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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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aufgerappelt hatte und hinter ihr stand, bis er ruhig sagte: »Er hat recht, Joan. Ich hätte mich hier in seinem Haus nicht derart vergessen dürfen. Entschuldigen Sie bitte, Mylord. Trotzdem kann ich Ihnen nicht erlauben, wieder zuzuschlagen.«
    Douglas war außer sich vor Wut. »Sie haben eine ordentliche Tracht Prügel verdient, Sie Bastard!«
    Er schob Sinjun beiseite und stürzte sich auf Colin. Die beiden Männer rangen keuchend miteinander, durchaus ebenbürtige Gegner. Einer stöhnte, weil er einen kräftigen Hieb in den Magen abbekommen hatte. Sinjun hörte einen Aufschrei ihrer Schwägerin, und dann kam Alex auch schon die Treppe hinabgestürzt. Die Dienstboten drängten sich mit großen Augen unter der Treppe und auf der Schwelle zum Eßzimmer.
    »Hört auf!«
    Sinjuns Stimme führte nicht zum Waffenstillstand. Im Gegenteil, sie schienen noch wütender aufeinander einzudreschen. Ihr riß der Geduldsfaden. Männer! Konnten sie denn nichts in Ruhe bereden? Mußten sie sich immer wie kleine Jungen aufführen? Sie rief Alex zu: »Bleib, wo du bist, ich werde allein damit fertig. Mit wahrer Wonne!«
    Sie zog einen langen Spazierstock aus dem Rosenholzständer in der Ecke neben der Haustür und ließ ihn auf Douglas Schulter niedersausen. Dann schlug sie genauso kräftig auf Colins rechten Arm.
    »Das reicht, ihr Narren!«
    Die beiden Männer ließen voneinander ab. Beide waren völlig außer Atem. Douglas hielt sich die Schulter, Colin den Arm.
    »Wie kannst du es wagen, Sinjun!«
    Aber Douglas wartete die Antwort seiner Schwester erst gar nicht ab, sondern wandte sich wutschnaubend wieder dem Mann zu, der die Unverschämtheit besessen hatte, mitten in der Halle den Po seiner kleinen Schwester zu begrapschen und seine Zunge in ihren Mund zu schieben. In ihren Mund! Dieser gottverfluchte Bastard!
    Sinjun begann wieder ihren Stock zu schwingen, um die Aufmerksamkeit der Streithähne auf sich zu lenken. Sie hörte Alex schreien: »Hör auf, Douglas!« Und dann schlug Alex mit ihrem eigenen Spazierstock zu und traf ihren Mann kräftig am Rücken.
    Das hatte auf Douglas eine ernüchternde Wirkung. Die absurde Situation kam ihm voll zu Bewußtsein: seine kleine Frau und seine erhitzte Schwester schwenkten Spazierstöcke, so als hätten sie sich in verrückte Derwische verwandelt.
    Er holte tief Luft, warf dem schottischen Lüstling einen verdrossenen Blick zu und knurrte: »Die Weiber werden uns noch umbringen. Wir müssen uns entweder in einen Boxklub begeben oder aber unsere Fäuste in die Taschen stecken.«
    Colin starrte die große junge Dame an, die ihm einen Heiratsantrag gemacht und ihren Bruder geschlagen hatte, um ihn — Colin — zu beschützen. Kaum zu glauben. Und jetzt hatte sie sich zwischen ihn und den Grafen gestellt, ihren Spazierstock immer noch fest in der Hand. Es war nicht nur unglaublich, sondern auch demütigend.
    »Fäuste in die Taschen, wenn es Ihnen recht ist, Mylord«, sagte er.
    »Gut! rief Sinjun. »Alex, was meinst du, sollen wir die Stöcke weglegen oder lieber behalten, für den Fall, daß die Herren noch einmal ihre gute Erziehung vergessen und aufeinander losgehen?«
    Alex gab keine Antwort. Mit gerunzelter Stirn ließ sie den Stock fallen und rammte ihrem Mann eine Faust in die Magengrube. Douglas war so überrascht, daß er zunächst nur einen Grunzlaut ausstieß. Dann blickte er seufzend von seiner Frau zu Sinjun. »Also gut, Fäuste in die Taschen.«
    »Zivilisation ist keine schlechte Sache«, kommentierte Sinjun. »Um den Waffenstillstand zu festigen, werden wir jetzt Tee trinken. Aber vorher müssen Sie mit mir mitkommen, Colin. Ihre Lippe blutet. Ich werde Sie verarzten.«
    »Und du siehst auch schrecklich aus, Douglas«, tadelte Alex. »Deine Knöchel sind aufgeschürft, und du hast dein Hemd zerrissen — ausgerechnet jenes, das ich dir zum Geburtstag genäht habe. Aber daran denkst du natürlich nicht, wenn du dich Hals über Kopf in alberne Raufereien stürzt! O Gott, du hast sogar Colins Blut am Kragen! Das wird Mrs. Jarvis bestimmt nicht einmal mit ihren besten Mitteln herausbekommen. Sinjun, in zehn Minuten treffen wir uns alle im Salon.« Sie drehte sich um, sah den Butler blaß und nervös dastehen und sagte ruhig: »Drinnen, sagen Sie dem Personal bitte, daß es wieder an die Arbeit gehen soll. Und bringen Sie Tee und Gebäck in den Salon. Seine Lordschaft ist Schotte und wird bestimmt sehr kritisch sein. Vergewissern Sie sich, daß am Gebäck nichts zu

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