Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Anwalt lächelte ebenfalls. »Ja«, gab er zu. »Es fällt mir schwer, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Der Prozeß beginnt Montag in drei Wochen, und bis dahin denke ich nur an Carl Lees Verteidigung.«
    »Wieviel verdienen Sie damit?«
    »Neunhundert minus zehntausend.«
    »Neunhundert Dollar!«
    »Ja. Er war nicht imstande, sein Land zu beleihen, erinnern Sie sich?«
    »Das ist ein Schlag unter die Gürtellinie.«
    »Wenn Sie Carl Lees Grundbesitz als Sicherheit akzeptieren und ihm Geld leihen würden, müßte ich Sie nicht um einen Kredit bitten.«
    »Das Darlehen für Sie ist mir lieber.«
    »Großartig. Wann bekomme ich den Scheck?«
    »Das klingt verzweifelt.«
    »Ich weiß, wie lange Sie für so etwas brauchen: Kreditkomitees, Revisoren, Vizepräsidenten hier und Vizepräsidenten dort. Vielleicht ist irgendein Vizepräsident in etwa einem Monat bereit, den Kredit zu genehmigen. Wenn die Vorschriften es erlauben. Und wenn er gute Laune hat. Ich weiß, wie's bei Ihnen zugeht.«
    Atcavage blickte auf seine Armbanduhr. »Heute nachmittag um drei?«
    »Einverstanden.«
    »Ohne Sicherheiten?«
    Jake griff nach einer Serviette, betupfte den Mund und beugte sich vor. »Mein Haus ist ein Wahrzeichen in dieser Stadt, aber es ächzt unter einer schweren Hypothekenlast. Darüber hinaus gehört mein Wagen eigentlich gar nicht mir, sondern Ihrer Bank. Ich wäre bereit, Ihnen ein Pfandrecht auf meine Tochter einzuräumen, aber wenn Sie es wahrnähmen, würde ich Sie umbringen. Woraus folgt: An welche Sicherheit haben Sie gedacht?«
    »Bitte entschuldigen Sie die Frage.«
    »Wann bekomme ich den Scheck?«
    »Heute nachmittag um drei.«
    Claude kam und füllte die Teegläser. »Ihr habt noch fünf Minuten«, sagte er laut.
    »Acht«, erwiderte Jake.
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Mr. Berühmter Anwalt.« Claude lächelte. »Wir sind hier nicht im Gerichtssaal, und in meinem Lokal ist Ihr Bild in der Zeitung keine zwei Cents wert. Fünf Minuten. Nicht eine Sekunde länger.«
    »Na gut. Meine Rippchen waren ohnehin ziemlich zäh.«
    »Wie ich sehe, sind auf Ihrem Teller keine übriggeblieben.«
    »Ich habe sie nur deshalb gegessen, weil sie so teuer sind.«
    »Sie kosten noch mehr, wenn Sie sich beschweren.«
    »Wir gehen jetzt«, sagte Atcavage, erhob sich und warf einen Dollar auf den Tisch.
    Am Sonntag nachmittag saßen die Haileys wieder unter dem Baum und beobachteten das Getümmel vor dem Basketballkorb. Die erste Hitzewelle des Sommers hatte begonnen. Schwüle Luft hing dicht über dem Boden und drang auch in die Schatten vor. Gwen schlug nach Fliegen, während die Kinder und ihr Vater warme Brathähnchen aßen und schwitzten. Die Jungen und Tonya beendeten die Mahlzeit schon nach kurzer Zeit und eilten dann zur neuen Schaukel – Ozzie hatte sie für die Söhne und Töchter der Häftlinge bauen lassen.
    »Wie war's in Whitfield?« fragte Gwen.
    »Man hat mir eine Menge Fragen gestellt und einige Untersuchungen durchgeführt. Ein Haufen Unsinn.«
    »Und die Behandlung?«
    »Handschellen und gepolsterte Wände.«
    »Im Ernst? Man hat dich in einer Gummizelle untergebracht?« Die amüsierte Gwen lachte leise, was selten genug geschah.
    »Und ob. Beobachteten mich wie ein exotisches Tier. Meinten, ich sei berühmt. Die Wärter – ein Weißer und ein Schwarzer bewunderten mich. Sie sagten, ich hätte mich richtig verhalten. Und sie hofften auf einen Freispruch. Sie waren sehr nett zu mir.«
    »Und die Ärzte?«
    »Sie schweigen bis zum Prozeß. Und vor Gericht behaupten sie, daß ich geistig völlig gesund bin.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Jake hat's mir gesagt. Und bisher lag er mit seinen Vermutungen nie daneben.«
    »Hat er einen Doktor für dich gefunden?«
    »Ja. Einen ausge flippten Säufer. Soll angeblich ein Psychiater sein. Wir haben uns zweimal in Ozzies Büro unterhalten.«
    »Was sagte er?«
    »Nicht viel. Jake meint, er bescheinigt uns alles.«
    »Muß ein hervorragender Arzt sein.«
    »Würde gut zu den Jungs in Whitfield passen.«
    »Woher kommt er?«
    »Aus Jackson, glaube ich. Schien es selbst nicht genau zu wissen. Verhielt sich so, als wollte ich ihn umbringen. Und ich bin sicher, er war bei beiden Gesprächen betrunken. Er stellte mir einige Fragen, die wir beide nicht verstanden. Schrieb Notizen und gab sich wichtig. Sagte, er könne mir wahrscheinlich helfen. Ich habe Jake nach ihm gefragt. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen; vor Gericht sei er bestimmt nüchtern. Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher