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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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starrte zu Boden und rieb sich auch weiterhin den Bart. »Wieviel hat die Ortsgruppe in Memphis zur Verfügung gestellt?«
    »Fünftausend«, antwortete jemand aus Memp his.
    »Atlanta?«
    »Fünftausend.«
    »Und die Staatsgruppe?«
    »Welchen Staat meinen Sie?«
    »Mississippi.«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Nichts.«
    »Wieso?«
    »Fragen Sie ihn«, sagte Agee und deutete auf Reverend Henry Hillman, den Vorsitzenden des Staatsverbandes.
    »Äh, wir versuchen gerade, etwas Geld zu sammeln«, brachte Hillman verlegen hervor. »Aber...«
    »Wieviel haben Sie bisher eingenommen?« erklang Agees Stimme.
    »Nun, äh...«
    »Nichts«, sagte der Bischof laut. »Keinen einzigen Cent, wie?«
    »Los, Hillman, sagen Sie uns, wieviel Sie gesammelt haben«, ließ sich Reverend Roosevelt vernehmen, der stellvertretende Vorsitzende des Konzils.
    Hillman war verblüfft und sprachlos. Bisher hatte er still auf der vordersten Kirchenbank gesessen, sich um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert und gedöst. Jetzt sah er sich plötzlich im Zentrum feindseliger Aufmerksamkeit.
    »Der Staatsverband wird ebenfalls einen Beitrag leisten.«
    »Da bin ich sicher, Hillman. Ihr Typen verlangt dauernd von uns, für diese und jene Sache zu spenden, und nie sehen wir einen Dollar wieder. Ständig klagt ihr darüber, völlig pleite zu sein, und wir haben es nie versäumt, euch Geld zu schicken. Aber wenn wir Hilfe brauchen, schenkt ihr uns nur schöne Worte.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Sparen Sie sich Ihre Lügen, Hillman.«
    Der verlegene Reinfeld ahnte, daß er einen wunden Punkt berührt hatte. »Meine Herren, kommen wir zur Sache«, sagte er diplomatisch.
    »Gute Idee«, kommentierte Hillman.
    »Wann kann ich mit Mr. Hailey sprechen?« fragte der NAACP-Anwalt.
    »Ich vereinbare ein Treffen für morgen früh«, sagte Agee.
    »Und wo?«
    »Ich schlage Sheriff Walls Büro im Countygefängnis vor. Er ist Schwarzer, wissen Sie. Der einzige schwarze Sheriff in Mississippi.«
    »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Er erlaubt uns bestimmt, in seinem Büro mit Carl Lee zu reden.«
    »Gut. Wer ist Mr. Haileys Anwalt?«
    »Jake Brigance, hier aus Clanton.«
    »Er sollte zugegen sein. Ich bitte ihn, uns bei dem Fall zu helfen. Damit sich seine Enttäuschung in Grenzen hält.«
    Ethels unausstehliche, schrille und verärgerte Stimme schnitt durch die friedliche Ruhe des Nachmittags, und Jake zuckte zusammen. »Mr. Brigance, Sheriff Walls ist am Apparat«, verkündete sie durch die Wechselsprechanlage.
    »In Ordnung.«
    »Brauchen Sie mich noch, Sir?«
    »Nein. Wir sehen uns morgen früh.«
    Jake nahm den Hörer ab und betätigte eine Taste. »Hallo, Ozzie. Was liegt an?«
    »Einige NAACP-Typen sind in der Stadt.«
    »Ist das eine Überraschung?«
    »Vielleicht schon. Sie wollen morgen früh mit Carl Lee reden.«
    »Wer?«
    »Jemand namens Reinfeld.«
    »Ich kenne ihn. Leitet eine Gruppe, die sich auf vorsätzlichen Mord spezialisiert hat. Norman Reinfeld.«
    »Ja, so heißt er.«
    »Ich habe bereits auf ihn gewartet.«
    »Nun, jetzt ist er hier und will mit Carl Lee sprechen.«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Bischof Agee hat mich angerufen und bat um einen Gefallen. Er schlug mir vor, mit Ihnen zu telefonieren.«
    »Die Antwort lautet nein. Ein klares, kategorisches Nein.« Ozzie zögerte einige Sekunden lang. »Man möchte, daß Sie bei dem Gespräch zugegen sind.«
    »Soll das heißen, ich bin eingeladen?«
    »Ja. Agee und Reinfeld bestanden darauf. Sie sollen dabei sein.«
    »Wo findet die Unterredung statt?«
    »In meinem Büro. Um neun Uhr morgen früh.«
    Jake atmete tief durch. »Na schön«, erwiderte er langsam.
    »Ich nehme die Einladung an. Wo ist Carl Lee?«
    »In seiner Zelle.«
    »Führen Sie ihn in Ihr Büro. Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen.«
    »Warum?«
    »Wir veranstalten eine kleine Andacht.«
    Reinfeld, Bischof Agee sowie die beiden Priester Roosevelt und Hillman saßen nebeneinander auf Klappstühlen. Sie musterten den Sheriff, Carl Lee und Jake, der eine billige Zigarre rauchte und ganz bewußt versuchte, die Luft im kleinen Büro zu verpesten. Er gab sich alle Mühe, seine Verachtung deutlich zu zeigen. Reinfeld war kein leichter Gegner, wenn es um einen Wettkampf in Arroganz ging. Man sah ihm seine Geringschätzung im Hinblick auf den provinziellen Clanton-Anwalt an, und er versuchte auch durchaus nicht, seine Empfindungen zu verbergen. Er war von Natur aus arrogant, frech und unverschämt. Jake dagegen mußte in eine

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