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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Abhöranlage in der Beratungskammer – er hatte die ganze Zeit über gewußt, worüber die Geschworenen sprachen. Die Sache wurde bekannt, und Murphy entdeckte einige versteckte Kabel, die zum Juryzimmer führten. Die Ermittlungen der Behörden des Staates Mississippi blieben aber ohne konkrete Resultate. Während der nächsten zwanzig Jahre beauftragen die Richter ihre Gerichtsdiener jedoch, das Beratungszimmer zu inspizieren; wenn Harry Rex mit einem Fall zu tun hatte.
    »Sie kennen das Abstimmungsergebnis?« fragte Jake, und in jeder Silbe kam Argwohn zum Ausdruck. »Woher?«
    »Ich habe gewisse Quellen.«
    »Na schön. Wie entschieden die Geschworenen?«
    »Zwölf zu sechs. Eine Stimme weniger, und es wäre keine Anklageerhebung erfolgt.«
    »Zwölf zu sechs«, wiederholte Jake.
    »Buckley stand kurz vor einem Herzinfarkt. Ein Weißer namens Crowell sprach sich gegen die Anklage aus, und es wäre ihm fast gelungen, die anderen zu überzeugen.«
    »Ist Ihnen Crowell bekannt?«
    »Vor zwei Jahren habe ich seine Scheidung geregelt. Er wohnte in Jackson, bis seine erste Frau von einem Nigger vergewaltigt wurde. Sie schnappte über, und er ließ sich von ihr scheiden. Was sie zum Anlaß nahm, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Crowell zog nach Clanton um und heiratete noch einmal. Die zweite Ehe dauerte nur ein Jahr. Er hat Buckley eine ordentliche Lektion erteilt. Forderte ihn auf, die Klappe zu halten und sich zu setzen. Ich hätte es gern gesehen.«
    »Haben Sie es gesehen?«
    »Nein. Ich bin nur gut informiert.«
    »Und wie heißt Ihr Informant?«
    »Ich bitte Sie, Jake.«
    »Spielen Sie schon wieder mit elektronischen Wanzen herum?«
    »Nein. Ich höre nur aufmerksam zu. Es ist ein gutes Zeichen, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Das knappe Abstimmungsergebnis. Sechs von achtzehn Geschworenen wollten Hailey zu seiner Familie zurückschicken. Fünf Nigger und Crowell. Ein gutes Zeichen, oder? Ein oder zwei Nigger in der Jury genügen, um Buckley einen Strich durch die Rechnung zu machen, stimmt's?«
    »So einfach ist das nicht. Wenn der Fall in dieser County verhandelt wird, besteht die Jury vielleicht nur aus Weißen. Das passiert hier häufig, und Sie wissen ja, wie konservativ die meisten Leute sind. Jener Crowell... Es klingt so, als sei er aus heiterem Himmel aufgetaucht.«
    »Buckley dachte vermutlich ebenso. Sie sollten den Mistkerl sehen. Stolziert im Gerichtssaal umher und glaubt, nach seinem Fernsehauftritt gestern abend würden ihn alle um ein Autogramm bitten. Niemand will darüber reden, und deshalb versucht er, dieses Thema bei jedem Gespräch anzuschneiden. Er ist wie ein kleines Kind, das um Aufmerksamkeit bettelt.«
    »Seien Sie vorsichtig. Vielleicht wird er unser nächster Gouverneur.«
    »Das kann er sich aus dem Kopf schlagen, wenn er den Fall Hailey verliert. Und er wird ihn verlieren, Jake. Wir besorgen uns eine gute Jury, zwölf anständige, unbescholtene Bürger. Und dann bestechen wir sie.«
    »Das habe ich nicht gehört.«
    »Es klappt immer.«
    Einige Minuten nach halb elf betrat Jake das Büro hinter dem Gerichtssaal und schüttelte dort Buckley, Musgrove und Ichabod die Hand. Sie hatten schon auf ihn gewartet. Noose deutete auf einen Sessel und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.
    »Es dauert nicht lange, Jake.« Der Richter blickte über seine lange Nase hinweg. »Ich möchte die Anklage gegen Carl Lee Hailey morgen früh um neun verlesen. Haben Sie irgendwelche Probleme mit diesem Termin?«
    »Nein«, erwiderte Jake.
    »Es folgen einige weitere Anklagen, und um zehn beginnen wir einen Prozeß, bei dem es um Einbruch geht. Einverstanden, Rufus?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Sprechen wir nun darüber, wann das Hailey-Verfahren stattfinden soll. Die nächste Verhandlungsperiode fängt hier im späten August an, am dritten Montag, und dann ist die Prozeßliste bestimmt nicht weniger lang. Aufgrund der besonderen Umstände dieses Falles – ganz zu schweigen von der Publicity –, halte ich es für besser, so schnell wie möglich mit dem Prozeß zu beginnen.
    »Je eher, desto besser«, fügte Buckley hinzu.
    »Wieviel Zeit brauchen Sie für die Vorbereitungen, Jake?«
    »Sechzig Tage.«
    »Sechzig Tage!« entfuhr es dem Bezirksstaatsanwalt ungläubig. »Warum?« Jake schenkte ihm keine Beachtung und beobachtete, wie Ichabod seine Brille zurechtrückte und auf den Terminkalender hinabsah. Kann ich davon ausgehen, daß Sie eine Verlegung des Verhandlungsortes beantragen?«
    »Ja.«
    »Das spielt

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