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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Unverfrorenheit, Argyll zu reiten!« Das Pferd, dem er sein Herz ausgeschüttet hatte, schüttelte nur den Kopf, um Fliegen abzuwehren.
    Colin ließ das Schloß nicht aus den Augen, konnte aber nichts Ungewöhnliches erkennen, keine nervöse Betriebsamkeit, keine Aufregung. Einige Leute waren zu sehen, aber sie schienen ihren üblichen Beschäftigungen nachzugehen.
    Was führten Joan und ihre Schwägerinnen im Schilde? Waren sie wirklich hierhergekommen?
    Nach weiteren zehn Minuten langweiliger Beobachtung gelangte er zu dem Schluß, daß er hier nur seine Zeit vergeudete. Wenn er nicht an die schweren eisenbeschlagenen Türen von St.Monance klopfen und fragen wollte, wo seine Frau sei, konnte er genauso gut den Heimweg antreten. In seiner Wut auf Joan, die mit einer gehörigen Portion Angst vermischt war, hatte er völlig impulsiv gehandelt, ohne vorher zu überlegen, ob sein Tun sinnvoll war.
    Wo zum Teufel steckten Joan und ihre lieben Verwandten?
    Als er kehrtmachte, sah er sich plötzlich Philip gegenüber, der ganz ruhig auf seinem Pony saß. Colin mußte sich eingestehen, daß er wirklich nicht in Hochform war, hatte er doch nicht einmal bemerkt, daß der Junge ihm gefolgt war. Ohne ein Wort zu wechseln, ritten Vater und Sohn tief in Gedanken versunken nach Hause.
    Colin war nicht einmal besonders überrascht, als er sah, daß die drei Pferde wieder in ihren Boxen standen und fraßen, als wären sie völlig ausgehungert. Selbst ein Blinder hätte sehen können, daß sie einen harten Ritt hinter sich hatten. Argyll warf seinem Herrn einen Blick zu, der durchaus besagen konnte: >Diesmal hat sie's dir aber gezeigt, mein Lieber! <
    Colin grinste, aber es war kein amüsiertes Grinsen. Mit großen Schritten eilte er auf das Haus zu. Philip blieb ihm dicht auf den Fersen, aber als der Junge etwas sagen wollte, wehrte Colin stirnrunzelnd ab. Trotzdem rief sein Sohn ihm nach, als er die Treppe hinaufstürmte, zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend: »Vergiß nicht, daß sie schwer krank gewesen ist, Papa!«
    »Bevor ich mit ihr fertig bin, wird sie sich sehnlichst wünschen, wieder hohes Fieber zu haben«, brüllte Colin über die Schulter hinweg.
    Er begegnete Tante Arleth, die zufrieden lächelte, als sie seine Wut sah. Ihm war klar, daß sie keinen sehnlicheren Wunsch hatte, als daß er seine Frau umbringen würde. Im Augenblick hatte er tatsächlich Mordgelüste.
    Am liebsten wäre er einfach ins Schlafzimmer gestürzt und hätte losgebrüllt, aber er zwang sich in letzter Sekunde zur Ruhe. An tobende Männer waren die drei Damen so gewöhnt, daß sein Gebrüll jede Wirkung verfehlen, geschweige denn sie derart einschüchtern würde, daß sie ihm stammelnd die Wahrheit gestanden.
    Unter Aufbietung aller Willenskraft schaffte er es, die Tür leise zu öffnen. Ihm bot sich ein idyllisches Bild: seine beiden Schwägerinnen saßen elegant gekleidet auf ihren Stühlen, wie zu einer Teegesellschaft, und seine Frau lag im Bett, mit offenen Haaren und in einem spitzenbesetzten Morgenrock. Sie sah sehr jung und unschuldig aus und hielt ein Buch in der Hand. Alle drei Damen betrachteten ihn forschend, so als wäre er unbefugt in einen vornehmen Salon in Putnam Square eingedrungen, und ihre Mienen schienen zu besagen: >Nanu, wie kommt denn dieser Gentleman hierher? Seltsam, wir hatten ihn doch gar nicht eingeladen. Was sollen wir jetzt mit ihm machen? <
    Dann rief Joan mit honigsüßer Stimme: »O Colin, wie schön, daß du wieder hier bist! Es tut mir wirklich leid, daß du Dr. Childress ganz umsonst bemüht hast, aber gleich nachdem du gegangen warst, fühlte ich mich seltsamerweise viel besser. Ich versuchte noch, dich zurückzurufen, aber du warst schon fort. Wie du sehen kannst, geht es mir jetzt ganz gut. Freust du dich darüber?«
    »Was ich sehe«, sagte Colin sanft, »ist eine perfekte Bühneninszenierung, auf die jedes Londoner Theater stolz sein könnte. Ihr drei seid wirklich sehr begabt. Daß Joan unglaublich schnell agieren kann, wußte ich natürlich schon lange, spätestens seit unserer gemeinsamen Flucht nach Schottland, aber nun sehe ich, daß ihr zwei es genauso faustdick hinter den Ohren habt. Sogar die Farben eurer Kleider sind auf Joans Morgenrock abgestimmt. Wirklich bemerkenswert! Ich gratuliere euch allen.«
    Er setzte sich neben Sinjun auf das Bett und betrachtete nachdenklich ihren schlanken weißen Hals, den er liebend gern umgedreht hätte. Statt dessen begann er mit einer Strähne ihres

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