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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zu seinen Aufgaben.«
    »Er ist wie ein Polizeihund dressiert, wie?«
    »In gewisser Weise.«
    »In Ordnung. Nun, Carl Lee ist also Ihr Freund?«
    Cat schlug die Beine übereinander und legte eine mit mehreren Diamanten geschmückte Hand aufs Knie. »Wir kennen uns schon seit langer Zeit. Haben zusammen in Vietnam gekämpft. Im Sommer 1971 saßen wir bei Da Nang fest. Ich wurde am Kopf getroffen, und zwei Sekunden später – zack! – erwischte es Carl Lee am Bein. Unsere Kameraden starben. Es ging drunter und drüber. Carl Lee hinkte zu mir, lud mich auf die Schultern und rannte durchs Maschinengewehrfeuer zu einem nahen Graben. Ich hielt mich an seinem Rücken fest, als er fast drei Kilometer weit kroch. Er rettete mir das Leben und bekam eine Medaille dafür. Wußten Sie das?«
    »Nein.«
    »Es ist die Wahrheit. Zwei Monate lagen wir nebeneinander in einem Lazarett von Saigon, und dann verfrachtete man unsere schwarzen Ärsche in die Staaten. Ich habe nicht vor, irgendwann einmal nach Vietnam zurückzukehren.«
    Ozzie hörte aufmerksam zu.
    »Jetzt hat mein Freund Probleme, und ich möchte ihm meine Hilfe anbieten.«
    »Bekam er die M-16 von Ihnen?»
    Tiny knurrte leise, und Cat lächelte. »Nein.«
    »Wollen Sie zu ihm?«
    »Warum nicht? Ist es so einfach?«
    »Ja. Ich hole ihn, wenn Tiny so freundlich wäre, den Weg freizugeben.«
    Der Leibwächter trat beiseite, und zwei Minuten später kam Ozzie mit dem Gefangenen. Cat umarmte ihn, und eine Zeitlang klopften sie sich auf den Rücken. Carl Lee warf Walls einen verlegenen Blick zu; der Sheriff verstand den stummen Hinweis und verließ den Raum. Erneut schloß Tiny die Tür und hielt davor Wache. Hailey rückte zwei Stühle zurecht und setzte sich zusammen mit Cat hin.
    Bruster sprach zuerst. »Ich bin stolz auf dich, Kumpel. Du hast eine Menge Mumm bewiesen. Ja, ich bin wirklich stolz auf dich. Warum hast du mir nicht sofort gesagt, wozu du die Knarre brauchst?«
    »Um Komplikationen zu vermeiden.«
    »Wie war's?«
    »So ähnlich wie in Vietnam. Es gab nur einen Unterschied: Die Kerle konnten nicht zurückschießen.«
    »So ist es am besten.«
    »Ja, das stimmt vermutlich. Ich wünschte nur, das alles wäre nicht geschehen.«
    »Du bereust doch nicht etwa, was du getan hast, oder?«
    Carl Lee wippte auf seinem Stuhl und starrte zur Decke. »Nein. Unter den gleichen Voraussetzungen würde ich genauso handeln. Aber es wäre mir lieber, die Mistkerle hätten mein kleines Mädchen nicht angerührt. Ich wünschte, wir könnten genauso leben wie vorher.«
    »Du hast es hier ziemlich schwer.«
    »Ich denke dabei nicht an mich. Ich mache mir Sorgen um meine Familie.«
    »Ja, klar. Wie geht's deiner Frau?«
    »Sie ist okay und wird damit fertig.«
    »Ich habe in der Zeitung gelesen, daß der Prozeß gegen dich im Juli beginnt. Seit einer Weile berichtet man häufiger über dich als über Cat Bruster.«
    »Mag sein. Aber du kommst immer ungeschoren davon. In meinem Fall bin ich mir nicht so sicher.«
    »Du hast einen guten Anwalt, oder?«
    »Ja. Er versteht sein Handwerk.«
    Cat stand auf, wanderte durchs Büro, bewunderte Ozzies Auszeichnungen und Urkunden.
    »Deshalb bin ich hier, Kumpel.«
    »Wie meinst du das?«
    Carl Lee wußte nicht genau, was sein Freund beabsichtigte, aber bestimmt war er nicht ohne Grund gekommen.
    »Weißt du, wie oft man mich vor Gericht gestellt hat?«
    »Ich schätze, inzwischen hast du dich daran gewöhnt.«
    »Fünfmal! Fünf Prozesse fanden gegen mich statt. Sie hatten es alle auf mich abgesehen: FBI, Staats- und Countypolizei. Wegen Rauschgift, Glücksspiel, Bestechung, Waffenhandel, Erpressung, Prostitution und so weiter. Man ließ keine Anklage aus. Und weißt du was, Carl Lee? Ich war immer schuldig. Himmel, ich bin kein einziges Mal unschuldig gewesen! Und weiß du, wie oft ich verurteilt wurde?«
    »Nein.«
    »Nie! Die Bullen konnten mich nie in den Knast stecken. Fünf Gerichtsverfahren, und fünf Freisprüche.«
    Carl Lee lächelte anerkennend.
    »Weißt du, warum man mich nicht verurteilt hat?« Carl Lee ahnte etwas, schüttelte jedoch den Kopf.
    »Weil ich den klügsten, cleversten und gerissensten Anwalt in diesem Teil des Landes habe. Er ist gemein und niederträchtig. Die Cops hassen ihn. Aber ich sitze hier und nicht in irgendeinem Gefängnis. Mein Anwalt nutzt jedes Mittel, um einen Prozeß zu gewinnen.«
    »Wer ist er?« fragte Carl Lee interessiert.
    »Du hast ihn bestimmt im Fernsehen gesehen. Sein Name steht dauernd in

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