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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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zu ihr unter die Decke und drückte sie fest an sich, verzweifelt bemüht, seine eigene Körperwärme auf sie zu übertragen. Sie wurde von Kälteschaudern geschüttelt, und es schmerzte ihn, sie so leiden zu sehen. Er hielt sie an sich gepreßt, bis sie endlich einschlief, und auch dann ließ er sie nicht los, obwohl er schwitzte.
    »Es tut mir so leid, daß ich nicht hier war«, flüsterte er in ihr Haar hinein, während er ihren Rücken streichelte, und er schwor sich, sie in Zukunft besser zu beschützen und ihr Lust zu schenken, sobald sie wieder gesund war. Nie wieder würde er rücksichtslos über sie herfallen.
    Am nächsten Tag fiel das Fieber endgültig, und Colin, der erschöpfter als je zuvor in seinem Leben war, lächelte dem Arzt zu. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß sie überleben wird. Sie ist zäh.«
    »Sehr merkwürdig«, meinte Childress. »Schließlich ist sie Engländerin.«
    »Nein, Sir, sie ist meine Frau, und das macht sie zu einer Schottin!«
    Am Abend überbrachte einer der Pächter eine Hiobsbotschaft. MacPherson hatte zwei Kühe gestohlen und Mac-Bain und dessen beide Söhne getötet. Colin zitterte vor Wut, als er das hörte.
    »MacBains Frau sagt, die Mörder lassen Ihnen ausrichten, dies wär die Rache dafür, daß Sie Dingle umgebracht haben.«
    »Dingle? Verdammt, ich habe den Lumpen seit einer Ewigkeit nicht gesehen.« Colin fluchte laut. »Was ist, Philip? Geht es Joan wieder schlechter?«
    »Nein, Papa, aber ich weiß alles über Dingle.«
    Colin lauschte aufmerksam dem Bericht seines Sohnes, und bei dem Gedanken, daß Philip auf dem Weg nach Edinburgh möglicherweise selbst nur knapp dem Tod entronnen war, schnürte es ihm die Kehle zu. Er klopfte dem Jungen aber anerkennend auf die Schulter, bevor er sich zum Nachdenken in sein Turmzimmer zurückzog.
    Es war hoffnungslos. Er wollte diese blutige Fehde beenden, aber was könnte er Robert MacPherson sagen? Daß er sich wirklich nicht daran erinnern konnte, wie Fiona ums Leben gekommen war und warum er selbst bewußtlos auf den Klippen gelegen hatte?
    Sinjun schlief friedlich, als sie ein weiches weißes Licht wahrnahm, das etwas Geheimnisvolles an sich hatte. Sie wollte wissen, was es damit auf sich hatte, aber sie blieb ganz ruhig liegen und wartete einfach ab. Ein dunkler Schatten flackerte in dem weißen Licht, wie eine Kerzenflamme im Wind, wurde immer größer, und dann stand eine schimmernde Frauengestalt vor ihr. Es war eine junge Frau mit gutmütigem Bauerngesicht, und ihr weißes Kleid war mit Perlen übersät. So viele Perlen hatte Sinjun noch nie gesehen. Das Kleid mußte sehr schwer sein.
    Perlen-Jane, dachte Sinjun lächelnd. Sie hatte die Jungfräuliche Braut verlassen, und nun wollte ein anderes Gespenst offenbar ihre Bekanntschaft machen. Angst hatte sie nicht, denn weder sie selbst noch Colin hatten dem Geist etwas Böses getan.
    Die Perlen schimmerten in dem immer heller werdenden Licht, das schließlich so intensiv wurde, daß es Sinjun in den Augen weh tat. Die Perlen leuchteten und funkelten jetzt. Der Geist stand einfach da und betrachtete sie, so als versuche er zu ergründen, was für ein Mensch Sinjun war.
    »Er hat versucht, mich zu bestechen«, sagte der Geist endlich, und es kam Sinjun so vor, als bewegten sich seine Lippen. Mit 'ner einzigen billigen Perle hat er sich loskaufen wollen, der schändliche Betrüger, aber so leicht hat er mich nicht loswerden können, denn immerhin hatte er mich ja getötet. Nicht mal mit der Wimper hatte er gezuckt, wie seine Kutsche mich über den Haufen fuhr. Und seine vornehme Braut saß neben ihm, diese hochnäsige Person, für die ich nur ein Haufen Dreck am Straßenrand war. Deshalb verlangte ich von ihm so viele Perlen, wie auf meinem Kleid Platz hatten, und ich hab ihm geschworen, daß er erst dann seine Ruhe vor mir hätte.«
    Aber du warst doch schon tot, dachte Sinjun, die immerhin froh war, nun das Geheimnis der vielen Perlen zu kennen.
    »O ja, ich war tot, mausetot, aber ich hab dem verdammten Kerl das Leben zur Hölle gemacht, ihm und auch seiner Frau, o ja, ich hab das Luder geplagt, bis es den Anblick seines teuren Gemahls nicht mehr ertragen konnte. Mein Porträt ist wieder verschwunden. Häng es auf! Es muß zwischen den beiden hängen, in der Mitte, und sie voneinander trennen, so wie sie zu Lebzeiten getrennt waren, weil ich immer zwischen ihnen stand. Dort muß mein Porträt hängen. Ich weiß nicht, warum es abgenommen wurde, aber du mußt es wieder

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