Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
heftige Stürme. Im Frühling sind die Hügel mit purpurfarbenem Heidekraut bedeckt, und das Rhododendron überwuchert alle Bauernkaten und rankt sich sogar an den Mauern meiner zugigen Burg empor, in allen möglichen Rosa- und Rottönen.«
    Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Da faselte er nun wie ein Dichter über die Schönheiten Schottlands, so als wollte er seiner Heimat eine Art Empfehlungsschreiben ausstellen, und sie hing verzückt an seinen Lippen. Es war einfach absurd, und er konnte so etwas nicht dulden. Er räusperte sich kräftig. »Ich lüge nicht — meine Ländereien könnten viel Geld abwerfen, weil es genug fruchtbaren Boden gibt, und ich habe gute Ideen, wie ich das Los der Pächter erleichtern könnte — und damit auch mein eigenes. Bei uns herrschen keine Zustände wie im Hochland, wo man sogar heutzutage Schafe importieren muß, um überleben zu können. Aber ich brauche Geld, Joan, viel Geld, und deshalb bleibt mir gar keine andere Wahl als die Heirat mit einer reichen Erbin.«
    »Ich verstehe. Kommen Sie mit mir nach Hause und sprechen Sie mit Douglas. Er ist der Earl of Northcliffe, müssen Sie wissen. Wir werden ihn fragen, wie hoch meine Mitgift ist, aber sie muß schon sehr üppig sein, denn ich habe gehört, wie er zu meiner Mutter sagte, sie solle aufhören zu unken, daß ich als alte Jungfer enden würde. Mit meiner Mitgift könnte ich sogar noch mit fünfzig und ohne einen einzigen Zahn im Mund mühelos einen Mann finden.«
    Er sah sie hilflos an. »Aber warum ausgerechnet ich?«
    »Keine Ahnung, aber es ist nun einmal so.«
    »Ich könnte Sie im Bett erdolchen.«
    Ihre Augen verschleierten sich, und er wurde plötzlich von schier übermächtiger Begierde geschüttelt.
    »Ich sagte erdolchen, nicht vögeln.«
    »Was bedeutet: >vögeln    »Es bedeutet . . . o verdammt, können Sie sich nicht endlich ein bißchen verstellen? >vögeln< ist ein sehr vulgärer Ausdruck, und ich entschuldige mich dafür.«
    »Oh, dann meinen Sie wohl den Liebesakt.«
    »So ist es, nur bezieht sich dieser Ausdruck auf die wesentlichen Vorgänge zwischen Mann und Frau, ohne all den hochgestochenen romantischen Unsinn, mit dem Frauen den Akt gern verbrämen.«
    »Aha, Sie sind also zynisch. Na ja, schließlich können Sie nicht in jeder Hinsicht vollkommen sein. Meine beiden Brüder vögeln nicht, sondern machen Liebesspiele. Vielleicht werde ich es Ihnen beibringen können, aber vorher müssen Sie mir natürlich zeigen, wie diese Sache überhaupt geht. Es wäre für Sie bestimmt unzumutbar, wenn Sie jedesmal, wenn Sie mich küssen wollen, schallend lachen müssen, weil ich den Mund zu weit aufreiße.«
    Colin wandte sich von ihr ab. Er fühlte sich auf eine unwirkliche Insel versetzt, deren Boden unter seinen Füßen schwankte. Er haßte es, nicht alles unter Kontrolle zu haben; daß er ohne jedes eigene Verschulden vor dem sicheren Ruin stand, war für seinen männlichen Stolz schon schlimm genug. Da würde er sich nicht obendrein noch von einer Frau am Gängelband führen lassen, aber diese unmögliche Person hielt es offenbar für ganz normal, ständig die Initiative zu ergreifen. Kein schottisches Mädchen würde sich jemals so aufführen wie diese angeblich vornehme englische Dame. Es war einfach absurd. Er kam sich wie ein kompletter Narr vor. »Liebe kann ich Ihnen nun beim besten Willen nicht versprechen«, sagte er schroff. »Ich glaube nicht an Liebe, und dafür habe ich sehr gute Gründe. Unzählige Gründe.«
    »Das hat mein Bruder Douglas auch immer behauptet, aber dann hat er sich verändert. Wissen Sie, seine Frau Alexandra hat einfach solange nicht lockergelassen, bis sie ihn bekehrt hat, und jetzt würde er sich mit Freuden mitten in eine Schlammpfütze legen, damit sie trockenen Fußes hinüberkommt.«
    »Dann ist er ein Narr.«
    »Vielleicht. Aber er ist ein sehr glücklicher Narr.«
    »Ich habe keine Lust, mich weiter über dieses Thema zu unterhalten. Sie machen mich ganz konfus. Nein, seien Sie still. Ich bringe Sie jetzt nach Hause, und dann muß ich in Ruhe nachdenken. Und Sie sollten das gleiche tun. Ich bin nur ein Mann, verstehen Sie? Ein ganz normaler Mann. Wenn ich Sie heiraten würde, so nur des Geldes wegen und nicht etwa wegen Ihrer schönen Augen oder wegen Ihres vermutlich sehr schönen Körpers.«
    Sinjun nickte und fragte gleich darauf leise: »Glauben Sie wirklich, daß ich einen schönen Körper habe?«
    Er half ihr fluchend beim Aufsteigen und schwang sich

Weitere Kostenlose Bücher