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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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meiner Ersatzpferde satteln. Ich bin auf alle Schwierigkeiten vorbereitet, in die Ihr mich hineinziehen könntet. Ich kenne Euch ja schließlich.«
    Nach Foxwood führte eine häufig benutzte Landstraße und bis dorthin war es ein leichter Ritt, aber hinter Foxwood wurde das Gelände schwieriger und der Weg war steiler und des öfteren verschüttet. Die breite Flanke des Titterstone Clee zog sich hier bis zu einem öden Plateau hinauf und seine Spitze erhob sich zu ihrer Linken. Der Gipfel war in einer Wolke verborgen, die im Verlauf des Nachmittags immer tiefer sank.
    Yves ritt dicht neben Hugh. Er war mit Eifer dabei und hatte das Gefühl, wichtig zu sein.
    »Wir können das Dorf rechts liegen lassen, der Hof liegt weiter oben am Berg. Hinter diesem Kamm dort, in einer kleinen Mulde, sind Johns Felder und weiter oben am Hügel hat er einen Unterstand für die Schafe.«
    Plötzlich zügelte Hugh sein Pferd, saß reglos mit erhobenem Kopf und zog prüfend die Luft ein. »Riecht Ihr das auch? Was mag ein Bauer in dieser Jahreszeit zu verbrennen haben?«
    Der schwache Geruch, der durch den aufkommenden Wind zu ihnen getragen wurde, verhieß nichts Gutes. Einer der bewaffneten Männer, die hinter Beringar ritten, sagte mit Bestimmtheit: »Drei oder vier Tage alt und vom Schnee bedeckt, aber es riecht nach verschmorten Balken.«
    Beringar trieb sein Pferd weiter, den Weg hinauf, zwischen unter Schnee begrabenen Büschen hindurch und über den Kamm, der die Mulde umschloß. In der geschützten Senke wuchsen Bäume, die Haus, Scheune und Stall einen Windschutz boten und den Hof zum Teil verbargen. Sie konnten die Steinmauern des Schafunterstandes auf der gegenüberliegenden Seite sehen, aber erst als sie auf dem sich windenden Weg den ersten Baumgürtel durchquert hatten, bot sich ihren entsetzten Augen das Bild von John Druels Hof. Yves stieß einen unterdrückten Schreckensschrei aus und packte Bruder Cadfael am Arm.
    Die Eckpfosten der rußgeschwärzten Gebäude hoben sich in starkem Kontrast von den Schneewehen ab, und was von den Balken des eingestürzten Daches und der Scheune noch übrig war, ragte verkohlt in den Himmel. Nichts lebte, nichts regte sich in diesem Bild der Zerstörung - sogar die Bäume, die dem Hof am nächsten standen, waren braun und versengt. Der Hof der Druels war des Viehs, der Vorräte und der Menschen beraubt und niedergebrannt worden.
    In düsterem Schweigen durchsuchten sie die verlassenen Ruinen. Hughs Augen entging keine Einzelheit. Nur die bittere Kälte hatte verhindert, daß sich schlimmerer Gestank erhob, als der verbrannter Balken, denn unter dem Durcheinander der Trümmer fanden sie die zerstückelten Kadaver der beiden Hunde, die zum Hof gehörten. Zwar war seit dem Überfall zwei-oder dreimal neuer Schnee gefallen und hatte die Spuren überdeckt, aber es sah so aus, als habe eine Bande von mindestens zehn oder zwölf Männern diese Schandtat verübt.
    Sie hatten die Schafe und die Kuh davongetrieben, die Scheune und wahrscheinlich auch das Haus geplündert, wobei sie das Geflügel an den Beinen zusammengebunden hatten, denn die Federn lagen immer noch auf dem Boden und klebten an den geschwärzten Balken.
    Hugh Beringar stieg ab und durchsuchte die Trümmer des Hauses und der Scheune. Seine Männer suchten das Gelände innerhalb und außerhalb der Mauern ab und stocherten in den Schneewehen.
    »Sie haben sie umgebracht«, sagte Yves mit leiser, mutloser Stimme. »John und seine Frau, und Peter, und den Schafhirten - sie haben sie alle umgebracht oder sie verschleppt, wie sie Schwester Hilaria verschleppt haben.«
    »Sei still!« sagte Cadfael. »Nimm nie das Schlimmste an, bevor du dich nicht gründlich umgesehen hast. Weißt du, wonach sie suchen?« Gerade sahen sich die Männer an, zuckten die Schultern und versammelten sich wieder auf dem Hof. »Leichen! Und sie haben keine gefunden. Nur die Hunde sind tot, die armen Tiere. Sie haben gut gewacht und Laut gegeben. Und wir wollen hoffen, daß sie es rechtzeitig taten.«
    Durch die Überreste der Scheune bahnte sich Hugh Beringar einen Weg zu ihnen. Er klopfte seine verrußten Hände ab. »Wir können keine Toten finden. Entweder wurden sie so früh gewarnt, daß sie noch fliehen konnten oder sie sind von den Räubern verschleppt worden. Und ich möchte bezweifeln, daß Männer, die ohne Anführer in der Wildnis leben, sich mit Gefangenen belasten würden. Sie würden sie töten, aber Gefangene machen und noch dazu so einfache,

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