Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Frage zurück«, erwiderte Jake und ging zum Tisch der Verteidigung.
    »Ein billiger Trick, Brigance«, murmelte ihm Musgrove zu.
    »Bitte ermahnen Sie ihn«, flehte Buckley. »Und fordern Sie die Jury auf, das Kreuzverhör zu ignorieren.«
    »Weitere Fragen?« erkundigte sich der Richter.
    »Nein«, antwortete Buckley, als er mit einem Taschentuch zur Zeugin eilte. Cora Cobb hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, wimmerte und bebte am ganzen Leib.
    »Sie können gehen, Mrs. Cobb«, sagte Noose. »Bitte helfen Sie ihr, Gerichtsdiener.«
    Mr. Pate und Buckley stützten Billy Ray Cobbs Mutter und führten sie vom Zeugenstand durch den Mittelgang. Sie schluchzte bei jedem Schritt, und ihre Lautstärke wuchs, als sie sich dem Ausgang näherte. An der Tür brüllte sie regelrecht.
    Noose starrte Jake an, bis Mrs. Cobb den Saal verlassen hatte und wieder Stille herrschte. Dann wandte er sich an die Geschworenen. »Bitte schenken Sie der letzten Frage des Verteidigers keine Beachtung.«
    »Was bezwecken Sie damit?« flüsterte Carl Lee seinem Anwalt zu.
    »Ich erkläre es Ihnen später.«
    »Die Staatsanwaltschaft ruft Earnestine Willard in den Zeugenstand«, sagte Buckley etwas ruhiger. Es klang nicht mehr ganz so arrogant.
    Mrs. Willard wurde aus dem Wartezimmer hereingeführt und vereidigt.
    »Sie sind Earnestine Willard?« fragte Buckley.
    »Ja, Sir«, bestätigte sie mit zittriger Stimme. Auch ihr Leben war nicht leicht gewesen, doch sie hatte sich eine gewisse Würde bewahrt, durch die sie glaubwürdiger und bemitleidenswerter wirkte als Cora Cobb. Sie trug schlichte, aber saubere und frisch gebügelte Kleidung. Im Haar fehlten die Färbemittel, von denen Mrs. Cobb so intensiven Gebrauch machte, und im Gesicht zeigte sich kein Make-up. Ihre Tränen schienen echt zu sein.
    »Wo wohnen Sie?«
    »In der Nähe von Lake Village.«
    »Pete Willard war Ihr Sohn?«
    »Ja, Sir.«
    »Wann haben Sie ihn zum letztenmal lebend gesehen?«
    »Hier im Gerichtssaal, kurz vor seinem Tod.«
    »Haben Sie die Schüsse gehört, die ihn töteten?«
    »Ja, Sir.«
    »Wo sahen Sie ihn zum letztenmal?«
    »In der Leichenhalle.«
    »Und sein Zustand?«
    »Er war tot.« Mrs. Willard betupfte ihre Augen mit einem Papiertaschentuch.
    »Es tut mir leid«, sagte Buckley. »Keine weiteren Fragen«, fügte er hinzu und musterte Jake mißtrauisch.
    »Kreuzverhör?« wandte sich Noose an den Verteidiger, und seine Miene verriet ebenfalls Argwohn.
    »Ja, Euer Ehren«, erwiderte Jake. Er blieb vor dem Rednerpult stehen und sah die Zeugin ohne Mitgefühl an.
    »Mrs. Willard, ich bin Jake Brigance.«
    Sie nickte.
    »Wie alt war ihr Sohn, als er starb?«
    »Siebenundzwanzig.«
    Buckley schob den Stuhl vom Tisch zurück; er saß auf der Kante, bereit dazu, mit einem Satz aufzuspringen. Noose setzte die Brille ab und beugte sich vor. Carl Lee senkte den Kopf.
    »Wie viele andere Kinder hat er in seinen letzten Lebensjahren vergewaltigt?«
    Buckley fuhr hoch. »Einspruch! Einspruch! Einspruch!«
    »Stattgegeben! Stattgegeben! Stattgegeben!«
    Das Geschrei erschreckte Mrs. Willard, und sie weinte lauter.
    »Ermahnen Sie ihn, Richter! Er muß ermahnt werden!«
    »Ich ziehe die Frage zurück«, sagte Jake und ging wieder zum Tisch der Verteidigung.
    Buckley knetete seine Hände. »Das genügt nicht, Richter! Er hat eine Ermahnung verdient!«
    »Begleiten Sie mich in mein Büro.« Noose entließ die Zeugin und ordnete eine Pause bis um dreizehn Uhr an.
    Harry Rex wartete mit belegten Brötchen und Margaritas auf Jakes Balkon. Brigance lehnte ab und trank Fruchtsaft. Ellen wollte nur einen Drink – einen kleinen, um ihre Nerven zu beruhigen. Zum dritten Mal hatte Dell das Mittagessen zubereitet und es persönlich in Jakes Praxis abgeliefert. Mit den besten Grüßen des Cafés.
    Sie aßen, entspannten sich auf dem Balkon und beobachteten dabei das Durcheinander vor dem Gerichtsgebäude. Harry Rex wollte wissen, was im Büro geschehen war. Jake biß von einem Brötchen ab und meinte, er hätte keine Lust, über den Prozeß zu reden.
    »Was geschah im Büro des Richters, verdammt?«
    »Die Cardinals haben drei Spiele hintereinander verloren. Wußten Sie das, Row Ark?«
    »Ich dachte, es seien vier.«
    »Was ist im richterlichen Büro passiert?«
    »Möchten Sie das wirklich wissen?«
    »Ja, zum Teufel!«
    »Na schön«, brummte Jake. »Ich muß auf die Toilette und erzähle es Ihnen, wenn ich zurück bin.«
    »Was ist geschehen, Row Ark?«
    »Nicht viel. Noose hat

Weitere Kostenlose Bücher