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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sich.
    Hugh Beringar traf erst nach der Komplet ein; müde, hungrig und trotz der Kälte verschwitzt von den Anstrengungen des Tages. Als Cadfael gleich nach dem Gottesdienst zu ihm ging, saß Beringar bei einem späten Nachtessen.
    »So habt Ihr es also gefunden? Hat Reyner Euch berichtet, wo der Überfall gestern Nacht stattgefunden hat?« Beringars grimmiger Gesichtsausdruck beantwortete seine Fragen.
    »Er berichtete mir auch, daß Ihr herausbekommen wolltet, wohin die Spuren führen. Offen gestanden habe ich nicht damit gerechnet, daß Ihr - wenn überhaupt! - vor mir und unversehrt zurücksein würdet. Müßt Ihr denn immer derjenige sein, der seine Hand ins Wespennest steckt?« »Wo haben sie gestern Nacht zugeschlagen?« »In Whitbache, knapp zwei Meilen nördlich von Ludlow, und sie haben sich aufgeführt, als gehöre das Gut ihnen.« Das paßte. Von Whitbache führte der Weg nach Titterstone Clee an der Hütte vorbei über den alten Pfad, den Cadfael erkundet hatte. »Als Euer Bote kam, war ich in Ludlow und so nahm ich Dinan mit. Sie haben sämtliche Häuser niedergebrannt und alle, die ihnen in die Hände fielen, niedergemacht. Zwei Frauen konnten mit ihren Säuglingen in den Wald entkommen - sie sind nur mitgenommen durch die Kälte und den Schrecken. Aber der Rest... Ein Mann und zwei junge Burschen werden es vielleicht überleben, sie sind schwer verletzt. Alle anderen sind tot. Es sind Dinans Leute, er wird sich darum kümmern. Wenn sich die Gelegenheit bietet, wird er ihr Blut rächen.«
    »Ihr und er sollt Eure Gelegenheit bekommen«, sagte Cadfael. »Reyner Dutton hat Euch gefunden, und auch ich habe ausfindig gemacht, wonach ich suchte.«
    Beringar hatte sich müde an die Wand gelehnt. Jetzt setzte er sich mit einem schnellen Ruck auf und in seine Augen trat ein Funkeln. »Habt Ihr die Räuberhöhle entdeckt? Redet!«
    Cadfael erzählte ihm seine Geschichte in allen Einzelheiten.
    Je klarer das Bild der Schwierigkeiten, vor denen sie standen, sich abzeichnete, desto größer war ihre Chance, sie mit möglichst geringen Verlusten zu lösen. Denn leicht würde es nicht sein.
    »Soweit ich es sehen konnte, gibt es nur einen einzigen Zugang. Hinter der Festung steigt der Boden bis zum Rand des Plateaus noch etwas an. Ich konnte nicht erkennen, ob die Palisade sich dort fortsetzt, aber mit diesem Abgrund in ihrem Rücken hielten sie das wahrscheinlich nicht für nötig. Ich würde sagen, daß man im Sommer dort hinaufklettern könnte, aber jetzt, in Schnee und Eis, wird das keiner wagen. Und bei diesen Männern muß man damit rechnen, daß sie Steine und Felsbrocken bereitgelegt haben, für den Fall, daß es doch jemand versucht.«
    »Ist die Stellung tatsächlich so stark? Ich frage mich, wie sie das alles im Geheimen bauen konnten.«
    »Wer geht schon in diese abgelegene, karge Gegend?
    Gewiß, an den Hängen weiter unten gibt es ein paar Höfe, aber dort oben hat ein ehrlicher Mann nichts verloren. Dort gibt es nicht einmal magere Weiden. Und außerdem verfügen sie über eine kleine Armee, dem Bodensatz von Gott weiß wie vielen Grafschaften Mittelenglands. Nein, an Arbeitskräften haben sie keinen Mangel - und unter ihnen der Clee-Wald, um sie herum nichts als Steine, das einzige, was es dort oben in Hülle und Fülle gibt. Ihr wißt so gut wie ich, wie schnell eine Festung gebaut werden kann, wenn es sein muß - vorausgesetzt, man hat genug Holz.«
    »Aber entflohene Leibeigene, die zu Räubern geworden sind, Taschendiebe, die man aus der Stadt gejagt hat und dergleichen Gesindel bauen sich keine Festung, sondern graben sich eine Höhle im Wald«, sagte Beringar. »Ich würde nur zu gerne wissen, wer dort das Kommando führt! Das kann kein kleiner Dieb sein.«
    »Wenn Gott will, werden wir es morgen herausfinden«, antwortete Cadfael.
    »Wir?« Gedankenverloren bedachte ihn Beringar mit einem kurzen Lächeln. »Ich dachte, Ihr hättet den Waffen abgeschworen, Bruder! Glaubt Ihr, daß unsere beiden Vermißten dort sind?«
    »Die Spuren deuten darauf hin. Es ist nicht sicher, ob die beiden, die in der Hütte geschlafen haben und den Hang hinab zu den Männern gerannt sind, tatsächlich Yves und Elyas waren, aber es waren ein Mann und ein Junge, und ich wüßte nicht von einem anderen solchen Paar, das seit gestern Nacht vermißt wird. Ja, ich glaube, daß sie in die Hände der Räuber gefallen sind. Bewaffnet oder unbewaffnet, Hugh - ich werde morgen mit Euch kommen, um sie dort

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