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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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untersuchen? Nun?«
    »Woher soll ich das wissen?« erwiderte Carl Lee.
    »Tausend Dollar«, stieß Jake hervor. »Eintausend Dollar. Das Minimum. Wo können Sie tausend Dollar auftreiben?«
    »Ich habe Ihnen das ganze Geld gegeben, das mir zur Verfügung steht. Außerdem die Übertragungsurkunde...«
    »Die mich nicht interessiert. Warum nicht? Weil niemand Ihr Land kaufen will. Und wenn man es nicht verkaufen kann, ist es wertlos. Wir brauchen Bargeld, Carl Lee. Für die Psychiater.«
    »Weshalb?«
    »Weshalb!« wiederholte Jake ungeduldig. »Weshalb? Weil ich Sie von der Gaskammer fernhalten möchte, und sie ist nur hundertfünfzig Kilometer entfernt – verdammt nahe. Ich muß die Jury davon überzeugen, daß Sie zum Tatzeitpunkt verrückt gewesen sind. Das kann ich nicht einfach behaupten und Sie ebensowenig. Wir benötigen einen Fachmann, der Ihnen Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt, einen Arzt. Und Ärzte arbeiten nicht gratis, verstanden?«
    Carl Lee stützte die Ellenbogen auf die Knie und beobachtete, wie eine Spinne über den staubigen Teppich krabbelte. Nach zwölf Tagen im Gefängnis und zwei Auftritten vor Gericht hatte er genug von der Justiz. Er erinnerte sich an die Stunden und Minuten vor dem Doppelmord. Was war ihm da durch den Kopf gegangen? Kein Zweifel, die beiden Vergewaltiger hatten den Tod verdient, und er bereute nicht, sie erschossen zu haben. Aber hatte er auch ans Gefängnis gedacht, an Armut, Anwälte und Psychiater? Vielleicht. Doch nur ganz kurz. Solche Unannehmlichkeiten mußte er vorübergehend hinnehmen, während er darauf wartete, freigelassen zu werden. Man würde ihn anklagen, für nicht schuldig befinden und nach Hause schicken. Kein Problem – so wie bei Lester.
    Doch es lief nicht so glatt, wie er zunächst angenommen hatte. Das System verschwor sich gegen ihn, hielt ihn im Gefängnis, wollte ihn nicht nach Hause schicken, sondern in den Tod, auf daß seine Kinder zu Waisen wurden. Es schien entschlossen zu sein, ihn für etwas Unvermeidliches zu bestrafen. Und sein einziger Verbündeter stellte nun Forderungen, die er nicht erfüllen konnte. Der Anwalt verlangte das Unmögliche von ihm. Sein Freund Jake war zornig und schrie.
    »Besorgen Sie sich das Geld!« rief Jake, als er zur Tür ging. »Von Ihren Brüdern und Schwestern, von Gwens Familie, von Ihren Freunden, von der Kirche. Beschaffen Sie es. Irgendwie. Und so schnell wie möglich!«
    Brigance schlug die Tür zu und marschierte nach draußen.
    Carl Lees dritter Besucher an jenem Morgen traf kurz vor Mittag in einer langen, schwarzen Limousine mit Chauffeur und Tennessee-Kennzeichen ein. Der Wagen rollte auf den kleinen Parkplatz und belegte dort drei markierte Abstellflächen. Ein großer schwarzer Leibwächter schob sich hinter dem Steuer hervor und öffnete die Tür für seinen Boß. Sie gingen über den Bürgersteig und betraten das Gefängnis.
    Die Sekretärin sah von ihrer Schreibmaschine auf und lächelte argwöhnisch. »Guten Morgen.«
    »Morgen«, sagte der kleinere Mann mit der Augenklappe. »Ich bin Cat Bruster und möchte Sheriff Walls sprechen.«
    »Darf ich mich nach dem Grund erkundigen?«
    »Ja, Ma'am. Es geht um Mr. Hailey, einen Gast Ihres besonderen Hotels.«
    Der Sheriff hörte den Namen, verließ das Büro und begrüßte den berüchtigten Besucher. »Ich bin Ozzie Walls, Mr. Bruster.« Sie schüttelten sich die Hände. Der Leibwächter blieb reglos stehen.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Sheriff. Cat Bruster aus Memphis.«
    »Ja, ich weiß, wer Sie sind. In den Nachrichtensendungen wird häufig über Sie berichtet. Was führt Sie hierher?«
    »Nun, ein Freund von mir ist in Schwierigkeiten. Carl Lee Hailey. Ich möchte ihm helfen.«
    »Na schön. Und Ihr Begleiter?» Ozzie blickte zum Leibwächter. Walls war fast eins neunzig groß, aber immer noch mindestens zehn Zentimeter kleiner als der Gorilla. Er schätzte sein Gewicht auf mehr als hundertfünfzig Kilo, und ein großer Teil davon schien sich in den Armen zu konzentrieren.
    »Er heißt Tiny Tom (8) «, sagte Cat. »Wir nennen ihn einfach nur Tiny.«
    »Ich verstehe.«
    »Er ist eine Art Leibwächter.«
    »Er trägt doch keine Waffe, oder?«
    »Nein, Sheriff. Er braucht keine.«
    »Nun gut. Bitte kommen Sie in mein Büro.«
    Dort schloß Tiny die Tür und bezog davor Aufstellung, während sein Boß am Schreibtisch Platz nahm.
    »Er kann sich ebenfalls setzen«, sagte Ozzie zu Cat.
    »Nein, Sheriff. Er steht immer vor der Tür. Das gehört

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