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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unwillkürlich diejenige des schönen Mädchens ergriffen, und sie ließ ihm dieselbe, ohne den geringsten Versuch zu machen, sie ihm zu entziehen. Da vernahm sie einen tiefen, seufzenden Athemzug aus seinem Munde und blieb stehen.
    »Woran denkst Du, Kurt?« frug sie.
    »An Dich und an Vieles,« antwortete er.
    »Magst Du mir nicht Einiges von dem Vielen sagen?«
    »Das Alles, Magda, weißt Du ja bereits.«
    »Ich weiß nicht, was Du meinst,« sagte sie leise.
    »Daß ich so gering bin – – –«
    »Gering?!«
    »Und arm und klein – – –«
    »Arrn und klein?« wiederholte sie verwundert.
    »Gegen Dich!«
    »Aber Kurt, wie redest Du!«
    »Ich rede die Wahrheit.«
    »Du redest sie nicht, lieber Kurt. Du sagst, daß Du gering seist. Ist es gering, in Deinem Alter bereits Marinelieutenant zu sein?«
    »Es ist nichts gegen das, was Du bist.«
    »Und arm und klein? Bist Du nicht mein Bruder? Steht Dir nicht Alles zur Verfügung was mir und dem Vater gehört?«
    »Ist dies nicht alles nur Gnade?«
    »Nicht Gnade, sondern Liebe ist es, Kurt. Wie kommst Du auf solche Gedanken?«
    Er schwieg. Sie aber legte die Hand auf seinen Arm und bat:
    »Sage mir, was Dich bedrückt!«
    »Ich selbst weiß es noch nicht genau und klar. Aber als ich heute diesen Prinzen bei Dir stehen sah, da fühlte ich, daß ich einen jeden, der Dich – –«
    Er schwieg verlegen.
    »Der Dich – –? Bitte, fahre fort!«
    »Daß ich einen jeden zermalmen könnte, der Dich so antasten wollte, wie dieser Mensch.«
    »Es wird Keiner dies wagen.«
    »Wagen? Ja. Aber wenn Du es Einem erlaubtest?«
    »Nie.«
    »Und dennoch wirst Du diese Erlaubniß einst jemandem ertheilen.«
    »Niemals!« wiederholte sie.
    »Du wirst nicht einen jeden so hassen und so verabscheuen wie ihn, sondern Du wirst einst Einen treffen, den – –«
    »Den – –? Weiter!«
    »Den – – den Du liebst.«
    Es war ihm schwer geworden, dieses Wort. Sie schwieg eine ganze Weile, dann klang es leise: »Du würdest wohl – – eifersüchtig sein, Kurt?«
    »Ja,« antwortete er zögernd, »obgleich ich keine Berechtigung dazu hätte.«
    »O, lieber Kurt, vielleicht hättest Du sie dennoch.«
    »Magda! Was willst Du damit sagen?«
    »Darf ein Bruder nicht eifersüchtig sein?«
    »Ja, aber nicht in der Art und Weise, in welcher ich es meine.«
    »Wer sonst?«
    »Du weißt es!« flüsterte er.
    »Und das magst Du nicht sein?« frug sie in einem Tone, der scherzend sein sollte aber doch hörbar zitterte.
    »O, wie gern, wie gern möchte ich es sein! Ich würde den Himmel dafür verkaufen. Aber das kann nicht sein, das ist eine Unmöglichkeit.«
    »Warum? Weil Du mich zu wenig gern hast?«
    »Magda, spotte nicht! Ich bin ein armer einfacher Seemann, der seine Worte nicht zu setzen versteht wie ein Salonheld, aber ich sehe ein, daß die Tochter eines Generales, eines Adeligen, eines Millionärs für mich nicht zu erreichen ist.«
    Da ertönte ein helles silbernes Lachen aus ihrem Munde, und sie frug: »Nicht erreichen? Hast Du mich nicht bereits erreicht? Hast Du mich nicht schon bei der Hand ergriffen?«
    Er konnte nicht anders, er mußte in diesen scherzhaften Ton einfallen, obgleich ihm sehr ernst zu Muthe war: »Ja, ich habe Dich, und ich halte Dich. Aber auf wie lange?«
    »Für so lange, als Du willst, Kurt!«
    »Für heut, den ganzen Abend?«
    »Ja.«
    »Für morgen?«
    »Ja.«
    »Für übermorgen, für die nächsten Tage und Wochen, für das ganze Jahr?«
    »Ja.«
    »Für immerfort und allezeit?«
    »Ja,« klang es noch leiser als zuvor.
    »Also für das ganze Leben?«
    »Wie Du willst!«
    »Als was, Magda? Als Schwester nur? O, sage mir, ob Du mich auch anders lieben könntest, viel, viel anders, nämlich so wie meine – meine – – –«
    Er schwieg. Sie aber erhob ihr Köpfchen und fügte hinzu:
    »Wie Deine Braut?«
    »Ja. Könntest Du das, Magda?«
    »Nein!«
    »Nicht? Herrgott!«
    »Ich könnte es nicht, sondern ich kann es; es ist ja bereits wirklich so.«
    »Wirklich?« jubelte er laut.
    »Ja.«
    »Und Du täuschest Dich nicht? Du sagst mir die Wahrheit?«
    »Die volle!«
    Da legte er die Arme um sie und zog sie innig an sich.
    »So habe Dank, Du liebes süßes Wesen. Für mich gibt es weder Glück noch Heil als nur bei Dir. Du bist so groß, und ich bin so klein, aber wenn Du Dich mir zu eigen gibst, so fühle ich die Kraft in mir, mit der ganzen Welt um Deinen Besitz zu ringen und zu kämpfen.«
    »Das wirst Du nicht nöthig haben, mein Kurt. Wer will mich Dir

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