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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Tochter herfielen. Eine solche Einstellung war tatsächlich lobenswert. »Aber können Sie, meine Damen und Herren Geschworenen, so ruhig und gefaßt bleiben, wenn zwei betrunkene, brutale Halunken Ihre Tochter vergewaltigen, sie an einen Baum binden und...«
    »Einspruch!« rief Buckley.
    »Stattgegeben!« erwiderte Noose ebenso laut.
    Jake schenkte dem keine Beachtung und fuhr ruhig fort. Er bat die Geschworenen, sich im Verlauf des Prozesses vorzustellen, wie sie sich fühlen würden, wenn ihre Tochter vergewaltigt worden wäre. Er legte ihnen nahe, Carl Lee nicht zu verurteilen, sondern ihn als freien Mann nach Hause zu schicken. Er sprach nicht von Unzurechnungsfähigkeit. Die Jury wußte ohnehin, daß die Strategie der Verteidigung darauf basierte.
    Kurze Zeit später schwieg er und stellte seinen knappen Stil dem neunzig Minuten langen Gefasel des Staatsanwalts gegenüber.
    »Ist das alles?« fragte Noose erstaunt.
    Jake nickte und setzte sich neben seinen Klienten.
    »Na schön. Mr. Buckley, Ihr erster Zeuge.«
    »Die Staatsanwaltschaft ruft Cora Cobb in den Zeugenstand.«
    Der Gerichtsdiener holte Mrs. Cobb aus dem Wartezimmer und führte sie durch die Tür neben der Geschworenenbank in den Gerichtssaal. Jean Gillespie vereidigte sie, und dann nahm die Zeugin Platz.
    »Sprechen Sie ins Mikrofon«, sagte Mr. Pate.
    »Sind Sie Cora Cobb?« fragte Buckley mit voller Lautstärke und stellte das Rednerpult ans Geländer.
    »Ja, Sir.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Route 3, Lake Village, Ford County.«
    »Sind Sie die Mutter des verstorbenen Billy Ray Cobb?«
    »Ja, Sir«, antwortete Mrs. Cobb, und ihre Augen glänzten feucht.
    Sie war eine bäuerliche Frau, ihr Ehemann hatte sie nur wenige Jahre nach der Geburt ihrer Söhne im Stich gelassen. Die Kinder wuchsen praktisch allein auf, denn die Mutter arbeitete an jedem Tag zwei Schichten in einer kleinen Möbelfabrik zwischen Karaway und Lake Village. Cora Cobb hatte schon bald die Kontrolle über ihre Sprößlinge verloren. Als Fünfzigjährige sah sie wie sechzig aus und versuchte, mit Haarfärbemitteln und Make-up zwanzig Jahre jünger zu wirken.
    »Wie alt war Ihr Sohn zum Zeitpunkt seines Todes?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Wann haben Sie ihn zum letztenmal lebend gesehen?«
    »Einige Sekunden vor seiner Ermordung.«
    »Und wo?«
    »Hier im Gerichtssaal.«
    »Wo wurde er ermordet?«
    »Unten im Erdgeschoß.«
    »Haben Sie die Schüsse gehört, die Ihren Sohn töteten?«
    Mrs. Cobb begann zu schluchzen. »Ja, Sir.«
    »Wo sahen Sie ihn zum letztenmal?«
    »In der Leichenhalle.«
    »Und in welchem Zustand?«
    »Er war tot.«
    »Das ist alles, Euer Ehren«, sagte Buckley.
    »Kreuzverhör, Mr. Brigance?«
    Billy Ray Cobbs Mutter war eine harmlose Zeugin: Sie diente nur dazu, den Tod des Opfers zu bestätigen und ein wenig Mitleid zu erwecken. Eigentlich nützte ein Kreuzverhör überhaupt nichts, und normalerweise hätte Jake darauf verzichtet, ihr ebenfalls Fragen zu stellen. Aber er sah jetzt eine gute Möglichkeit, den Ton des Verfahrens zu bestimmen, Noose, Buckley und die Geschworenen aufzuscheuchen, für ein wenig Unruhe zu sorgen. Cora Cobb litt gar nicht so sehr; zumindest ein Teil ihres Kummers war geheuchelt. Buckley hatte ihr vermutlich aufgetragen, im Saal zu weinen.
    »Nur einige Fragen«, sagte Jake, als er an Buckley und Musgrove vorbeischritt. Der Bezirksstaatsanwalt beobachtete ihn mißtrauisch.
    »Mrs. Cobb, stimmt es, daß man Ihren Sohn wegen Verkauf von Marihuana verurteilt hat?«
    »Einspruch!« donnerte Buckley und sprang auf. »Die Vorstrafen des Opfers haben mit diesem Prozeß nichts zu tun.«
    »Stattgegeben!«
    »Danke, Euer Ehren«, sagte Jake, als hätte ihm Noose einen Gefallen erwiesen.
    Cora Cobb rieb sich die Augen und schluchzte lauter.
    »Sie meinten eben, Ihr Sohn sei dreiundzwanzig gewesen, als er starb.«
    »Ja.«
    »Wie viele andere Kinder hat er in seinen letzten Lebensjahren vergewaltigt?«
    »Einspruch! Einspruch!« heulte Buckley, ruderte mit den Armen und richtete verzweifelte Blicke auf Noose, der kreischte: »Stattgegeben! Stattgegeben! Ich rufe Sie zur Ordnung, Mr. Brigance!«
    Mrs. Cobb brach bei all dem Geschrei in Tränen aus und weinte hemmungslos. Das Mikrofon blieb dabei vor ihrem Mund, und lautes Plärren hallte durch den Gerichtssaal.
    »Er sollte ermahnt werden, Euer Ehren!« verlangte Buckley. Rote Flecken glühten auf seinen Wangen, und Zorn flackerte in den Augen. Der Nacken verfärbte sich purpurn.
    »Ich ziehe die

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