Die Jury
stattfinden sollte. Ihn beunruhigten die Gerüchte: Angeblich würde die Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit zum Tatzeitpunkt plädieren, um einen Freispruch zu erwirken. »Der verdammte Nigger hat meinen Bruder kaltblütig umgebracht«, ereiferte sich Freddie. »Er plante den Mord, versteckte sich in der Abstellkammer und wartete auf Billy Ray: Kaltblütiger Mord, jawohl.« Was kann der Klan in dieser Hinsicht unternehmen? Heutzutage haben Nigger viele Helfer: die NAACP (7) und tausend andere Bürgerrechtsgruppen, außerdem Gerichte und Regierung. Zum Teufel auch, Weiße haben heute überhaupt keine Chance mehr, es sei denn, der Klan greift ein. Wer ist sonst bereit, Protestmärsche zu veranstalten und für die Rechte der Weißen zu demonstrieren? Alle Gesetze begünstigen die Nigger, und liberale Politiker, die mit den Niggern verbündet sind, beschließen ständig neue Gesetze gegen die Weißen. Es wird Zeit, endlich etwas dagegen zu unternehmen.
Deshalb hatte sich Freddie mit dem Ku-Klux-Klan in Verbindung gesetzt.
Befindet sich der Nigger im Gefängnis? Ja, und er wird dort wie ein König behandelt. Der Nigger-Sheriff in Clanton, Ozzie Walls, hat sich mit dem Mörder angefreundet. Räumt ihm Privilegien ein. Gewährt ihm besonderen Schutz. Der Sheriff ist ein Fall für sich. Jemand hat gesagt, Hailey komme vielleicht gegen Kaution frei, noch in dieser Woche. Ein weiteres Gerücht. Freddie und seine Kumpel hofften, daß etwas dran war.
Was ist mit Ihrem Bruder? Hat er das Mädchen vergewaltigt? Keine Ahnung, wahrscheinlich nicht. Der andere Bursche, Willard, hat die Vergewaltigung gestanden, im Gegensatz zu Billy Ray. Der hatte Frauen genug. Warum sollte er ein Nigger-Mädchen vergewaltigen? Und selbst wenn er sich die Kleine vorgeknöpft hat – was ist schon dabei?
Wie heißt Haileys Verteidiger? Brigance, ein Anwalt aus Clanton. Jung, aber ziemlich gut. Beschäftigt sich mit vielen strafrechtlichen Sachen und hat sich einen ausgezeichneten Ruf erworben. Gewann mehrere Mordprozesse. Kündigte den Reportern gegenüber an, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren und einen Freispruch durchzusetzen.
Wie heißt der Richter? Weiß ich noch nicht. Bullard ist der Countyrichter, doch einige Leute meinten, jemand anders würde den Fall verhandeln. Vielleicht findet der Prozeß überhaupt nicht in Ford County statt.
Sisson und die übrigen Klanmitglieder hörten dem unbedarften Redneck aufmerksam zu. Ihnen gefiel der Teil über die NAACP und die liberalen, mit den Niggern verbündeten Politiker. Aber sie hatten auch die Zeitungen gelesen und Fernsehberichte gesehen; daher wußten sie, daß Freddies Bruder Gerechtigkeit widerfahren war. Trotzdem: Ein Nigger, der einen Weißen umbrachte, durfte nicht ungestraft davonkommen.
Darüber hinaus versprach diese Sache eine Menge. Der Prozeß begann erst in einigen Monaten, es blieb also genug Zeit, um zu planen. Sisson und seine Gefährten stellten sich vor, tagsüber in der Nähe des Gerichtsgebäudes aufzumarschieren, gekleidet in weiße Kutten mit spitz zulaufenden Kapuzen. Sie dachten daran, leidenschaftliche Reden zu halten und sich vor den Kameras in Szene zu setzen. Die Medien wären bestimmt begeistert: Sie verabscheuten den Klan, liebten jedoch die Gelegenheit, über Auseinandersetzungen und Ausschreitungen zu berichten. Und dann die nächtlichen Aktionen: brennende Kreuze und anonyme Anrufe. Vor so etwas konnten sich die ahnungslosen Opfer nicht schützen. Die Folge bestand aus immer mehr Gewalt. Der Klan verstand sich auf solche Provokationen. Er wußte, wie demonstrierende weiße Kutten auf zornige Nigger wirkten.
Zweifellos war es nicht sehr schwer, in Clanton die Saat des Hasses keimen zu lassen. Monate, um zu organisieren, um die Kameraden aus anderen Staaten zu benachrichtigen. Welcher Kluxer würde sich eine so gute Chance entgehen lassen? Und neue Bewerber? Nun, dieser Fall bot die Möglichkeit, das Feuer des Rassismus zu schüren und Niggerfeinde auf die Straße zu bringen. Die Mitgliederzahl war auf ein besorgniserregend niedriges Niveau gesunken. Sisson glaubte bereits zu hören, wie Hailey zum neuen Schlachtruf wurde, Clanton zum Sammelplatz des Klans.
»Mr. Cobb«, sagte er, »sind Sie imstande, uns Namen und Adressen des Nigge rs, der Familienangehörigen, seines Anwalts, des Richters und der Geschworenen zu geben?«
Cobb dachte darüber nach. »Ja, bis auf die Geschworenen. Sie müssen erst noch ausgewählt werden.«
»Wann wird Ihnen
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