Die Jungfernbraut
Spitzname nicht.«
Douglas starrte ihn sprachlos an.
»Mir macht es wirklich nichts aus«, beteuerte Sinjun mit erhabenem Lächeln. »Er kann mich nennen, wie er will. Nun, habe ich euch nicht immer gesagt, daß diese ganze Heiratsangelegenheit gar nicht so kompliziert sein kann, wenn man weiß, was man will? Jetzt seht ihr, daß ich recht hatte. Alles geht seinen ganz einfachen Gang. Was möchten Sie in den Tee, Colin?«
»Einen Augenblick bitte«, knurrte Douglas. »An dieser Sache ist überhaupt nichts einfach, Sinjun. Hör mir jetzt mal gut zu.« Er wandte sich an Colin. »Ich habe herausgefunden, Sir, daß Sie auf der Suche nach einer reichen Erbin sind. Das haben Sie selbst überall erzählt. Und zweifellos ist Ihnen bekannt, daß Sinjun ziemlich reich sein wird, sobald sie heiratet.«
»Das erzählt sie mir dauernd. Sie ist von sich aus auf mich zugekommen und hat mir erklärt, sie sei eine reiche Erbin, und sie wollte unbedingt, daß ich mit Ihnen spreche und genaue Auskünfte über die Höhe ihrer Mitgift einhole.«
»Sie hat was getan?«
Sinjun lächelte ihrem Bruder unbefangen zu. »Es stimmt, Douglas. Ich wußte, daß er eine Frau mit Geld braucht. Deshalb habe ich ihm gesagt, ich sei ideal für ihn. Wo gibt es denn sonst noch eine so gelungene Mischung von Geld und gutem Aussehen? Und als lohnende Zugabe bekommt er auch noch alle anderen Sherbrookes.«
Alex konnte nicht anders, sie mußte lachen. »Ich hoffe nur, Colin, daß Sie diesen Racker halbwegs unter Kontrolle bekommen. Sinjun hat mich einmal in der riesigen Halle von Northcliffe zu Boden geworfen und vor aller Augen festgehalten, bis Douglas aus dem Zimmer befreit werden konnte, in das ich ihn gesperrt hatte. Sie müssen aufpassen, denn sie läßt nicht mehr locker, sobald sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.«
Ihr perlendes Lachen erfüllte den Salon, Sinjun grinste, Douglas machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, und Colin sah so aus, als wäre er in einem Irrenhaus gelandet und würde von den Insassen bedrängt.
Sinjun klopfte ihm tröstend auf den sandfarbenen Rockärmel. »Ich erzähle Ihnen später die ganze Geschichte«, sagte sie. Weil sie aber den Fehler beging, ihn dabei anzusehen, errötete sie über ihre eigenen hochinteressanten Gedanken.
»Hören Sie damit auf, Joan«, zischte er zwischen den Zähnen hindurch. »Sie sind eine Gefahr für sich selbst. Hören Sie sofort auf, oder wollen Sie, daß Ihr Bruder mich wieder angreift?«
»Ich bitte mir einen Augenblick Ruhe und Aufmerksamkeit aus.« Douglas stand auf und begann im Salon hin und her zu laufen. Als heißer Tee aus seiner Tasse auf seine Hand schwappte, schnitt er eine Grimasse und stellte die Tasse ab. »Sinjun, du hast ihn vor fünf Tagen zum erstenmal gesehen. Vor fünf Tagen! Du weißt überhaupt nicht, ob du mit diesem Mann glücklich sein könntest — du kennst ihn doch kaum.«
»Er hat gesagt, daß er mich nicht schlagen würde. Er hat gesagt, er sei freundlich und fühle sich für alle, die von ihm abhängig sind, verantwortlich. Wenn es wirklich kalt ist, läßt er seine Katzen bei sich im Bett schlafen. Was brauche ich denn sonst noch zu wissen, Douglas?«
»Vielleicht solltest du dich dafür interessieren, ob ihm außer an deinem Geld auch etwas an dir selbst liegt.«
»Oh, mit der Zeit wird er mich bestimmt ins Herz schließen. Ich bin schließlich kein Widerling. Du magst mich ja auch, Douglas.«
Colin erhob sich. »Joan, hören Sie auf, für mich zu antworten, so als wäre ich ein Dummkopf oder nicht anwesend.«
»Ausgezeichnet.« Sinjun faltete sittsam die Hände auf ihrem Schoß.
»Mylord, ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen! Das ist kein ...« Douglas fehlten einfach die Worte. Er marschierte auf die Tür zu und rief über die Schulter hinweg: »Nächste Woche um diese Zeit werde ich mich mit Ihnen unterhalten, Colin Kinross. Sieben Tage! Sieben zusätzliche Tage, haben Sie mich verstanden? Und halten Sie sich während dieser Zeit von meiner Schwester fern. Vor allem aber — lassen Sie die Hände von ihr, bevor Sie sich in zehn Minuten verabschieden.«
Er schmetterte die Tür hinter sich zu. Alex stand auf und grinste Sinjun und Colin zu. »Ich glaube, ich werde seine sorgenzerfurchte Stirn mit Rosenwasser massieren. Das wird ihn beruhigen.« Kichernd ging sie zur Tür, gab ihrer Schwägerin aber noch einen guten Rat: »Laß die Hände von ihm, Sinjun, hast du gehört? Männer sind in dieser Hinsicht sehr anfällig, und man darf
Weitere Kostenlose Bücher