Die Juweleninsel
verweigern?«
»Der Vater!«
»Dieser? Glaubst Du dies wirklich?«
»Ja.«
»Aber er liebt Dich doch!«
»Ich weiß es. Aber seine Zuneigung vermag die Hindernisse nicht zu zerstreuen, welche sein hoher Rang, seine hohe Stellung mit sich bringen.«
»Dein Rang wird einst ein ebenso hoher sein.«
»Dies wünsche ich, und um dieses zu erreichen will ich Alles lernen, Alles thun und Alles wagen, aber ich bin noch lange nicht so weit.«
»So warten wir, lieber Kurt. Nicht?«
»Ja,« lachte er fröhlich. »Was bleibt uns Anderes übrig?«
Er bog sich zu ihr nieder und küßte sie lange und innig auf die rothen Lippen, dann schritten sie, Arm in Arm und dicht an einander geschmiegt, dem Schlosse weiter zu.
Dort hatte man sie längst erwartet. Es gab in Folge der heut eingetroffenen Gäste so viel zu erzählen, daß bereits Mitternacht nahe war, als man sich trennen wollte, um zur Ruhe zu gehen. Da aber hörte man unten im Hofe ein lautes wirres Rufen.
»Was ist das?« frug der General.
»Herr Gott, man ruft Feuer!« jammerte Freya.
Auf die beiden andern Schwestern, welche ihr kreischend sekundirten, konnte man nicht hören. Freya war in ihr Fauteuil zurückgesunken, Wanka lag in der rechten und Zilla in der linken Ecke des Sophas, und alle drei hielten die Augen geschlossen. Endlich öffnete Freya die Lider. Sie hörte ein lautes Rennen und Rufen im Schloßhofe, stieß einen zweiten Schrei aus und schloß die Augen wieder. Natürlich kam nun an Wanka die Reihe, aus der Ohnmacht zu erwachen. Sie erblickte einen hellen Feuerschein, schrie laut auf und sank wieder zurück. Das war für Zilla die beste Veranlassung, ihre Betäubung für einen Augenblick zu überwinden, aber das helle Licht des Feuers warf sie in ihren Todesschlaf zurück.
»Entsetzlich!« stöhnte die Blaue.
»Gräßlich!« jammerte die Grüne.
»Fürchterlich!« ächzte die Purpurrothe.
»Habe ich meine Bibi noch?«
»Ja. Und ich meine Lili?«
»Ja. Und ich meine Mimi?«
»Ja. Aber wir sind so allein!«
»Ganz allein!«
»Ganz und gar allein!«
»Was thun wir?«
»Ich falle wieder um!«
»Auch ich kann nicht auf!«
Freya ermannte sich aber doch und erhob sich, um an das Fenster zu treten.
»Seht, diese Flamme!«
»Dieser Brand!«
»Diese Lohe!«
»Wie gut, daß es nur im Dorfe ist und nicht auf dem Schlosse!«
»Bei wem mag es sein?«
»Laß uns fragen!«
Sie eilten in den Hof hinab, durch dessen Thor soeben die Spritze rasselte. Nun war weder ein Knecht noch eine Magd zurückgeblieben. Auch der General war mit allen seinen Gästen nach dem Dorfe geeilt, Kunz mit ihnen, und sogar Magda hatte sich ihnen angeschlossen, um den Hilfsbedürftigen Trost zuzusprechen.
Es brannte eine kleine Häuslerswohnung. Man sah beim ersten Blicke, daß sie nicht gerettet werden konnte; aber die Nachbarn standen in Gefahr, und da die Leute sich einstweilen nur auf sich und nicht auf die Hilfe der Bewohner umliegender Orte verlassen konnten, so herrschte ein panischer Schreck und eine Aufregung unter ihnen, die sich erst dann legte, als der General das Kommando der Rettungs-und Bergungsarbeiten übernahm und seine feste männliche Stimme weithin zu vernehmen war.
Der Besitzer des zuerst brennenden Hauses besaß nur geringe Habe; sie war bald in Sicherheit gebracht. Man ließ das Feuer gewähren und sorgte nun nur noch dafür, daß kein weiteres Gebäude in Brand gerieth.
Zwischen dem Schlosse und dem Dorfe stand eine hohe Linde am Wege. Auf diese kamen drei Gestalten langsam zugewankt. Es waren die Schwestern des Generals.
»Ich kann nicht weiter!« klagte die Lange.
»Meine Beine tragen mich nicht mehr!« seufzte die Kurze.
»Ich sinke um!« stöhnte die Dicke.
»Ich setze mich!«
»Ich auch!«
»Ich falle gleich her!«
Fräulein Zilla ließ auf dieses Wort sofort die That folgen. Sie sank in das Gras, und die beiden Andern ließen sich neben ihr nieder.
»Dieser Schreck!« rief Freya.
»Diese Angst!«
»Diese Furcht!«
»Und so allein!«
»Ganz verlassen!«
»Ohne Schutz und Schirm!«
»Wollen wir um Hilfe rufen?«
»Wer soll uns hören? Wer mag sich um uns bekümmern? O, diese Männer!«
»Es sind Barbaren und Heiden!«
»Cimbern und Teutonen!«
»Vandalen und Kirgisen!«
»Wenn nur im Schlosse nichts geschieht!«
»Was soll da geschehen?«
»Wir-haben die Lichter brennen lassen!«
»Das wird nichts schaden. Seht, dieses Feuer wird immer größer! Wer es wohl angelegt hat?«
»Es kann auch anders entstanden
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