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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Serena. Wollen wir nicht zusammen frühstücken und uns dabei überlegen, was du tun könntest?«
    »Oh, ich möchte jetzt nicht frühstücken. Ich glaube, ich werde ein paar rote Disteln pflücken. Sie sind das Emblem von Schottland, weißt du das?«
    »Nein, das habe ich nicht gewußt.«
    »Der Überlieferung zufolge sind Wikinger hier an Land gegangen, um zu plündern, zu vergewaltigen und zu morden, aber einer von ihnen hat auf Disteln getreten und vor Schmerz aufgeschrien. Das hat die einheimischen Gälen alarmiert, und dadurch konnten sie dem Feind entkommen.«
    »Blödsinn!« knurrte Tante Arleth und fügte leise hinzu: »Warum setzt du dich nicht lieber unter einen Vogelbeerbaum?«
    »Das ist wirklich unfreundlich, Tante. Aber selbst dann, wenn ich es täte, würde nichts passieren. Ich werde von Tag zu Tag mächtiger. Weißt du, Joan, ich bin eine Hexe, aber eine gute Hexe. Wir werden uns später weiter unterhalten.«
    »Was hat es mit dem Vogelbeerbaum auf sich?« wollte Sinjun wissen.
    Sie hörte, daß Annie scharf die Luft einzog.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Wie du meinst, Tante Arleth. Du wirst Annie jetzt in Ruhe arbeiten lassen. Möchtest du vielleicht mit mir frühstücken?«
    »Ich werde diesen Ort von dir befreien«, zischte Tante
    Arleth mit der bösartigsten Stimme, die Sinjun je gehört hatte. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte die Treppe hinauf. Konnte sie in den oberen Stockwerken etwas ruinieren? Nein, entschied Sinjun erleichtert.
    »Wenn du müde bist, Annie, kannst du in die Küche gehen und dich ausruhen. Die Köchin hat große Kannen Kaffee und Tee für alle gekocht, und ich glaube, es ist auch eine Riesenplatte mit Broonies da.« Sinjun rollte genießerisch das R im Namen der köstlichen kleinen Ingwerkuchen.
    »Danke, Mylady.«
    Sinjun lächelte, als sie die Zimmerleute fleißig arbeiten hörte. Sobald alle Treppen und Geländer in diesem Teil des Hauses repariert waren, würden sie sich die Treppe im Nordturm vornehmen. Alles ging gut vonstatten, und Sinjun war mit sich selbst sehr zufrieden.
    Zu ihrer Freude fand sie im Frühstückszimmer Dulcie mit Philip und Dahling vor.
    »Guten Morgen allerseits!« rief sie fröhlich.
    »Guten Morgen, Mylady«, sagte Dulcie. »Philip, runzle nicht so die Stirn, sonst hast du später Falten! Dahling, hör auf, das Tischtuch mit deinen Eiern zu bekleckern!«
    Ein ganz normales Frühstück, dachte Sinjun, die sich an die turbulenten Frühstücke mit Ryders Kinderschar erinnert fühlte. Sie bediente sich an der Anrichte und setzte sich in Colins Stuhl.
    »Das ist Papas Stuhl«, protestierte Philip prompt.
    »Ja, und er ist sehr schön geschnitzt und sogar groß genug für euren Vater.«
    »Das ist nicht dein Platz.«
    »Hier ist überhaupt kein Platz für dich«, verallgemeinerte Dahling.
    »Aber ich bin die Frau deines Vaters. Wo sollte denn mein Platz sein, wenn nicht hier in Vere Caste?«
    Dahling war etwas verwirrt, nicht aber Philip.
    »Nachdem Papa jetzt dein Geld hat, könntest du in ein Kloster gehen.«
    »Master Philip!« rief Dulcie entsetzt.
    »Aber ich bin nicht katholisch, Philip. Was soll ich denn im Kloster? Ich habe keine Ahnung von Kruzifixen, Beichten und Morgenämtern.«
    »Was sind Morgenämter?«
    »Gottesdienste um Mitternacht oder im Morgengrauen, Dahling.«
    »Oh ... Dann geh eben nach Frankreich und werd dort Königin.«
    »Das wäre nicht schlecht, Dahling, aber leider gibt es in Frankreich zur Zeit keine Königin, nur Kaiserin Josephine, Napoleons Frau.«
    Nun wußten beide Kinder nicht weiter, und Sinjun wechselte rasch das Thema. »Dieses Porridge ist wirklich köstlich. Ich esse es am liebsten mit braunem Zucker.«
    »Mit etwas Butter schmeckt es noch besser«, meinte Philip.
    »Wirklich? Das werde ich morgen ausprobieren.« Sie aß den letzten Löffel, seufzte zufrieden, trank einen Schluck Kaffee und sagte: »Ich habe in den letzten drei Tagen sehr hart gearbeitet. Heute morgen habe ich beschlossen, mir eine Belohnung zu gönnen, und diese Belohnung seid ihr. Wir reiten zusammen aus, und ihr zeigt mir die Gegend.«
    »Ich habe Bauchweh!« rief Dahling stöhnend.
    »Dann brauchst du einen Kamillentee, Dahling«, sagte Dulcie.
    »Ich begleite dich«, erklärte Philip großmütig, aber es entging Sinjun nicht, daß er seiner Schwester dabei zuzwinkerte.
    Philip brauchte weniger als zwei Stunden, um Sinjun in den Lomond Hills in die Irre zu führen und hinter sich zu lassen, und sie benötigte drei

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