Die Juweleninsel
fertig!«
»Donnerwetter, was denn, he, Parpara?«
»Muß denn blos etwas zum Essen gesotten werden?«
»Was denn sonst?«
»Nun, zum Beispiel, Schmiere!«
»Schmiere? Was denn für Schmiere?«
»Stiefelschmiere!«
»Stiefelschmiere? Aper die hast Du doch nicht gesotten?«
»Und doch!«
»Nicht möglich! Früh um drei Uhr!«
»Aus Fischthran und Talglichtstummeln, das wird die beste Stiefelschmiere.«
»Aus Thran und Stummeln? Für wen denn eigentlich, meine Parpara?«
»Nun, für – –«
»Nun, für? – –«
»Für den jungen Herrn Seekadett Kurt Schubert.«
Jetzt war die Reihe den Mund aufzusperren an dem Gastwirth.
»Für den Herrn Seekadett – – – !«
»Ja.«
»Stiefelschmiere?«
»Ja.«
»Aus Fischthran und Inseltstummeln?«
»Ja.«
»Na, Parpara, nun hört mir aper doch Alles und Verschiedenes auf! So etwas ist noch gar nicht da gewesen! Steht diese Madame Parpara Schupert früh Punkt drei Viertel auf drei Uhr auf, um Stiefelschmiere zu sieden, Stiefelschmiere aus Talg und Fischthran, weil morgen der Kurt zum Pesuche kommen will! Was will denn der damit?«
»Kannst Du Dir denn nicht denken, daß er auch einmal geschmierte Stiefel verlangen könnte anstatt gewichste?«
»Heiliges Pech! Ein Seekadett und geschmierte Stiefel!«
»Heiliges Pech! Ein Seekadett und durch die Gartenpforte Einzug halten!«
»Parpara, ärgere mich nicht!«
»Thomas, bringe mich nicht in Harnisch!«
»Mach keinen Spaß; Du pist ja gar nicht in Harnisch zu pringen!«
»Und Du, Alter, müßtest Dich recht possirlich ausnehmen, wenn Du einmal thun wolltest, als ob Du Dich ärgertest! Ich glaube, daß Du gar keine Galle hast.«
»Glaupst Du? Hin, wenn ich einmal hinein komme, so hape ich sogar sehr viele Gallen; aper ich hape ein gutes Weipchen, eine Frau, die meine Galle nicht in Aufregung pringt.«
»Und ich ein liebes Männchen, das mich gewiß niemals in Harnisch versetzen wird.«
»Ja, Parpara, als wir uns heiratheten, hapen wir alle Peide in einen großen Glückstopf gegriffen. Aper, was ich sagen wollte, wenn dieser Kurt, oder vielmehr unser Herr Seekadett, morgen kommt, so müssen wir Alles aufpieten, um ihm zu zeigen, daß er uns – – –«
Er hielt inne. Sein Auge war nach dem Hofe hingerichtet; er sperrte den Mund mit einer Miene auf, in welcher sich die allergrößeste Ueberraschung ausdrückte.
»Parpara, da ist er!«
Sie wandte sich um und schlug dann, vor Freude am ganzen Gesichte glänzend, die Hände zusammen.
»Kurt!« rief sie.
»Kurt!« rief nun auch der Gastwirth.
»Herr Kadett!« verbesserte sie sich sofort.
»Herr Kadett!« verbesserte sich auch Schubert.
Draußen im Hofe stand er, strahlend vor Jugend und Kraft, und die schmucke Uniform, welche er trug, war ganz geeignet, die Formen seines kräftigen Körpers hervorzuheben.
»Onkel! Tante!«
Mit diesem Rufe kam er herbeigesprungen und schloß Beide zugleich in seine Arme.
»Willkommen, Herr – – –«
»Papperlapapp, liebe Tante, laß nur das Tituliren! Ich heiße Kurt, verstehst Du?«
»Gut, wie Du willst. – Also, willkommen lieber Kurt! Ich denke, daß Du – –«
»Ja, willkommen lieper Kurt!« meinte, sie unterbrechend, auch der Schmied.
»Ich denke,« fuhr Frau Barbara fort, »daß Du erst morgen kommen willst.«
»So schrieb ich Euch, weil ich Euch gern überraschen wollte. Ist es mir gelungen?«
»Sehr!«
»Sehr!« bekräftigte der Schmied. »Aper, Kerl, was Du hüpsch und sauper geworden pist in der Zeit, die wir einander nicht gesehen hapen!«
»Ja,« stimmte Barbara bei, »zum Anbeißen.«
»So beiße an, liebe Tante!«
Er umschlang sie wieder und drückte einen herzhaften Kuß auf ihre Lippen.
»Aber,« frug sie, »wie kommt es denn, daß Du so zeitig kommst?«
»Ich bin mit dem Nachtzuge gefahren.«
»Und durch den Garten – –!«
»Geradewegs über den Zaun!« lachte er.
»Hape ich also nicht Recht gehapt, Parpara?« frug der Schmied mit wichtiger Miene.
»Ja,« antwortete sie lachend; »ich gönne Dir es gern. Doch wer ist denn – – – ?«
Im Hofe erschien nämlich ein zweiter junger Mann in ganz derselben Kleidung wie Kurt Schubert, der ihm ein Zeichen gab, herbei zu treten.
»Da kommt noch ein Freund und Kamerad von mir, der mir zu Gefallen mit über den Zaun gesprungen ist und sich dann ein wenig versteckte, weil er uns nicht stören wollte.«
»Her mit ihm!« kommandirte Thomas. »Ist uns herzlich willkommen.«
»Ja, kommen Sie nur näher, junger Herr!« knixte
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