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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hatte eine deutliche Sprache führen müssen — aber ja doch, Mylady ist eine reiche Erbin mit viel Geld, und sie hat den Grafen geheiratet, wirklich und wahrhaftig! — bevor der zahnlose Greis und all die anderen ihre Skepsis überwanden und die Dame höchst zuvorkommend und liebenswürdig behandelten. Sie hatten für die Kinder, für die Dienstboten und für Sinjun selbst Kleiderstoffe gekauft, ferner neues Geschirr für den Dienstbotentrakt, neues Bettzeug und viele andere Dinge noch. Auf der Liste, die Colin nie zu Gesicht bekommen würde, waren nun schon viele Posten abgehakt. Es war ein ereignisreicher und sehr befriedigender Tag gewesen.
    Sinjun drehte sich auf die Seite, fand aber trotz ihrer Müdigkeit keinen Schlaf, weil sie an das Kinross Mill House denken mußte, das Murdock der Bucklige ihr auf ihre Bitte hin gezeigt hatte. Es war ein sehr schönes Haus mit Parkanlagen aus dem siebzehnten Jahrhundert und einer alten Mühle, deren Mühlrad über dem rauschenden Bach freilich schon lange Stillstand. Sie hatte die Fischteiche, die anmutigen Statuen, die kunstvoll beschnittenen Bäume und herrlichen Rosengärten bewundert und sich geschworen, daß Colin und sie das Haus irgendwie wiederbekommen würden. Das waren sie ihren Kindern und Enkeln schuldig.
    Sie vermißte Colin sehr, aber er schien es keineswegs eilig zu haben, zu ihr zurückzukehren. Mittlerweile hatte sie begriffen, daß Männer Frauen brauchten, und daß nur Küsse ihnen nicht genügten. Sie mußten in eine Frau eindringen und ihren Samen in sie ergießen, und sie würde das erdulden müssen, wenn sie ihn nicht verärgern wollte. Wenn sie ihn davon überzeugen konnte, daß dreimaliges Eindringen wirklich stark übertrieben war, daß seine Bedürfnisse auch bei nur einem Mal bestimmt nicht zu kurz kamen, würde sie die Prozedur leichter ertragen können. Einmal pro Nacht? Einmal pro Woche? Sie fragte sich, wie oft wohl Douglas und Ryder mit ihren Frauen schliefen. Warum nur hatte sie Alex keine gezielten Fragen gestellt? Aber sie war so sicher gewesen, alles zu wissen, weil sie Douglas große Sammlung griechischer Theaterstücke verschlungen hatte, in denen es alles andere als puritanisch zuging.
    Sie dachte an Douglas und Alex, die sich leidenschaftlich küßten, sobald sie glaubten, daß niemand in der Nähe war. Und bei Ryder und Sophie war es genauso. Ryder neckte sie sogar lachend, während er an ihrem Ohrläppchen knabberte, sie streichelte oder küßte. Sinjun dachte, daß es ihr sehr gefallen würde, wenn Colin so etwas mit ihr machen würde. Nur jene andere Sache war so unangenehm. Warum nur hatte sie Alex nicht gefragt? Dabei war Alex viel kleiner und zierlicher als sie selbst, und Douglas war genauso groß wie Colin. Verdammt, wie konnte Alex das nur aushalten?
    Seufzend rollte sie sich wieder auf den Rücken. Und dann hörte sie plötzlich ein Geräusch. Sie öffnete die Augen und starrte im Dunkeln in die Richtung, aus der es gekommen war. Ein leises schabendes Geräusch. Aber wahrscheinlich hatte sie es sich nur eingebildet. Schließlich war dies ein sehr altes Haus, und in solchen alten Gemäuern knarrte und knackte es oft aus unerfindlichen Gründen. Sie schloß die Augen.
    Da war das Geräusch wieder, diesmal etwas lauter. Ein Kratzen, so als wäre jemand in der Wandtäfelung gefangen. Eine Ratte? Eine scheußliche Vorstellung.
    Vorübergehend trat Stille ein, doch dann begann das Kratzen erneut, diesmal begleitet von einem anderen Geräusch, das sich so anhörte, als würde irgendwo eine Eisenkette langsam über den Holzboden gezogen.
    Sinjun setzte sich im Bett auf. Das war doch absurd!
    Dann stöhnte jemand, und sie bekam eine Gänsehaut und rasendes Herzklopfen. Sie wollte die Kerze anzünden und tastete auf dem Nachttisch nach den Streichhölzern, warf die Schachtel aber versehentlich hinunter. Das Stöhnen und Kratzen endete abrupt, aber dafür wurden die von der Kette verursachten Geräusche lauter und schienen jetzt direkt aus dem Schlafzimmer zu kommen.
    Sinjuns Schreckensschrei blieb ihr in der Kehle stecken, als in der hintersten Ecke nun auch noch ein Licht aufglomm, ein grellweißes dünnes Licht. Vor Angst hätte sie fast ihre eigene Zunge verschluckt.
    Das Stöhnen setzte wieder ein, und dann schlug die Kette hart gegen etwas oder jemanden, und ein Schrei ertönte, so als hätte die Kette wirklich einen Menschen getroffen.
    O Gott, dachte Sinjun, ich kann nicht einfach dasitzen und wie Espenlaub zittern. Sie

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