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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Ryder stellte ein größeres Problem dar, und wir mußten warten, bis er mit Tony nach Ascot aufbrach. Glücklicherweise dauern die Rennen ja drei Tage. Alex und ich haben behauptet, unpäßlich zu sein, und dann haben wir uns auf den Weg hierher gemacht, ganz einfach.« Nach kurzem Schweigen fügte sie hinzu: »Ryder glaubt offenbar, daß ich schwanger bin. Er hat mir den Bauch getätschelt und so eine Siegermiene zur Schau getragen, daß ich mir kaum das Lachen verbeißen konnte. Offenbar glaubt er, daß Schwangerschaften ansteckend sind — Alex ist nämlich schwanger, mußt du wissen.«
    Sinjun stöhnte. »Sie werden bestimmt herkommen und wieder versuchen, Colin umzubringen.«
    »Wieder?« riefen Alex und Sophie wie aus einem Mund.
    Sinjun stöhnte wieder. »O ja. Alex, beim erstenmal warst du doch selbst dabei und hast Douglas mit einem Spazierstock geschlagen, damit die Herren ihren Kampf beendeten. Und hier in Schottland gab es zwei weitere kritische Situationen. Habt ihr die Jungen auch mitgebracht?«
    »Nein«, sagte Alex, »Jane darf die drei genießen, solange wir hier sind. Sie legt übrigens neuerdings größten Wert darauf, als >Vorsteherin von Brandon House< vorgestellt zu werden. Die Zwillinge fühlen sich dort natürlich wie im siebten Himmel — mit Grayson und den anderen Kindern als Gesellschaft. Zusammen mit unseren Sprößlingen sind es im Augenblick vierzehn, aber wer weiß — vielleicht bringt Ryder wieder ein neues Kind aus Ascot mit.«
    »Glückliche Jane!«
    »O ja«, stimmte Sophie ernsthaft zu. »Sie ist wirklich glücklich, und Grayson ginge für sie durchs Feuer. Was Alex' Zwillinge betrifft, so wird Melissande sie bestimmt fast jeden Tag besuchen, weil sie ihr so ähnlich sehen. Sie nennt sie ihre kleinen Abbilder, und das bringt Douglas fast zur Raserei. Er betrachtet seine Söhne kopfschüttelnd, blickt verzweifelt gen Himmel und fragt laut, womit er diese beiden schönsten Knaben der ganzen Welt verdient habe. Ihre Schönheit wird ihnen unweigerlich zu Kopf steigen, befürchtet er, und ihren Charakter verderben.«
    »Setzt euch doch endlich, alle beide. Mir ist ganz wirr im Kopf. Die Jungfräuliche Braut hat dir erzählt, ich sei krank, Alex?«
    Bevor Alex antworten konnte, öffnete sich die Tür, und Mrs. Seton, die vor Aufregung leicht schielte, betrat den Salon mit einem großen Silbertablett in beiden Händen, steif und hoheitsvoll wie eine Herzogin.
    Sinjun durchschaute diese Pose natürlich, spielte aber mit. »Danke, Mrs. Seton«, sagte sie förmlich. »Diese beiden Damen statten uns einen Besuch ab. Es sind meine Schwägerinnen, die Gräfin von Northcliffe und Mrs. Ryder Sherbrooke.«
    »Sehr erfreut, meine Damen.« Mrs. Seton machte einen Knicks, mit dem sie sogar im Salon der Königin alle Ehre eingelegt hätte.
    »Ich richte das Königin-Mary-Zimmer und das Herbst-Zimmer her«, verkündete sie mit einem zweiten eindrucksvollen Knicks. »Die Lakaien kümmern sich um Ihr Gepäck, und Emma wird auspacken.«
    »Sie sind sehr freundlich, Mrs. Seton. Vielen Dank.«
    »Dies ist der Stammsitz unseres Grafen, und hier geht alles seinen geordneten Gang.«
    »Selbstverständlich«, bestätigte Sinjun ernsthaft und beobachtete fasziniert, wie würdevoll sich Mrs. Seton zurückzog. »Puh! Ich hätte nie gedacht, daß sie so auftreten kann.«
    »Mir fehlen einfach die Worte«, lachte Alex.
    »Ehrlich gesagt haben wir nur einen einzigen Lakaien — Rory. Aber Emma ist wirklich eine ausgezeichnete Kraft und wird sich gut um euch kümmern. Aber jetzt zurück zur Jungfräulichen Braut.«
    Doch auch diesmal kam Alex nicht dazu, etwas zu erzählen, denn die Tür öffnete sich wieder, und der Schloßherr betrat den Salon, selbstsicher, aber etwas argwöhnisch. Er sah nur zwei junge Damen, die mit Teetassen in den Händen neben seiner Frau saßen, und in der einen erkannte er Douglas' Frau wieder. O Gott, dann mußte der vermaledeite Graf irgendwo in der Nähe sein. Colin blickte sich rasch nach allen Seiten um.
    »Wo sind sie? Sind sie diesmal bewaffnet? Pistolen oder Rapiere? Verstecken sie sich vielleicht hinter dem Sofa, Joan?«
    Sinjun lachte, und Colin strahlte, weil sie wieder lachen konnte, auch wenn es sich noch ziemlich schwach anhörte.
    »Allmächtiger!« rief Sophie. »Du siehst ja wie ein Bandit aus!«
    Colin trug ein weites weißes Hemd, das ein Stück seiner behaarten Brust zur Schau stellte, eine enge schwarze Reithose und schwarze Stiefel, und mit seinem stark gebräunten

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