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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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besprechen.«
    »Gern.«
    »Soweit ich weiß, verlangt man in Mississippi von Juristen außerhalb des Staates, daß sie mit lokalen Anwälten zusammenarbeiten.«
    »Soll das heißen, Sie haben keine Mississippi-Lizenz?« fragte Jake ungläubig.
    »Äh, nein.«
    »Das wurde in Ihren Artikeln nicht erwähnt.«
    »Ich überhöre auch diesen Hinweis. Verlangen die Richter in allen Fällen Kooperation mit ortsansässigen Rechtsanwälten?«
    »Kommt ganz auf den Richter an.«
    »Ich verstehe. Was ist mit Noose?«
    »Manchmal.«
    »Danke. Nun, für gewöhnlich arbeite ich mit lokalen Anwälten zusammen, wenn ich Fälle in anderen Staaten vertrete. Die Einheimischen fühlen sich besser, wenn einer von ihnen bei mir am Tisch der Verteidigung sitzt.«
    »Das ist wirklich nett.«
    »Wären Sie daran interessiert, mit mir...«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« entfuhr es Jake. »Ich bin gerade gefeuert worden, und jetzt möchten Sie, daß ich Ihren Aktenkoffer trage? Sie müssen völlig übergeschnappt sein. Mir liegt nichts daran, daß mein Name mit dem Ihren in Zusammenhang gebracht wird.«
    »He, einen Augenblick, Sie Hitzkopf...«
    »Nein, hören Sie mir zu. Es mag Sie überraschen, aber hier in Mississippi gibt es ethische Prinzipien und Gesetze, die das Abwerben von Klienten verbieten. Prozeßaufkauf – jemals davon gehört? So etwas ist in Mississippi untersagt, wie in den meisten anderen Staaten. Wir halten nichts von Anwälten, die Fällen nachjagen. Ethik, Mr. Hai. Verstehen Sie diesen Begriff?«
    »Ich jage keinen Fällen nach, mein Junge. Man trägt sie an mich heran.«
    »Wie bei Carl Lee Hailey. Vermutlich hat er Ihren Namen aus dem Branchenverzeichnis. Sicher haben Sie dort eine ganzseitige Anzeige geschaltet, direkt neben den Abtreibungsärzten.«
    »Man legte mir seine Verteidigung nahe.«
    »Ein gewisser Cat Bruster, nicht wahr? Ich weiß genau, wie Sie den Fall bekommen haben. Wenn das keine Abwerbung ist... Vielleicht reiche ich eine Beschwerde bei der Advokatur ein. Oder ich lasse Ihre Methoden vom großen Geschworenengericht überprüfen.«
    »Oh, sicher. Sie und der Bezirksstaatsanwalt sind gute Freunde, stimmt's? Guten Tag.«
    Marscharfski hatte das letzte Wort und legte auf. Jake kochte eine Stunde lang, bevor er sich dem nächsten zu diktierenden Brief widmen konnte. Lucien wäre stolz auf ihn gewesen.
    Kurz vor Mittag erhielt Jake einen weiteren Anruf. Walter Sullivan von der Sullivan-Kanzlei meldete sich.
    »Wie geht's Ihnen, Jake?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Gut. Nun, Bo Marscharfski ist ein alter Freund von mir. Vor einigen Jahren, bei einem Verfahren wegen Betrugs, verteidigten wir mehrere Bankangestellte. Es gelang uns, einen Freispruch zu erwirken. Bo ist ein verdammt guter Anwalt. Er bat mich darum, mit ihm im Fall Carl Lee Hailey zusammenzuarbeiten. Ich wollte nur wissen, ob Sie...«
    Jake knallte den Hörer auf die Gabel, verließ das Büro und verbrachte den Nachmittag bei Lucien.
18
    G wen hatte Lesters Nummer nicht. Anfragen bei Ozzie und anderen Leuten blieben ebenfalls ohne Erfolg. Die Auskunft teilte mit, im Telefonbuch von Chicago gäbe es zwei Seiten mit Haileys, unter ihnen mindestens ein Dutzend Lester Haileys und einige mit den Kürzeln L.S. Jake ließ sich die Nummern der ersten fünf Lester Haileys geben und rief sie nacheinander an. Es handelte sich ausschließlich um Weiße. Dann sprach er mit Tank Scales, dem Eigentümer des sichersten und besten Schwarzen-Schuppens in der County – man nannte die Kneipe Tanks Tonk (9) . Lester mochte jenes Lokal sehr. Tank gehörte zu Jakes Klienten und gab ihm häufig vertrauliche Informationen über Schwarze und ihren Umgang.
    Am Dienstagmorgen, auf dem Weg zur Bank, besuchte Tank Jakes Büro.
    »Haben Sie in den vergangenen beiden Wochen Lester Hailey gesehen?« fragte Brigance.
    »Klar. Kam mehrmals bei mir rein, um Billard zu spielen und Bier zu trinken. Wie ich hörte, kehrte er vor ein paar Tagen nach Chicago zurück. Stimmt wahrscheinlich, denn am Wochenende ließ er sich nicht blicken.«
    »Mit wem war er zusammen?«
    »Meistens nur mit sich selbst.«
    »Was ist mit Iris?«
    »Ja, sie begleitete ihn mehrmals, wenn Henry nicht in der Stadt war. Bei solchen Gelegenheiten werde ich immer nervös. Henry ist ein ziemlich übler Kerl. Er würde ihnen beiden die Kehle durchschneiden, wenn er wüßte, daß Iris mit Lester ausgeht.«
    »Sie treiben's schon seit zehn Jahren miteinander, Tank.«
    »Ja, sie hat zwei Kinder von Lester. Das

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