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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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»Schließlich bin ich jetzt selbst verheiratet, und ich habe schon festgestellt, daß Colin sich nicht von Douglas und Ryder unterscheidet. Er brüllt und tobt, bis ich ihm den Schädel einschlagen könnte. Aber diesmal wird er bestimmt verstehen, daß mir gar keine andere Wahl blieb, als selbst die Initiative zu ergreifen.«
    »Ha!« rief Alex.
    »Ha, ha«, ergänzte Sophie.
    »Vielleicht kommt er ja auch nie dahinter«, tröstete sich Sinjun.
    »Das dürfte ein Wunschtraum bleiben«, sagte Alex.
    »Du sagst es«, bekräftigte Sophie.
    In düstere Gedanken versunken, eilten die drei Damen zu den Stallungen. Sinjun befahl Ostle, Fanny und zwei andere Pferde zu satteln.
    »Das and're hat mir gar nich' gefallen«, wiederholte er ein ums andere Mal. »'S is' nicht recht.«
    »Du wirst den Mund halten, Ostle«, erklärte Sinjun so resolut, daß ihre Schwägerinnen sie verwundert ansahen. »Sobald wir fort sind, reitest du nach Edinburgh und ziehst die Erkundigungen ein, von denen wir gesprochen haben. Es ist sehr wichtig, daß niemand etwas davon erfährt, daß du so schnell wie möglich zurückkommst und mich unter vier Augen informierst. Hast du mich verstanden, Ostle?«
    Obwohl ihm die ganze Sache nicht geheuer war, nickte er ergeben. Immerhin hatte die Gräfin ihn fürstlich entlohnt.
    Unglückseligerweise gab es außer Fanny nur ein Pferd, das für eine Dame geeignet war. »Macht nichts«, sagte Sinjun, »dann nehme ich eben Argyll, Sophie reitet auf Fanny, und Alex wird mit Carrot vorliebnehmen müssen.«
    »Äh, Mylady ... Argyll is' heut aber gar nich' gut aufgelegt. Seine Lordschaft wollt' ihn reiten, aber der Bursche hat sich so garstig aufgeführt, daß Seine Lordschaft dann doch lieber den Gulliver genommen hat. 'S is' nich' länger wie zehn Minuten her, daß er weggeritten is'.«
    Gulliver war der Hengst, auf dem Colin von Edinburgh nach Hause geritten war, nachdem Philip ihn geholt hatte. Sinjun schluckte, sagte aber energisch: »Nun, ob er garstig ist oder nicht — sattle Argyll für mich. Zehn Minuten, so, so .. . Beeil dich, Ostle, und mach dir keine Sorgen. Alles wird gut gehen.«
    Gleich darauf galoppierten sie die lange Auffahrt hinab. Die warme Sommerluft umspielte ihre Gesichter, und einzelne Sonnenstrahlen, die durch den Baldachin aus dichtem grünem Laub drangen, zauberten ein reizvolles Muster auf den Kies.
    »Wie schön!« rief Sophie begeistert.
    »Ja«, stimmte Sinjun zu. »Colin sagt, daß ausgerechnet jener Vorfahr von ihm, der sich nackt malen lassen mußte, all diese Bäume entlang der Auffahrt pflanzen ließ. Eine reizvolle Idee, finde ich. Aber mit den Gärten von Northcliffe können wir natürlich nicht konkurrieren, Alex.«
    »Vielleicht nicht, aber eine solche Allee werde ich in Northcliffe auch anlegen lassen«, sagte Alex. »Was meint ihr — Kiefern, Birken und Eichen?«
    Sinjun wußte, daß ihre beiden Begleiterinnen von ihrem Plan nicht begeistert waren und sich mit belanglosen Gesprächen über Bäume abzulenken versuchten. Zum Glück benahm sich Argyll mustergültig, so als wäre er hell begeistert, daß ausnahmsweise eine Frau auf seinem breiten Rücken saß.
    »Das Schloß der MacPhersons ist etwa zehn Kilometer von hier entfernt«, berichtete Sinjun bei einem kurzen Halt, »aber ich kenne eine Abkürzung — Ostle hat sie mir genau beschrieben. Seid ihr immer noch mit von der Partie? Bestimmt?«
    »Mir gefällt die Sache nicht«, sagte Sophie, »und Alex auch nicht. Es muß eine andere Möglichkeit geben. Dein Plan birgt unwägbare Risiken.«
    Sinjun schüttelte den Kopf. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir dürfen MacPherson auf gar keinen Fall die Initiative überlassen. Er hat schon einmal — vielleicht sogar zweimal — versucht, Colin umzubringen, und beim zweitenmal bin versehentlich ich verletzt worden.«
    Ihre Schwägerinnen schnappten nach Luft, denn sie hatte ihnen bis dahin nichts von dem Mordversuch in Edinburgh erzählt, aber sie fuhr unerbittlich fort: »Nein, die Initiative mußte von mir ausgehen. Wir werden ihn überrumpeln. Natürlich weiß ich, daß es Probleme geben könnte, sogenannte unbekannte Faktoren, aber etwas Besseres ist mir einfach nicht eingefallen. Und es wird bestimmt klappen. Ostle wird in Edinburgh herausfinden, was wir wissen müssen. Die ganze Affäre müßte in höchstens zwei Tagen abgeschlossen sein. Und sogar wenn eure Männer in der Zwischenzeit auftauchen sollten, werde ich mich immer noch verkrümeln und die Sache allein zu

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