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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nur darauf hingewiesen, daß man Anklage gegen ihn erhob. Das FBI hatte damit zu tun, oder?«
    »Das reicht.« Noose winkte ab. »Was wird uns Mr. Baldwin erzählen?«
    »Er hat sein ganzes Leben hier verbracht«, antwortete Musgrove. Buckley starrte Jake stumm an. »Er kennt die Bürger in Ford County und glaubt, daß hier ein fairer Prozeß gegen Mr. Hailey stattfinden kann.«
    »Und der nächste Zeuge?«
    »Sheriff Harry Bryant, Tyler County.«
    »Sheriff Bryant? Was haben wir von ihm zu erwarten?«
    »Die gleiche Aussage.«
    Musgrove sprach nun für die Staatsanwaltschaft.
    »Euer Ehren, wir möchten dem Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes zwei Theorien gegenüberstellen. Erstens: Wir gehen davon aus, daß in Ford County ein faires Verfahren gewährleistet werden kann. Zweitens: Wenn das Gericht zu dem Schluß gelangt, ein fairer Prozeß sei hier nicht möglich, so möchten wir aufzeigen, daß alle möglichen Geschworenen in Mississippi von dem Fall erfahren haben. Die vorgefaßten Meinungen für und gegen den Angeklagten existieren nicht nur in dieser County, sondern auch in den anderen. Deshalb ist eine Verlegung des Verhandlungsortes sinnlos. Wir haben Zeugen, die unsere zweite Theorie unterstützen.«
    »Eine neuartige Strategie, Mr. Musgrove. Davon höre ich nun zum erstenmal.«
    »Ich auch«, fügte Jake hinzu.
    »Wen haben Sie sonst noch?«
    »Robert Kelly Williams, Bezirksstaatsanwalt im neunten Bezirk.«
    »Wo befindet sich der neunte Bezirk?«
    »An der südwestlichen Grenze des Staates Mississippi.«
    »Williams ist den ganzen weiten Weg hierhergekommen, um auszusagen, daß in seinen Breiten Voreingenommenheit in bezug auf den Fall Hailey herrscht?«
    »Ja, Sir.«
    »Der nächste Name?«
    »Grady Liston, Bezirksstaatsanwalt, vierzehnter Bezirk.«
    »Die gleiche Aussage?«
    »Ja, Sir.«
    »Ist das alles?«
    »Nun, Euer Ehren, wir haben noch einige weitere Zeugen, aber ihre Angaben stimmen mit denen der anderen überein.«
    »Gut, dann sollten sechs Zeugen für die Staatsanwaltschaft genügen, meinen Sie nicht?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich höre mir die Aussagen an und gebe Ihnen für jeden Zeugen fünf Minuten. Innerhalb von zwei Wochen entscheide ich über den Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes. Noch Fragen?«
23
    E s fiel sehr schwer, Interviews abzulehnen. Die Reporter folgten Jake über die Wilmington Street, doch er beantwortete jede Frage nur mit einem knappen »Kein Kommentar«. Schließlich entschuldigte er sich und suchte Zuflucht in seinem Büro. Ein Fotograf von Newsweek entfaltete besondere Hartnäckigkeit, schob sich durch die Tür und bat um einen Schnappschuß. Er schlug eine seriös-wichtige Aufnahme vor: der Anwalt ernst, hinter ihm dicke, in Leder gebundene Bücher. Jake rückte seine Krawatte zurecht und führte den Besucher ins Konferenzzimmer, wo er in gerichtlich angeordnetem Schweigen posierte. Der Fotograf bedankte sich und ging.
    »Könnten Sie einige Minuten für mich erübrigen?« fragte Ethel höflich, als sich ihr Chef der Treppe zuwandte.
    »Natürlich.«
    »Bitte setzen Sie sich. Wir müssen etwas besprechen.« Sie hat sich zur Kündigung durchgerungen, dachte Jake und nahm am Fenster Platz.
    »Um was geht's?«
    »Um Geld.«
    »Keine andere Anwaltssekretärin in Clanton wird besser bezahlt als Sie. Erst vor drei Monaten habe ich Ihr Gehalt erhöht.«
    »Ich meine nicht mein Geld. Bitte hören Sie zu. Sie haben nicht genug auf dem Konto, um alle Rechnungen dieses Monats zu bezahlen. Der Juni ist fast vorbei, und die Einnahmen belaufen sich nur auf tausendsiebenhundert Dollar.«
    Jake schloß die Augen und rieb sich die Stirn.
    »Sehen Sie sich das hier an«, sagte Ethel und deutete auf einen Stapel Rechnungen. »Es müssen insgesamt viertausend Dollar bezahlt werden. Wie?«
    »Wieviel ist auf dem Konto?«
    »Am Freitag waren es eintausendneunhundert. Heute kam nichts hinzu.«
    »Nichts?«
    »Kein einziger Cent.«
    »Was ist mit dem Fall Liford? Es stehen noch dreitausend Dollar an Honorar aus.«
    Ethel schüttelte den Kopf. »Diese Sache ist noch nicht abgeschlossen, Mr. Brigance. Mr. Lifo rd muß noch ein wichtiges Dokument unterschreiben. Sie wollten es zu ihm bringen, vor drei Wochen, erinnern Sie sich?«
    »Nein, ich erinnere mich nicht. Und was ist mit Buck Britt? Von ihm erwarte ich tausend Dollar.«
    »Sein Scheck war nicht gedeckt. Die Bank lehnte es ab, ihn einzulösen. Schon seit zwei Wochen liegt er auf Ihrem Schreibtisch.«
    Ethel zögerte und holte

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