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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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auch noch mit Sorgen über dich und Hanna belasten? Bitte – verlaß Clanton.«
    »Diesmal war es keine Warnung, Jake. Man wollte uns umbringen.«
    Er konnte es nicht leugnen.
    »Du hast versprochen, den Fall jemand anders zu überlassen, wenn eine konkrete Gefahr entsteht.«
    »Ausgeschlossen. Noose erlaubt mir bestimmt nicht, die Verteidigung so kurz vor dem Prozeß niederzulegen.«
    »Du hast mich also belogen.«
    »Das ist nicht fair. Ich glaube, ich habe diese Sache unterschätzt, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
    Carla ging ins Schlafzimmer und begann damit, einen Koffer zu packen.
    »Das Flugzeug startet um halb sieben in Memphis. Dein Vater holt dich um neun Uhr dreißig am Flughafen Raleigh ab.«
    »Ja, Sir.«
    Fünfzehn Minuten später fuhren sie los. Jake saß am Steuer, und Carla ignorierte ihn. Um fünf frühstückten sie im Flughafen von Memphis. Hanna war noch immer schläfrig, freute sich jedoch darauf, Oma und Opa wiederzusehen. Carla sprach kaum ein Wort. Sie hätte zwar eine Menge zu sagen gehabt, aber aus Prinzip führten sie keine Auseinandersetzungen vor ihrer Tochter. Sie aß stumm, trank Kaffee und beobachtete ihren Mann, während er in aller Ruhe die Zeitung las, als sei überhaupt nichts geschehen.
    Jake gab Carla und Hanna einen Abschiedskuß und versprach, jeden Tag anzurufen. Das Flugzeug startete pünktlich. Bereits um halb acht saß er in Ozzies Büro.
    »Wer ist er?« fragte der Anwalt den Sheriff.
    »Das wissen wir noch nicht. Keine Brieftasche, keine Ausweise. Und er schweigt.«
    »Erkennt ihn jemand?« Ozzie überlegte kurz. »Nun, derzeit ist er recht schwer zu erkennen. Wegen der Verbände im Gesicht.«
    Jake lächelte. »Sie können ziemlich grob sein, wie?«
    »Nur wenn ich's für notwendig halte. Und ich habe keine Einwände von Ihnen gehört.«
    »Nein, ich hätte Ihnen höchstens geholfen. Was ist mit dem Komplizen?«
    »Schlief in dem roten GMC, mehr als einen halben Kilometer von Ihrem Haus entfernt. Terrell Grist. Ein Redneck aus Ford County. Wohnt in der Nähe von Lake Village. Ein Freund der Familie Cobb, glaube ich.«
    Jake wiederholte den Namen mehrmals. »Höre den Namen jetzt zum erstenmal. Wo befindet er sich?«
    »Im Krankenhaus. Im gleichen Zimmer wie der andere Typ.«
    »Himmel, Ozzie, haben Sie auch ihm die Beine gebrochen?«
    »Er widersetzte sich der Festnahme, mein Freund. Wir mußten ihn überwältigen und anschließend verhören. Leider wollte er uns keine Auskunft geben.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nicht viel. Weiß kaum etwas. Wahrscheinlich kennt er den Burschen mit dem Dynamit überhaupt nicht.«
    »Soll das heißen, der Namenlose ist ein Profi von außerhalb?«
    »Vielleicht. Riley hat Sprengstoff und Zünder untersucht. Er meinte, es sei gute Arbeit. Von Ihrem Haus wäre kaum etwas übriggeblieben. Ebensowenig von Ihnen und Ihrer Familie. Um zwei Uhr sollte die Bombe hochgehen. Ohne den Tip des Informanten wären Sie, Carla und Hanna tot.«
    Benommenheit erfaßte Jake, und er lehnte sich auf der Couch zurück. Eine verspätete Reaktion setzte ein, und er hatte plötzlich das Gefühl, die Toilette aufsuchen zu müssen. Übelkeit stieg in ihm empor.
    »Haben Sie Ihre Familie in Sicherheit gebracht?« fragte Ozzie.
    »Ja«, antwortete Jake leise.
    »Ich stelle einen Deputy für Sie ab. Möchten Sie einen bestimmten?«
    »Nein.«
    »Wie wär's mit Nesbit?«
    »Einverstanden. Danke.«
    »Noch etwas. Vermutlich möchten Sie, daß der Zwischenfall diskret behandelt wird, oder?«
    »Wenn das möglich ist, ja. Wer weiß davon?«
    »Nur meine Mitarbeiter und ich. Vielleicht sind wir imstande, die Sache bis nach dem Prozeß geheimzuhalten, aber ich kann nichts garantieren.«
    »Ich verstehe. Versuchen Sie's.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    »Das weiß ich, Ozzie. Besten Dank.«
    Jake fuhr zu seiner Praxis, kochte Kaffee und streckte sich auf der Couch in seinem Büro aus. Er wollte ein wenig schlafen, fand jedoch keine Ruhe. Die Augen brannten, aber sie blieben offen. Er blickte zum Ventilator an der Decke.
    »Mr. Brigance«, tönte Ethels Stimme aus der Wechselsprechanlage.
    Keine Antwort.
    »Mr. Brigance!«
    Irgendwo in einem fernen Winkel des Unterbewußtseins hörte Jake seinen Namen. Mit einem jähen Ruck setzte er sich auf. »Ja!« rief er.
    »Richter Noose ist am Apparat.«
    »In Ordnung«, murmelte er, wankte zum Schreibtisch und sah auf die Uhr. Neun. Er hatte eine Stunde lang geschlafen.
    »Guten Morgen, Richter«, sagte er freundlich und

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