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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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keinen einzigen Mordprozeß verloren zu haben. Ein sehr schwieriges Verfahren stand bevor, aber er vertraute auf die Weisheit und Fairneß der Geschworenen in Mississippi.
    Jake las den Artikel schließlich kommentarlos und warf die Zeitung anschließend in den Abfallkorb.
    Carla schlug ein Picknick vor. Jake wollte eigentlich arbeiten, erhob jedoch keine Einwände. Sie füllten den Kofferraum des Saab mit Lebensmitteln und Spielzeug und fuhren dann zum See. Das braune, schlammige Wasser des Lake Chatulla hatte den Höchststand in diesem Jahr erreicht, und erst in einigen Tagen würden die Ufer langsam wieder vorrücken. Eine kleine Flotte aus Booten und Katamaranen hatte sich eingefunden.
    Carla breitete zwei große Decken im Schatten einer Eiche aus, während Jake die eingepackten Leckereien und das Puppenhaus holte. Hanna nutzte die eine Decke, um ihre große Familie zusammen mit Plüschtieren und Autos aufzustellen, wandte sich dann dem Haus zu und begann damit, erste Anweisungen zu erteilen. Ihre Eltern hörten zu und lächelten. Hannas Geburt war ein quälender Alptraum gewesen: Sie war zweieinhalb Monate zu früh zur Welt gekommen, und niemand konnte ihr Überleben garantieren. Elf Tage lang saß Jake neben dem Inkubator und beobachtete, wie sich das kleine, purpurne und wunderhübsche Baby am Leben festklammerte, während eine ganze Horde aus Ärzten und Krankenschwestern auf Monitore starrte, Schläuche zurechtrückte, neue Kabel anschloß und immer wieder mit dem Kopf schüttelte. Wenn er allein war, berührte er den gläsernen Kasten und wischte sich Tränen von den Wangen. Er betete wie nie zuvor in seinem Leben, schlief in einem Schaukelstuhl neben dem Mädchen und träumte von einer blauäugigen, dunkelhaarigen Tochter, die mit Puppen spielte und an seiner Schulter schlief. Er hörte sogar ihre Stimme.
    Nach einem Monat lächelten die Krankenschwestern, und die finsteren Mienen der Ärzte erhellten sich. Man entfernte einen Schlauch nach dem anderen. Das Gewicht des Babys wuchs auf gesunde viereinhalb Pfund, und die stolzen Eltern brachten es nach Hause. Ein Arzt empfahl ihnen, auf weitere Kinder – abgesehen von adoptierten – zu verzichten.
    Jetzt war mit Hanna alles in bester Ordnung, doch der Klang ihrer Stimme trieb Jake noch immer Tränen in die Augen. Er aß und schmunzelte, als seine Tochter ihre Puppen über angemessene Hygiene belehrte.
    »Du entspannst dich jetzt zum erstenmal seit zwei Wochen«, sagte Carla, als sie sich nebeneinander auf der Decke ausstreckten. Bunte Katamarane glitten im Zickzack über den See und wichen Motorbooten aus, die angetrunkene Wasserskiläufer hinter sich herzogen.
    »Am vergangenen Sonntag sind wir in der Kirche gewesen«, erwiderte Jake.
    »Aber du hast nur an den Prozeß gedacht.«
    »Ich denke noch immer daran.«
    »Es ist vorbei, nicht wahr?«
    »Keine Ahnung.«
    »Glaubst du, Carl Lee überlegt es sich anders?«
    »Vielleicht. Wenn Lester mit ihm redet. Schwer zu sagen. Schwarze sind häufig unberechenbar, erst recht dann, wenn sie in Schwierigkeiten stecken. Nun, eigentlich ist er gar nicht übel dran. Der beste Strafverteidiger aus Memphis vertritt ihn – gratis.«
    »Wer bezahlt das Honorar?«
    »Ein alter Freund von Carl Lee. Ein gewisser Cat Bruster.«
    »Was hat es mit ihm auf sich?«
    »Der Kerl ist reich, handelt mit Drogen und vielen anderen illegalen Dingen. Durch und durch ein Ganove. Nimmt immer wieder Marscharfskis Dienste in Anspruch. Ein tolles Paar.«
    »Weißt du das von Carl Lee?«
    »Nein. Er wollte mir nichts verraten, und deshalb habe ich Ozzie gefragt.«
    »Ist Lester auf dem laufenden?«
    »Noch nicht.«
    »Was soll das heißen? Du willst ihn doch nicht anrufen, oder?«
    »Nun, das hatte ich vor.«
    »Treibst du es damit nicht ein wenig zu weit?«
    »Ich bezweifle es. Lester hat ein Recht darauf, Bescheid zu wissen, und ich...«
    »Dann sollte Carl Lee mit ihm sprechen.«
    »Das sollte er, ja. Aber bestimmt informiert er ihn nicht. Er hat einen schweren Fehler gemacht, ohne etwas davon zu ahnen.«
    »Das ist sein Problem, nicht deines. Diese Sache geht dich nichts mehr an.«
    »Carl Lee ist viel zu verlegen, um Lester zu benachrichtigen. Er weiß, daß ihn sein Bruder als Idioten verfluchen wird.«
    »Und deshalb hältst du es für deine Pflicht, dich in ihre Familienangelegenheiten einzumischen.«
    »Nein. Aber ich glaube, Lester sollte davon erfahren.«
    »Sicher liest er in der Zeitung darüber.«
    »Vielleicht auch nicht«,

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