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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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und Bäume standen in voller Blüte. Sie hörte Colin lachen und lächelte zufrieden. MacDuff — es war ein noch viel ausgefallenerer Spitzname als ihr eigener — schien ein netter Kerl zu sein; vor allem aber schien er Colin sehr gern zu haben. Sogar im Sitzen sah er gewaltig aus, nicht dick, nein, kein bißchen, nur gewaltig wie ein Riese, und das kräftige Lachen, das seinen ganzen Körper erschütterte, paßte zu ihm. Sie mochte ihn auf Anhieb. Er war nicht beleidigt gewesen, als sie ihm angedroht hatte, ihn mit einem Fußtritt hinauszubefördern, wenn er Colin ermüdete.
    Er hatte von seiner imposanten Höhe aus auf sie herabgegrinst. »Sie sind kein Feigling, wie ich sehe, nur ein bißchen dumm, weil Sie sich diesen schrägen Vogel ins Haus geholt haben. Keine Sorge, ich mache mich aus dem Staub, sobald der arme Kerl müde wird.«
    In bestem Einvernehmen hatte sie ihn zu Colin gebracht.
    Jetzt stand MacDuff tatsächlich unaufgefordert auf und sagte: »Du mußt dich ausruhen, alter Junge. Nein, bitte keine Einwände. Ich habe Sinjun versprochen, dich nicht zu überanstrengen, und ich habe mächtigen Respekt vor ihr.«
    »Sie heißt Joan. Schließlich ist sie kein Mann.«
    MacDuff hob eine Augenbraue. »Aha, wir sind wohl ein bißchen reizbar? Ein bißchen deprimiert? Ich besuche dich morgen wieder, Ash. Tu, was Sinjun dir sagt. Sie hat mich übrigens zur Hochzeit eingeladen.«
    Der Kleiderschrank von Mann zog sich diskret zurück.
    »Er hat genauso wie du keinen schottischen Akzent.«
    »Trotz seines Spitznamens bevorzugt MacDuff die englische Seite seiner Familie. Mein Vater und seine Mutter waren Geschwister. Seine Mutter hat einen Engländer aus York geheiratet, einen sehr wohlhabenden Eisenwarenhändler. Wir wurden beide in England erzogen, aber er hat sich viel stärker angepaßt als ich, und ich dachte früher, daß er am liebsten alle Brücken nach England abreißen würde. Aber inzwischen scheint er seine Einstellung geändert zu haben, denn in den letzten Jahren lebt er größtenteils in Edinburgh.«
    »Du bist müde, Colin. Ich möchte mehr darüber hören, aber später, mein Lieber.«
    »Du bist ein schrecklicher Tyrann.« Er hörte sich säuerlich an, und das freute sie, weil es ein sicheres Anzeichen dafür war, daß er sich auf dem Wege der Besserung befand.
    »Ich weiß, Colin, aber ich meine es nur gut. Möchtest du mich vielleicht übermorgen heiraten?«
    »Habe ich mich vorhin nicht klar genug ausgedrückt?« knurrte er ungnädig, doch sie lächelte völlig unbeeindruckt, bevor sie hinter sich die Tür schloß.
    Colin schloß erschöpft die Augen. Er machte sich große Sorgen und war wütend. MacDuff hatte ihm berichtet, daß die MacPhersons Beutezüge in die Ländereien der Kinrosses unternahmen. Ihnen war zu Ohren gekommen, daß er vor dem finanziellen Ruin stand und sich nicht in Schottland aufhielt, und das nutzten sie jetzt weidlich aus. Normalerweise begnügten sie sich damit, über ihr Unglück zu jammern und zu klagen, obwohl sie es selbst verschuldet hatten, doch nun hatten sie Blut geleckt und sich nicht nur unberechtigt Ackerland und Schafe angeeignet, sondern auch einige Pächter umgebracht, die sich den Plünderungen zu widersetzen versuchten. Seine Leute taten ihr möglichstes, aber ihnen fehlte ein Anführer. Nie im Leben hatte sich Colin so hilflos gefühlt. Er war an dieses schöne Bett in diesem schönen Haus gefesselt, und solange er so schwach war, konnte er weder sich selbst noch seiner Familie noch seinen Pächtern helfen.
    Es gab für ihn nichts Wichtigeres als Joan Sherbrooke zu heiraten. Ihm wäre es sogar egal gewesen, wenn sie Zähne wie ein Karnickel gehabt hätte; Hauptsache war, daß sie viele glänzende Münzen in die Ehe mitbrachte. Nur eines zählte: er mußte die feigen MacPhersons schlagen und Vere Castle und den übrigen Besitz retten. Rasches Handeln war vonnöten. Er versuchte aufzustehen, knirschte mit den Zähnen, um sich den Schmerz im Oberschenkel zu verbeißen, und fiel aufs Bett zurück. Sobald Joan ihm wieder einen Heiratsantrag machte, würde er sie bitten, den Geistlichen innerhalb von fünf Minuten herzuholen.
    Douglas Sherbrooke faltete den Brief sehr sorgfältig und schob ihn in den Umschlag zurück.
    Er lief in der Bibliothek auf und ab, blieb stehen, zog den Brief wieder aus dem Kuvert und las ihn noch einmal. Die großen Druckbuchstaben waren mit schwarzer Tinte geschrieben:
    LORD NORTHCLIFFE,
    COLIN KINROSS HAT SEINE FRAU ERMORDET. ER WIRD

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