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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sodann selbst in den Sattel. »Nein«, knurrte er entnervt, »nein, seien Sie bitte endlich still!«
    Sinjun hatte es nicht eilig, nach Hause zu kommen, aber Colin schlug ein rasches Tempo an. Als sie das herrschaftliche Haus der Sherbrookes erreichten, führte Sinjun ihre Stute zum Stall, ohne ihren Begleiter zu beachten, und ihm blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen.
    »Henry, bitte kümmere dich um die Pferde. Dies ist Seine Lordschaft, Lord Ashburnham.«
    Henry zupfte an einer karottenroten Locke, die ihm in die Stirn fiel, und musterte Colin interessiert, was diesen sehr wunderte. Um dieses verwegene Mädchen mußten doch Dutzende von Männern herumscharwenzeln, allein schon aus Neugier, was es wohl als nächstes sagen würde. Und dem Grafen blieb wohl nichts anderes übrig als jeden Mann, der sein Haus betrat, vor der übertriebenen Offenheit seiner Schwester zu warnen.
    Sinjun lief leichtfüßig die Treppe hinauf, öffnete die Tür und bat Colin ins Haus. Die Eingangshalle war nicht so gewaltig wie die von Northcliffe Hall, aber mit ihrem weißen, blau geäderten Marmorboden und den hellblauen Wänden, an denen Porträts längst verstorbener Sherbrookes hingen, doch sehr eindrucksvoll.
    Sinjun schloß die Tür und schaute sich um, ob der Butler oder einer der anderen Dienstboten in der Nähe war. Kein Mensch war zu sehen. Sie schenkte Colin ein strahlendes Lächeln — ein sehr verschwörerisches Lächeln, wie er stirnrunzelnd feststellte — und trat dicht an ihn heran.
    »Ich bin sehr froh, daß Sie hereingekommen sind. Jetzt werden Sie mir wenigstens glauben, daß ich wirklich die bin, für die ich mich ausgebe, obwohl ich die Vorstellung, Ihre Mätresse zu werden, ganz interessant finde — natürlich nur theoretisch. Möchten Sie jetzt mit meinem Bruder sprechen?«
    »Ich hätte nicht mitkommen sollen. Ich habe auf dem ganzen Rückweg darüber nachgedacht, und es geht einfach nicht — nicht auf diese Weise. Wissen Sie, ich bin nicht daran gewöhnt, von einem Mädchen gehetzt und in die Enge getrieben zu werden wie ein Fuchs bei der Jagd. Das ist unnatürlich und . . .«
    Sinjun lächelte ihn an, legte ihm die Arme um den muskulösen Hals und bot ihm ihre Lippen dar. »Ich werde den Mund öffnen, aber diesmal nicht so weit. Ist es so richtig?«
    Es war mehr als richtig. Colin starrte eine Sekunde lang auf diesen weichen, leicht geöffneten Mund und zog sie dann fest an sich. Er vergaß, daß er sich in der Halle eines fremden Hauses befand, daß bestimmt irgendwelche Dienstboten in der Nähe waren, daß die ehrwürdigen Sherbrookes an den Wänden dieses Treiben zweifellos mißbilligen würden.
    Seine Zunge glitt spielerisch über ihre Lippen und schob sich langsam in ihren Mund. Es war wundervoll, und sie schien es genauso zu genießen wie er selbst. Sein Kuß wurde immer leidenschaftlicher, und sie ging voll darauf ein. Er hatte seit einem Monat mit keiner Frau geschlafen, aber er wußte, daß das nicht der einzige Grund für die ungewöhnlich starke Wirkung sein konnte, die sie auf ihn ausübte. Seine Hände glitten an ihrem Rücken entlang, wölbten sich um ihr Gesäß und preßten sie an seinen Unterleib.
    Sie stöhnte leise.
    »Mein Gott, was geht hier vor?«
    Diese Worte drangen jäh in Colins umnebeltes Gehirn, und im selben Moment wurde er von ihr weggerissen und mit einem gewaltigen Kinnhaken auf den weißen Marmorboden befördert. Benommen schüttelte er den Kopf und blickte zu dem Mann empor, der im wahrsten Sinne des Wortes mordlustig aussah.
    »Douglas, untersteh dich! Das ist Colin Kinross, und wir werden heiraten.«
    »Nur über meine Leiche! Verdammt, ein Mann, der nicht einmal soviel Anstand besitzt, sich mir vorzustellen, küßt dich leidenschaftlich in der Eingangshalle meines Hauses! Er hatte sogar seine Hände auf deinem Hintern! Mein Gott, Sinjun, wie konntest du das nur zulassen? Geh nach oben, mein Fräulein. Keine Widerrede! Ich werde mich mit dir beschäftigen, wenn ich mit diesem Herrn hier fertig bin.«
    Sinjun hatte ihren Bruder noch nie so wütend erlebt, aber sie stellte sich ihm ganz ruhig in den Weg, als er sich wieder auf Colin stürzen wollte. »Nein, nicht, Douglas. Hör auf. Colin kann nicht zurückschlagen, weil er sich in deinem Haus befindet, und ich habe ihn hierher eingeladen. Ich lasse nicht zu, daß du ihn noch einmal schlägst. Es wäre unehrenhaft.«
    »Das mußt ausgerechnet du sagen!« brüllte Douglas.
    Sinjun hatte nicht bemerkt, daß Colin sich

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