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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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versuchte, wach zu klingen.
    »Guten Morgen, Jake. Wie geht es Ihnen?«
    »Ausgezeichnet. Bereite mich auf den Prozeß vor.«
    »Das dachte ich mir. Wie sieht Ihr Terminkalender für heute aus?«
    Was ist heute für ein Tag? dachte Jake und blätterte in dem kleinen Buch. »Nur Büroarbeit.«
    »Gut. Ich möchte Sie zum Mittagessen bei mir zu Hause einladen. Um halb zwölf?«
    »Gern, Richter. Und der Anlaß?«
    »Wir sollten die Gelegenheit nutzen, um den Fall Hailey zu besprechen.«
    »Wie Sie wünschen, Richter. Wir sehen uns um halb zwölf.«
    Die Nooses wohnten in Chester, in einem herrschaftlichen Vorkriegshaus unweit des Stadtplatzes. Schon seit über hundert Jahren gehörte das Anwesen Mrs. Nooses Familie. Zwar mußten gewisse Wartungsarbeiten durchgeführt werden, aber im großen und ganzen befand sich das Gebäude in einem guten Zustand. Jake hatte den Richter dort noch nie besucht, und er begegnete seiner Frau nun zum erstenmal. Sie stand in dem Ruf, eine versnobte Adlige zu sein; man munkelte, daß ihre Familie einst reich gewesen war, doch irgendwann ihr Vermögen verloren hätte. Mrs. Noose erwies sich als ebenso unattraktiv wie Ichabod, und Jake überlegte, wie die Kinder aussehen mochten. Sie empfing den Anwalt mit höflichen Worten und versuchte, zwanglos zu plaudern, als sie ihn zur Terrasse führte, wo der Richter Eistee trank und seine Post durchging. Eine Hausangestellte deckte den nahen Tisch.
    »Freut mich, Sie zu sehen, Jake«, sagte Ichabod herzlich. »Danke, daß Sie gekommen sind.«
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Richter. Ein prächtiges Haus.«
    Das Mittagessen bestand aus Suppe und Reis mit Hühnerfrikassee. Jake und Noose diskutierten den Fall Hailey. Ichabod fürchtete sich vor dem Prozeß, gab das jedoch nicht zu. Er wirkte müde, als sei das Verfahren bereits eine schwere Last für ihn, und überraschte Brigance mit dem Hinweis, daß er Buckley verabscheue. Jake antwortete, er teile diese Empfindungen.
    »Ich denke ständig über Ihren Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes nach«, sagte der Richter schließlich. »Ich habe Ihre Begründung sowie Buckleys Einwände mehrmals gelesen und eigene Nachforschungen angestellt. Ein ziemlich schwieriges Problem. Am vergangenen Wochenende bin ich an der Golfküste gewesen, um dort an einer Richterkonferenz teilzunehmen. Dabei hatte ich Gelegenheit, mit Richter Denton vom obersten Gericht zu sprechen. Wir haben gemeinsam studiert, waren Kollegen im Senat und kennen uns gut. Er kommt aus Dupree County im Süden von Mississippi, und er meinte, dort unten sei der Fall in aller Munde. Die Leute auf der Straße fragen Denton, wie er bei einem Berufungsverfahren entscheiden würde. Jeder hat sich eine Meinung gebildet – und Dupree County ist mehr als sechshundert Kilometer entfernt. Nun, wenn ich Ihren Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes billige... Wo soll der Prozeß stattfinden? Wir können diesen Staat nicht verlassen, und ich bin davon überzeugt, daß praktisch alle Bürger von Mississippi nicht nur von Ihrem Klienten gehört haben, sondern ihn bereits für schuldig beziehungsweise für nicht schuldig halten. Stimmen Sie mir da zu?«
    »Nun, es hat viel Publicity gegeben«, erwiderte Jake vorsichtig. »Seien Sie ganz offen. Wir sind hier nicht vor Gericht. Deshalb habe ich Sie eingeladen – um Ihre ehrliche Meinung zu hören. Ich weiß von der großen Publicity. Wohin sollten wir den Verhandlungsort verlegen?«
    »Wie wär's mit dem Delta?«
    Noose lächelte. »Das würde Ihnen gefallen, nicht wahr?«
    »Natürlich. Dort könnten wir eine gute Jury zusammenstellen, die den Fall gerecht beurteilt.«
    »Ja. Und die Hälfte der Geschworenen wären Schwarze.«
    »Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Glauben Sie, Schwarze seien weniger voreingenommen als Weiße?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo soll der Prozeß stattfinden?«
    »Hat Ihnen Richter Denton einen Vorschlag unterbreitet?«
    »Nein. Normalerweise werden Anträge auf Verlegung des Verhandlungsortes abgelehnt – es sei denn, es geht um besonders abscheuliche Fälle. Schwierig wird's, wenn das Verbrechen großes Aufsehen erregt hat, wenn es intensive Gefühle sowohl für als auch gegen den Angeklagten weckt. Heutzutage erstatten Fernsehen und Presse ausführlich Bericht, was bedeutet: Alle kennen die Details, bevor der Prozeß beginnt. In diesem Zusammenhang stellt das Verfahren gegen Hailey trotzdem etwas ganz Besonderes dar. Selbst Denton meinte, daß er noch nie von einem

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