Die Jury
die Betreffenden auf stur schalteten, folgte Gewalt: Bomben, Dynamit, Prügel, sogar Mord. Aber seitdem sind viele Jahre vergangen. Ich dachte, wir hätten das alles hinter uns. In Jakes Fall lautet die Botschaft vermutlich: Verzichten Sie darauf, Hailey zu verteidigen. Doch inzwischen vertritt er Carl Lee gar nicht mehr, und daher hat dies hier überhaupt keinen Sinn.«
»Sieh nach Hanna«, sagte Jake zu Carla, die sofort ins Haus eilte.
»Wenn Sie einen Wasserschlauch haben...«, murmelte Prather. »Vielleicht gelingt es mir damit, das Feuer zu löschen.«
»Gute Idee«, kommentierte Jake. »Ich möchte nicht, daß unsere Nachbarn dieses Spektakel sehen.«
Dann standen er und Carla im Morgenmantel auf der Veranda und beobachteten, wie der Deputy das brennende Kreuz bespritzte. Glühendes Holz zischte und qualmte, als das Wasser die Flammen erstickte. Fünfzehn Minuten lang arbeitete Prather mit dem Schlauch, rollte ihn dann zusammen und legte ihn aufs Blumenbeet hinter den Sträuchern.
»Danke, Marshall. Ich schlage vor, das diskret zu behandeln.« Prather wischte sich die Hände an der Hose ab. »In Ordnung. Schließen Sie die Türen ab. Rufen Sie die Zentrale an, wenn Sie etwas Verdächtiges hören. Wir überwachen Ihr Haus während der nächsten Tage.«
Er nahm am Steuer des Streifenwagens Platz, setzte auf die Straße zurück und fuhr langsam über die Adams Street in Richtung Justizgebäude. Jake und Carla saßen in der Hollywoodschaukel und starrten zu dem rauchenden Kreuz hinüber.
»Ich habe das Gefühl, die Titelseite einer alten Life -Ausgabe zu betrachten«, sagte Jake.
»Oder ein Kapitel aus einem Lehrbuch über die Geschichte von Mississippi. Vielleicht sollten wir den Leuten mitteilen, daß du gefeuert bist.«
»Danke.«
»Wofür?«
»Für deine unverblümte Ausdrucksweise.«
»Entschuldige. Vielleicht hätte ich es so formulieren sollen: Von deinen frühen Pflichten entbunden, oder...«
»Sag einfach, daß sich Carl Lee einen anderen Anwalt genommen hat. Du bist sehr besorgt, nicht wahr?«
»Ich bin nicht nur besorgt. Ich habe Angst. Wenn die Kerle in der Lage sind, ein Kreuz in unserem Vorgarten zu verbrennen was hindert sie dann daran, das Haus in Brand zu stecken? Es ist die Sache nicht wert, Jake. Ich möchte, daß du Erfolg hast und glücklich wirst, aber nicht auf Kosten unserer Sicherheit. Kein Fall ist einen solchen Preis wert.«
»Freut es dich, daß Carl Lee mich gefeuert hat?«
»Ich freue mich, daß er beschloß, sich einen anderen Anwalt zu nehmen. Vielleicht läßt man uns in jetzt Ruhe.«
Jake legte seiner Frau den Arm um die Schultern und zog sie an sich. Die Schaukel wippte sanft. Halb vier Uhr morgens, und Carla trug nur einen Bademantel; sie war wunderschön.
»Sie kehren nicht zurück, oder?« fragte sie.
»Nein. Sie sind fertig mit uns. Bald finden sie heraus, daß mich der Fall nichts mehr angeht, und dann rufen sie an, um sich zu entschuldigen.«
»Ich finde das nicht komisch, Jake.«
»Ich weiß.«
»Glaubst du, es spricht sich herum?«
»Nun, ich schätze, eine Stunde lang bleibt alles unter uns. Aber wenn das Café um fünf öffnet, kennt Dell Perkins alle Einzelheiten, bevor sie die erste Tasse Kaffee serviert.«
»Was willst du damit anfangen?« Carla nickte zum Kreuz hin, das sich als dunkle Silhouette im matten Licht des Halbmonds zeigte.
»Ich habe eine Idee. Was hältst du davon, wenn wir nach Memphis fahren und es in Marscharfskis Garten brennen lassen?«
»Ich krieche jetzt wieder unter die Decke.«
Um neun Uhr beendete Jake sein Diktat, mit dem er offiziell beantragte, seinen Namen als Verteidiger im Fall Carl Lee Hailey aus den Gerichtsakten zu streichen. Ethel tippte den Text mit großem Eifer, und einige Minuten später verkündete sie durch die Wechselsprechanlage: »Mr. Brigance, ein Mr. Marscharfski hat angerufen und möchte Sie sprechen. Ich habe gesagt, daß Sie in einer Konferenz sind, aber er wartet am Apparat.«
»Ich rede mit ihm.« Jake nahm den Hörer ab. »Hallo.«
»Mr. Brigance... Bo Marscharfski aus Memphis. Wie geht's Ihnen?«
»Prächtig.«
»Gut. Sie kennen bestimmt die Morgenzeitungen vom Samstag und Sonntag. Sie bekommen sie doch in Clanton, oder?«
»Ja. Außerdem gibt's bei uns Telefon und Post.«
»Haben Sie die Artikel über Mr. Hailey gelesen?«
»Ja. Sie schreiben ziemlich gut.«
»Das überhöre ich. Nun, wenn Sie etwas Zeit erübrigen könnten... Ich möchte den Fall mit Ihnen
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