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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Auch wenn alles seinen Gang geht, ist das einsame Leben dort oben hart und mühselig«, sagte er schlicht. »Aber mit Räubern wie diesen haben wir nicht gerechnet.«
    »Mein Freund, ich kann dir versichern, daß auch wir nicht mit ihnen gerechnet haben«, antwortete Beringar bitter. »Eine Entschädigung für deine Verluste kann ich dir nicht anbieten, aber es mag sein, daß wir etliches deiner Habe wiederbeschaffen können, wenn wir die Übeltäter finden, die es geraubt haben. Der Junge hier war vor einigen Tagen bei dir, und seine Schwester ebenfalls...«
    »Ja, und sie haben uns in der Nacht verlassen«, sagte John und sah Yves mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln an.
    »Das wissen wir. Er hat es uns erzählt, und er wenigstens hatte gute Gründe und ging auf eigene Verantwortung ein großes Risiko ein. Aber was ich von dir wissen will sind genauere Angaben über diesen Überfall. Wann ist es geschehen?«
    »Zwei Nächte nachdem das Mädchen und der Junge davon sind. Es war in der Nacht des 4. in diesem Monat, aber sehr spät, gegen Morgengrauen. Wir wachten auf, weil die Hunde wie wild bellten, und stürzten hinaus, denn wir dachten, es könnten Wölfe herumstreifen. Schließlich war es sehr kalt. Die Hunde waren nämlich angekettet, Ihr versteht? Und Wölfe waren es auch, aber zweibeinige! Draußen konnten wir hinten am Hang, die Schafe blöken hören und wir sahen, daß sich dort Laternen bewegten. Dann kamen sie den Hang hinunter, weil sie merkten, daß die Hunde angeschlagen hatten. Ich weiß nicht, wie viele es waren - vielleicht ein Dutzend oder mehr. Auf einen Kampf mit ihnen konnten wir uns nicht einlassen - also sind wir geflohen. Vom Kamm aus sahen wir, daß die Scheune in Flammen stand. Es wehte ein starker Wind und wir wußten, daß alles niederbrennen würde. Und hier sind wir, Herr, vollständig mittellos durch diese Räuber, aber entschlossen, einen neuen Anfang zu machen, wenn irgendein Herr uns Land geben will. Unser Leben haben wir gerettet - Gott sei gedankt!«
    »Also kamen sie zunächst zu eurer Schafhürde«, sagte Hugh. »Aus welcher Richtung?«
    »Von Süden«, sagte John sofort, »aber nicht von der Straße, sondern von weiter oben am Hügel. Sie kamen von oben zu uns herab.«
    »Und Ihr habt keinen Verdacht, wer sie waren oder wo sie sich aufhalten? Hattet ihr denn nicht vorher schon Gerüchte gehört, daß Räuber in der Gegend seien?«
    Nein, es hatte keine Warnung gegeben. Dieser Überfall war wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen, zwischen der Mitternacht des 4. und dem Morgengrauen des 5. des Monats.
    »Eine Frage noch«, sagte Hugh. »Du hast das Leben der Deinen und dein eigenes gerettet, aber was ist aus der Nonne aus Worcester geworden, die in der Nacht des 2. mit diesem jungen Mann und seiner Schwester bei euch war? Daß die beiden euch in der Nacht verließen, wissen wir. Was ist mit der Nonne?«
    »Oh, das alles ist ihr erspart geblieben«, sagte Druel erleichtert. »In der Nacht des Überfalls brauchte ich mich um sie nicht zu kümmern. Sie hatte sich schon am Nachmittag wieder auf den Weg gemacht. Es war zwar schon recht spät, aber immer noch hell genug. Und da sie in Begleitung ging hatte ich keine Bedenken. Sie war traurig und niedergeschlagen, das arme Mädchen, als sie merkte, daß sie allein war, aber sie wußte genausowenig wie wir, wo sie nach ihren Schützlingen suchen sollte. Was blieb ihr also anderes übrig?«
    »Jemand holte sie ab?« fragte Hugh. »Ja, ein Benediktinermönch. Sie kannte ihn, denn er war schon vorher ein Teil des Weges mit ihnen gegangen und hatte sie gedrängt, ihn nach Bromfield zu begleiten, sagte sie. Und dazu drängte er sie jetzt auch wieder, und als sie ihm erzählte, daß sie alleingelassen wurde, sagte er, das sei um so mehr ein Grund, sich selbst und ihre Sorgen in die Hände anderer zu legen, die nach ihren Schützlingen suchen würden und bei denen sie in Sicherheit wäre, bis sie gefunden seien. Er war von Foxwood heraufgekommen und hatte überall nach ihr gefragt«, sagte John, um zu erklären, warum der Mönch erst zu so vorgerückter Stunde eingetroffen war. »Ich habe noch nie eine Frau so froh darüber gesehen, daß sich ein Freund ihrer annahm. Sie ging mit ihm und ich habe keinen Zweifel, daß sie Bromfield sicher erreicht hat.«
    Yves war wie vor den Kopf geschlagen. »Sie hat es erreicht«, sagte Hugh nur, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Aber sicher? Ja, wenn man den Sinn des Wortes so weit dehnte wie es

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