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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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pfeifen. Es könnte ja der Fall sein, daß ich mich verstecken müßte.«
    artig ging weiter. Am Eingange des Schlosses fand er einen Diener.
    »Ist das Schloß Helbigsdorf?« frug er.
    »Ja,« antwortete der Gefragte etwas reservirt.
    »Ich danke.«
    Er wollte weiter gehen, doch der Diener hielt ihn zurück.
    »Warte Er! Hier hat Er etwas, und nun kann Er umkehren.«
    Er hielt ihm eine kleine Münze entgegen. Hartig nahm sie nicht und blickte ihn stolz an.
    »Ich bin kein Bettler!«
    »Nicht? Was will Er sonst im Schlosse?«
    »Darnach hat Er nichts zu fragen.«
    Er war jetzt auf einmal ein ganz Anderer geworden. Er schritt an dem halb und halb verblüfften Diener vorüber und in den Schloßhof hinein. Da ging er sofort auf das Portal zu, und stieg, da sich hier Niemand zeigte, die Treppe empor. Droben kam eben Kunz aus dem Zimmer des Generals.
    »Was will Er?«
    »Ich will mit der Wirthschafterin sprechen.«
    »Mit Frau Hartig?«
    »Ja!«
    »Was sucht Er bei ihr?«
    »Das geht blos mich und sie an!«
    »Und mich, wenn Er nämlich nichts dagegen hat! Ich habe alle Fremden anzumelden. Also was will Er?«
    »Ich habe ihr etwas zu sagen.«
    »Was?«
    »Wenn ich es Ihm sagen wollte, brauchte ich nicht zu ihr!«
    »Er ist ein Grobian. Packe Er sich fort!«
    »Er hat mich nicht abzuweisen! Wo ist die Wirthschafterin?«
    »Ich habe gesagt, daß Er gehen soll!«
    »Und ich habe gefragt, wo die Wirtlischafterin ist!«
    »Wenn Er nicht sofort geht, werde ich Ihn fortbringen.«
    »Er wäre mir der Kerl dazu! Ich glaube – –«
    »Wer zankt hier!« rief eine strenge Stimme.
    Als sich die Beiden umsahen, stand der General bei ihnen.
    »Dieser Mann macht Spektakel, Excellenz!« antwortete Kunz.
    »Wer ist er?«
    »Er gibt keine Auskunft. Verstanden?«
    »Was will Er?«
    »Ich suche die Wirthschafterin, Herr General,« antwortete Hartig.
    »Was will Er bei ihr?«
    »Ich will mit ihr sprechen!«
    »Ich frage ihn ja eben nach Dem, was Er mit ihr zu reden hat.«
    »Ich werde doch mit ihr reden dürfen! Ich bin ihr Mann.«
    »Ihr Mann?« frug der General.
    »Donnerwetter!« fluchte Kunz.
    »Ja. Sie ist meine Frau!«
    »So ist Er der Schiffer Hartig aus Fallun?«
    »Ja.«
    »Er ist wohl entlassen worden?«
    »Ich bin frei.«
    »Komme Er. Ich selbst werde Ihn zu seiner Frau führen.«
    Er ging voran nach der Küche. Dort befanden sich neben der Wirthschafterin auch die drei Schwestern.
    »Frau Hartig,« sagte der General, »es ist heut ein Tag der Ueberraschungen. Dieser Mann will zu Ihnen.«
    »Wer ist es?«
    Sie drehte sich herum nach dem Fremden und erblaßte.
    »Kennst Du mich?« frug er.
    »Hartig!« rief sie, tief erschrocken.
    Er wartete einige Augenblicke, dann frug er:
    »Du heißest mich nicht willkommen?«
    »Nein,« stöhnte sie. »Du kommst aus – aus – –«
    »Aus dem Zuchthause!« ergänzte er frech und höhnisch.
    »Aus dem Zuchthause?« kreischte Freya. »Mein Gott!«
    »Mein Himmel!« ächzte Wanka.
    »Herrjeh!« rief Zilla.
    »Und zu mir kommst Dul« fuhr die Wirthschafterin fort.
    »Zu Dir, denn ich wußte, daß Du nicht zu mir kommen würdest. Kannst Du mich nicht bewillkommnen? Hast Du keinen Gruß, keinen Platz für Deinen Mann?«
    »Nein. Nie!« wehrte sie ab.
    »Ja, das glaube ich! Während ich kargte und darbte, während ich im Zuchthause hungern und spinnen mußte, genossest Du das Leben und hast darüber mich natürlich vollständig vergessen. Ich bin Dein Mann, und Du gehörst zu mir. Wenn Du hier keinen Platz für mich hast, so wirst Du dieses Haus verlassen und mit mir gehen.«
    »Er sieht ganz so aus, als ob sie mit Ihm gehen würde,« meinte Kunz, der aus Neugierde mit eingetreten war.
    »Das geht Ihm den Teufel an.«
    »Oho! Er ist grob und wird mir daher wohl erlauben, es auch zu sein. Verstanden?«
    Der General wandte sich zu seiner Wirthschafterin:
    »Frau Hartig, wollen Sie mit diesem Mann wieder beisammen sein?«
    »Niemals!« antwortete sie.
    Sie hatte heut den wiedergefunden, dem ihre erste Liebe gehörte, den ihr Herz nie vergessen hatte, sie konnte dem Andern nicht mehr gehören.
    »Er hört es!« sagte Helbig zu Hartig.
    »Ja, ich höre es. Aber sie wird sich wohl noch anders besinnen.«
    »Nein!« antwortete sie.
    »Du bist meine Frau, Du wirst mir folgen müssen!«
    »Da irrt Er sich!« sagte der General. »Sie bleibt hier bei mir, und ich werde dafür sorgen, daß Ihr baldigst geschieden werdet.«
    »Ich gebe sie nicht los!«
    »Er wird gezwungen werden sie loszugeben. Es ist aber

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