Brüste und Brüsten ohne Nippel entscheiden müsste?« Er lacht.
»Ja«, sage ich, »wenn du dich zwischen einem flachbrüstigen Mädchen und einem mit Titten entscheiden müsstest, die so groß sind, dass sie fast keine Nippel mehr haben.«
»Meinst du dich damit oder jemand anderen?«, fragt er ausweichend. Aber vielleicht will er momentan weder eine solche Entscheidung treffen noch überhaupt so ein Gespräch führen. »Ich mag sie genau so, wie sie sind«, sagt er, ohne meine Antwort abzuwarten.
Verdammt, Jack, denke ich,
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