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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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kroch. Als sie in einer Nacht wach neben ihrer Mutter lag, ging im Flur das Licht aus. Das Mädchen schrie, bis Gwens Bruder nach Clanton fuhr und in einem rund um die Uhr geöffneten Laden Glühbirnen kaufte.
    Tonya schlief bei ihrer Mutter, die sie stundenlang in den Armen hielt, bis die Dämonen der Nacht verschwanden und ihr Ruhe gönnten. Zuerst konnte Mrs. Hailey nicht schlafen, wenn es überall hell blieb, doch nach fünf Wochen gewöhnte sie sich allmählich daran und döste immer wieder ein. Der kleine, schmächtige Körper neben ihr zuckte häufig.
    Willie wünschte den Jungen eine gute Nacht und gab Tonya einen Kuß. Er zeigte ihr seinen Revolver und versprach, auf der Couch Wache zu halten. Dann ging er durchs Haus und sah in den Schränken nach. Erst als das Mädchen zufrieden war, streckte es sich neben seiner Mutter aus und starrte an die Decke. Nach einer Weile schluchzte Tonya leise.
    Gegen Mitternacht zog Willie die Stiefel aus, legte das Halfter mit dem Revolver beiseite und entspannte sich auf dem Sofa. Er war fast eingeschlafen, als er den schrillen, peinerfüllten Schrei eines gequälten Kindes hörte. Rasch griff er nach dem Revolver und stürmte ins Schlafzimmer. Tonya saß auf dem Bett, mit dem Gesicht zur Wand, schrie und bebte am ganzen Leib. Sie hatte die Männer durchs Fenster gesehen. Gwen umarmte sie. Die drei Jungen standen hilflos am Fußende des Bettes. Carl Lee jr. ging zum Fenster und sah hinaus – nichts. Während der vergangenen fünf Wochen hatten sich Zwischenfälle dieser Art oft wiederholt, und daher wußten sie, daß sie kaum etwas tun konnten.
    Gwen tröstete Tonya und bettete ihren Kopf sanft aufs Kissen. »Sei ganz ruhig, Schatz. Deine Mutter ist bei dir. Und auch Onkel Willie. Niemand wird dir Schmerzen zufügen. Hier bei uns bist du in Sicherheit.«
    Tonya verlangte, daß Onkel Willie mit seiner Waffe am Fenster sitzen und die Jungen vor ihrem Bett schlafen sollten. Der Deputy und die drei Brüder fügten sich. Das Mädchen stöhnte noch einige Sekunden lang, und dann fielen ihm die Augen zu.
    Willie hockte am Fenster und geduldete sich, bis alle schliefen. Nacheinander trug er die Jungen dann zu ihren Betten und deckte sie zu. Anschließend nahm er wieder am Fenster Platz und wartete auf die Morgensonne.
    Am Freitag trafen sich Jake und Atcavage zum Mittagessen bei Claude. Sie bestellten Rippchen und Krautsalat. Wie üblich herrschte reger Betrieb, doch zum erstenmal zeigten sich nirgends fremde Gesichter. Die Stammgäste plauderten ungezwungen, und Claude war in Hochform: Hingebungsvoll beschimpfte er alle Anwesenden. Claude besaß die einzigartige Fähigkeit, andere Leute auf eine Weise schlecht zu behandeln, daß sie Gefallen daran fanden.
    Atcavage hatte die Anhörung im Gerichtssaal beobachtet und wäre auch bereit gewesen, als Zeuge auszusagen. Doch Jake entschied sich dagegen, ihn in den Zeugenstand zu rufen – um ihm Schwierigkeiten in der Bank zu ersparen. Die meisten Bankiers litten an einer tief verwurzelten Furcht vor Gerichtssälen, und Jake bewunderte Atcavage dafür, seine Paranoia wenigstens teilweise überwunden zu haben. Damit wurde er zum ersten Bankdirektor in der Geschichte von Ford County, der ohne eine Vorladung den Verhandlungssaal im Gerichtsgebäude betreten hatte. Jake war stolz auf ihn.
    Claude eilte am Tisch vorbei und sagte, ihnen blieben nur noch zehn Minuten; sie sollten also die Klappe halten und gefälligst essen. Jake nagte ein Rippchen ab und wischte sich Fett von den Lippen. »Da wir gerade von Krediten sprechen, Stan... Ich brauche fünftausend Dollar für neunzig Tage, ohne Sicherheiten.«
    »Wer hat etwas von Krediten gesagt?«
    »Sie haben Banken erwähnt.«
    »Ich dachte, wir ziehen über Buckley her. Das gefiel mir.«
    »Sie sollten nicht nur kritisieren, Stan. Eine solche Angewohnheit legt man sich schnell zu, aber man wird sie nur schwer wieder los. Außerdem schadet es dem Charakter.«
    »Tut mir schrecklich leid. Können Sie mir jemals verzeihen?«
    »Was ist mit dem Kredit?«
    »Also gut. Wofür brauchen Sie ihn?«
    »Warum fragen Sie mich das?«
    »Was meinen Sie mit ›Warum fragen Sie mich das?‹?«
    »Hören Sie, Stan: Sie sollten sich nur Gedanken darüber machen, ob ich ihn in neunzig Tagen zurückzahlen kann.«
    »Na schön. Können Sie das Geld in neunzig Tagen zurückzahlen?«
    »Gute Frage. Natürlich kann ich das.«
    Der Bankdirektor lächelte. »Sie haben sich ganz in den Fall Hailey verbissen, wie?«
    Der

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