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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Ende führen können. Dann kann Colin von mir aus brüllen und mit der Faust auf den Tisch hauen, soviel er will. Es wird mir nichts ausmachen, ja, ich werde es sogar genießen, weil ich genau wissen werde, daß er nun in Sicherheit ist.«
    »Dein Mann wird nicht nur brüllen und mit der Faust auf den Tisch hauen — er wird uns alle umbringen.«
    »Natürlich wird er wissen, daß ich ihm einen Bären aufgebunden habe, aber wie sollte er jemals die Wahrheit erfahren?«
    »Und welchen Bären willst du ihm aufbinden, um unsere derzeitige Abwesenheit zu erklären?« fragte. Alex skeptisch. »Von den nächsten Tagen ganz zu schweigen. Sogar ohne die Einmischung unserer Göttergatten wird es sehr schwer sein, Colin ständig in die Irre zu führen. Also, was willst du ihm heute sagen?«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich das jetzt selbst noch nicht, aber sobald Colin mich anbrüllt, wird mir bestimmt etwas Großartiges einfallen. Das ist immer so. Eines nach dem anderen. Weiter geht's, Kameraden!« Argyll galoppierte davon, und unter seinen Hufen stoben Steinchen hervor.
    Sie trafen unterwegs nur wenige Leute, und der Weg wurde immer beschwerlicher, je tiefer sie in die öde Hügellandschaft vordrangen, die trotzdem von wilder Schönheit war, weil überall zwischen bizarr gezackten Felsen purpurrotes Heidekraut wuchs.
    »Bist du ganz sicher, daß das eine Abkürzung ist?« erkundigte sich Alex.
    Sinjun nickte. »Wir müßten gleich am Ziel sein.«
    St.Monance Castle, der Stammsitz des MacPherson-Clans, lag am Ende des Pilchy Loch, der im Laufe des vergangenen Jahrhunderts immer seichter geworden war. Rund um den See gab es genügend Ackerland, wie Sinjun feststellte. Trotzdem sah das Schloß ziemlich verwahrlost aus. Die grauen Steinmauern waren stark verwittert und rissig, und aus dem ehemaligen Wallgraben, der versumpft und mit Unkraut überwuchert war, stank es fast so schlimm wie aus dem Cowal Swamp.
    »Dieses Schloß bräuchte auch dringend eine reiche Erbin, Sinjun.«
    »Soviel ich weiß, steckt fast jeder schottische Clan verzweifelt in Geldnöten, speziell im Hochland. Wir hier auf der Halbinsel Fife haben genügend fruchtbares Ackerland. Keine Ahnung, warum die MacPhersons arm sind.« Sinjun holte tief Luft. »Ich hoffe nur, daß Robert MacPherson auf mich wartet. Wie schon gesagt, habe ich ihm geschrieben, daß ich heute vormittag kommen würde — allein. Bleibt hier und versteckt euch. Haltet mir die Daumen, daß alles gut geht, denn wenn dieser Plan fehlschlägt, weiß ich nicht, was ich tun soll. Sehe ich halbwegs passabel aus — so daß ein Mann lüstern nach mir schielen könnte?«
    »Mehr als nur schielen«, versicherte Sophie aufrichtig.
    Dies war der Teil des Planes, der Alex und Sophie am meisten Sorgen bereitete, aber Sinjun schien sich ihrer Sache völlig sicher zu sein. »Ostle hat mir hoch und heilig geschworen, daß er den Brief abgegeben hat«, sagte sie, und ihre Schwägerinnen wußten, daß jeder weitere Einwand sinnlos wäre. Ihnen blieb nichts anderes übrig als in einem Birkenwäldchen abzuwarten, ob Sinjun mit ihrem Kavalier bald angeritten kommen würde. »Wenn du in einer halben Stunde nicht zurück bist, holen wir dich dort raus«, rief Alex ihr noch nach.
    Sinjun ritt direkt auf das Schloßportal zu. Im Hof hielt sich etwa ein Dutzend Männer und Frauen auf, die ihre Arbeiten unterbrachen und der Dame mit offenen Mündern nachstarrten.
    Zwei Männer verschwanden im Schloß, sobald sie Sinjun gesichtet hatten. Sie zügelte Argyll am Fuße der breiten Steintreppe und lächelte den Gaffern freundlich zu.
    Dann öffnete sich die schwere eisenbeschlagene Tür, und zu Sinjuns grenzenloser Erleichterung erschien Robert MacPherson selbst auf der Schwelle, starrte sie einen Augenblick lang schweigend an und ging die tief ausgetretenen Steinstufen hinab, bis er sich auf Augenhöhe mit ihr befand.
    »Sie sind also tatsächlich gekommen«, sagte er, die Arme auf der Brust verschränkt. »Ich frage mich nur, Mylady, warum Sie sich so ganz allein in mein Domizil getraut haben, und warum in Ihren schönen blauen Augen keine Spur von Angst zu sehen ist.«
    Sie staunte wieder darüber, wie hübsch er war. Seine zarten Gesichtszüge wiesen nicht die geringste Unregelmäßigkeit auf, von den perfekt geschwungenen hellen Brauen bis hin zu der schmalen aristokratischen Nase, Und seine Augen konnten es an Schönheit durchaus mit den ihren aufnehmen. Ihn anzuschauen, war durchaus ein Vergnügen.
    »Wollen Sie mit

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