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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schweißes gekostet hatten. Er lautete:
    »Lieber Bruhder.
     
    Hier lügen Wir vor Badafia, der Teifel hole die Hizze und die Langeweule! Ich schreiwe Dihr, aber ich mache es kurzz, denn ich habe kein Geschihke dazuh.
    Wie? Einen Jungen häte Ich? Heiliche Kreuzstänge! Ich weis kein Wort von! Awer Ich glauwe es. Und die Gußtel läbt noch? Donerwätter! Juchhee! Ich komme, awer noch nigt gleuch, denn Ich und der Boodsmann, Wir haben Etwaß vor, was ärst färtig seyn muss.
    Gott sei Dank, dießer Brief ißt alle. Wihr gehen von hür nach Pompei. Schreiwe auch an Mich, awer Meer als Ich. Daußend Grieße an alle von Mier und dem Boodsmann.
    Dein Bruhder Steuermann.« –
     
    Am Nachmittage saßen die beiden Kadetten im Koupee. Sie befanden sich allein darin und waren also ungestört.
    »Wie gefallen dir meine Verwandten?«
    »Außerordentlich.«
    »Das konnte ich nicht vermuthen.«
    »Weil es so einfache Leute sind? Pah, ich gebe den Teufel auf Aeußerlichkeiten! Diese Leute sind herzensbrav. Der Edelstein hat auch ungeschliffen seinen Werth; durch den Schliff verliert er an Volumen. Und verkehrt nicht sogar der König und der Kronprinz bei Deinem Onkel! Eigentlich sind dies recht interessante Verhältnisse.«
    »Allerdings. Der Kronprinz war selbst Schmiedesohn. Er wurde seinen Eltern durch den Herzog von Raumburg geraubt, welcher nach der Krone trachtete, und kam durch eine Zigeunerin Namens Zarba in das Haus des Hofschmieds Brandauer. Dessen Sohn wurde mit ihm verwechselt und als ein Prinz von Sternburg erzogen. Es ist der jetzige Admiral. An diese Begebenheiten knüpfen sich noch Dinge und Verwickelungen, welche Stoff zu vielen Romanbänden geben würden.«
    »Von dem Romantischen hast Du auch ein kleines Quantum erhalten.«
    »Allerdings, und hoffentlich zu meinem Glücke.«
    »Ich bin begierig, die Familie Deines Pflegevaters kennen zu lernen.«
    »Sie ist interessant. Der General selbst ist ein alter wackerer Degenknopf, der sich in der Gesellschaft seiner zwölf Hunde am wohlsten befindet, und die Damen sind auch ganz gut, wenn man ihre kleinen Eigenheiten zu berücksichtigen versteht. Ich habe Dir alle Personen genau beschrieben, so daß Du Dich genau darnach richten kannst.«
    »Ich interessire mich für den General, weil er für den größten Feind Süderlands gilt.«
    »Du hast eine tiefe Aversion gegen Dein Vaterland. Mir unbegreiflich!«
    »Und doch sehr natürlich, wenn Du mir die Bemerkung gestattest, daß ich nicht mein Vaterland, sondern gewisse Personen und Zustände hasse, welche für meine Familie verhängnißvoll geworden sind.«
    »Der Kronprinz frug Dich heute damach, und Du wichest ihm aus. Wäre ich ein so mächtiger Mann, ich würde mich ebenso darnach erkundigen, um Dir meine Hilfe anzubieten.«
    »Das sind Dinge, über welche man am liebsten schweigt. Doch mit einem vertrauten Freunde kann man vielleicht eher darüber sprechen, als mit einem Andern, selbst wenn dieser Andere ein Kronprinz oder ein König wäre. Ich weiß, daß Du schweigen kannst.«
    »Natürlich!«
    »Ich bin der einzige Sohn meiner Eltern, hatte aber eine Schwester, welche älter war als ich.«
    »Ah! Von ihr hast du mir noch gar nichts gesagt. Sie ist todt?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Wissen es nicht? Du sprichst in Räthseln. Man weiß von einer Schwester doch, ob sie lebt oder gestorben ist!«
    »Unter gewöhnlichen Umständen, ja.«
    »So hast Du es mit ungewöhnlichen Umständen zu thun? Du machst mich neugierig.«
    »Meine Schwester hieß Toska. Ich verstand nichts davon, aber ich hörte sagen, daß sie die schönste und umworbenste Dame unseres Hofes sei.«
    »Das will viel heißen!«
    »Muß aber doch wahr gewesen sein, da sogar der Prinz sie sehr beachtete.«
    »Der Kronprinz?«
    »Nein, Prinz Hugo.«
    »Der tolle Prinz?«
    »Ja. Er zeichnete sie vor den übrigen Damen auf eine Weise aus, welche auffällig erscheinen mußte, leider aber Toskas Herz gefangen nahm. Sie liebte ihn.«
    »Den Alle hassen!«
    »Man sagt ja, daß die Liebe blind sei, bei meiner Schwester war sie es. Aber wie ich Toska kannte, muß der Prinz eine ganz außerordentliche Verstellungsgabe besitzen. Sie konnte nur einen Mann lieben, den sie für ihrer würdig hielt.«
    »Wurde sie nicht gewarnt?«
    »Oft; natürlich nur seitens der Eltern. Doch alle Vorstellungen blieben fruchtlos, und – plötzlich war sie verschwunden.«
    »Verstehe ich recht? Wer war verschwunden? Deine Schwester?«
    »Ja. Sie gab vor, zu einer entfernten

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