Die Jungfernbraut
Oberhaupt des MacPherson-Clans, und der Gutsherr hatte ihm geglaubt. Aber das nützte ihm nicht viel, denn es nagte an ihm, daß er sich nicht erinnern konnte, es verfolgte ihn im Schlaf, wenn er am verwundbarsten war. Obwohl er nie glaubte, der Mörder seiner Frau zu sein, hatte er das Gefühl, daß die Alpträume eine gerechte Strafe waren.
Stöhnend schlug er um sich. Die Messerwunde am Oberschenkel schmerzte höllisch. Sinjun war sofort auf den Beinen und legte ihm sanft die Hände auf die Schultern. »Schscht, Colin, ganz ruhig. Es sind nur Alpträume, weiter nichts, Fieberphantasien, die dich quälen. So ist's gut. Komm, trink etwas, dann wird es dir gleich besser gehen.«
Sie stützte ihn und hielt das Wasserglas an seine Lippen. Er schluckte willig, und als er genug getrunken hatte, drehte er den Kopf etwas zur Seite, und während sie ihm das Kinn abwischte, erklärte sie ihrer Schwägerin leise: »Ich habe etwas Laudanum ins Wasser gegeben, damit er tiefer schläft und keine Alpträume mehr hat.«
Alex schwieg. Sie wußte genau, daß keine zehn Pferde sie von Douglas' Bett wegbringen würden, wenn er krank wäre, und so tätschelte sie Sinjun nur aufmunternd den Arm und verließ den Raum.
Douglas war noch wach und zog seine Frau fest an sich. »Wie geht es ihm?«
»Schlecht. Er hat Alpträume. Es ist schrecklich, Douglas.«
»Konntest du Sinjun nicht dazu bringen, ihn für den Rest der Nacht Finkle zu überlassen?«
»Nein. Außerdem würde Finkle bestimmt einschlafen und den armen Colin mit seinem Geschnarche aufwecken, wenn nicht einmal du bei dem Lärm schlafen konntest, obwohl du nach einer zwölfstündigen Schlacht völlig erschöpft warst. Das hast du mir doch selbst erzählt. Nein, Finkle soll sich lieber tagsüber um Colin kümmern. Sinjun ist jung und kräftig. Sie will jetzt bei ihm sein. Laß sie.«
Douglas seufzte. »Das Leben hält wirklich allerlei Überraschungen bereit. Ich hatte ihm für eine Woche das Haus verboten, obwohl mir im Grunde klar war, daß die beiden sich sehen würden. Verdammt, er hätte sterben können, wenn Sinjun die Sache nicht selbst in die Hand genommen und ihn einfach aufgesucht hätte. Es ist meine Schuld. Sie weiß nichts von der Verletzung, oder?«
»Nein. Und wenn du dir weiterhin Vorwürfe machst, für etwas, wofür du überhaupt nichts kannst, werde ich Ryder schreiben und ihn bitten, sofort herzukommen und dich k.o. zu schlagen.«
»Ha! Das würde Ryder niemals tun. Außerdem bin ich stärker als er und würde Kleinholz aus ihm machen.«
»Aber dann bekämst du es mit Sophie zu tun.«
»Ein schrecklicher Gedanke!«
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, daß sie und Ryder im Augenblick nicht nach London kommen können. Nachdem zwei der Kinder sich beim Sturz vom Heuboden verletzt haben, könnten sie ihren Aufenthalt sowieso nicht genießen. Und unsere Zwillinge sind in Gesellschaft ihres Vetters und all der anderen Kinder sehr glücklich.«
»Ich vermisse die Kleinen«, sagte Douglas zärtlich.
»Alle zwölf plus unsere beiden plus Ryders und Sophies Sprößling?«
»Zwei auf einmal sind mir lieber. Und ich finde es ganz gut, Kinder herumzureichen, weil ihnen dann weniger Zeit bleibt, die Erwachsenen total um den Finger zu wickeln.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung, aber jetzt, wo Colin so krank ist und wir Hochzeitsvorbereitungen treffen müssen, ist es wohl besser, wenn wir die Jungen bei ihrem Onkel und ihrer Tante lassen.«
»Sinjun wird Colin bestimmt so bald wie möglich heiraten wollen. Ein Jammer, wenn Ryder und Sophie nicht dabei sein können.«
»Ich bin jetzt zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Schlafen wir lieber.«
Eine weiche Hand streichelte Douglas Brustkorb, und er schmunzelte im Dunkeln. »Ach, und ich dachte, du wärest müde. Hast du deine Kräfte plötzlich wiedererlangt? Soll ich belohnt werden?«
»Wenn du versprichst, nicht wieder so laut zu schreien, daß deine Mutter aufwacht.« Alex erschauderte noch in der Erinnerung an jene Nacht, als Douglas und sie sich besonders wild miteinander vergnügt hatten und seine Mutter plötzlich ins Zimmer gestürzt war, weil sie dachte, daß Alex ihren geliebten Sohn umbrachte. Es war eine denkbar peinliche Situation gewesen.
»Ich werde mir ein Taschentuch in den Mund stopfen«, versprach Douglas.
Er hatte endlich wieder einen klaren Kopf, war aber noch so schwach, daß er nicht einmal den Nachttopf erreichen konnte. Es war einfach gräßlich. Aber immerhin hatte er kein
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