Die Juweleninsel
wäre schon eher etwas.«
»Soll ich, Herr?«
»Du brächtest es nicht fertig!«
»Nicht? Für Sie und diesen Menschen zur Strafe thue ich Alles!«
»Also Du willst?«
»Ja.«
»Heut Nacht?«
»Ja.«
»Aber es ist gefährlich!«
»Gar nicht.«
»O! Es wohnen sehr viele Leute im Schlosse. Wenn man Dich ertappte, so würde es Dir sehr schlecht ergehen.«
»Man wird mich nicht erwischen. Darauf können Sie sich verlassen!«
»Aber ich wünsche nicht etwa ein kleines Feuerchen, verstehest Du? Das ganze Schloß mit allen Nebengebäuden müßte verbrennen.«
»Natürlich. Sonst wäre es ja gar keine Rache!«
»Und das macht die Sache nicht nur gefährlich, sondern auch schwer.«
»Wie so?«
»Man müßte das Feuer an vielen Stellen anlegen.«
»Das soll auch geschehen.«
»Wie aber willst Du Zeit und Gelegenheit dazu finden, ohne ertappt zu werden?«
»Das ist sehr leicht, Herr. Man brennt vorher im Dorfe eines oder zwei der Häuser an.«
»Alle Teufel, ich sehe, daß Du wirklich einen Kopf hast, wie ich ihn brauche!«
»Brennt es im Dorfe, so werden die ganzen Bewohner des Schlosses, wenigstens die männlichen, hinabrennen, um zu retten, und dann hat man hier oben leichtes Spiel.«
»Ganz gut! Also Du willst das wirklich übernehmen?«
»Ja.«
»So sind wir einig, und Du stehst von jetzt an in meinem Dienste. Aber, da fällt mir ein, daß ich dabei noch einen andern Zweck erreichen könnte! Wenn wir diesen erreichten, so wäre Deine Rache an dem General eine noch tiefere und vollständigere.«
»Reden Sie, Herr! Vertrauen Sie mir, denn Sie können sich auf mich verlassen!«
»Er hängt ganz gewaltig an seiner Tochter.«
»Soll sie mit verbrennen? Das wäre am Ende möglich zu machen, aber doch wohl etwas zu schlimm.«
»Nein, verbrennen soll sie nicht. Aber – man könnte ein wenig Raubritter spielen, weißt Du, wie es früher im Mittelalter war: Man könnte mit ihr spazieren reiten.«
»Sie meinen, man könnte sie ein wenig entführen, damit der Alte recht Angst um sie bekäme?«
»Ja.«
»Wollen wir es thun?«
»Bist Du bereit, auch hierbei zu helfen?«
»Sofort!«
»Nun gut! Ich habe meinen eigenen Wagen mit und einen Kutscher, der mir treu ergeben ist. So sind wir zu Dreien. Wir suchen das Mädchen in einem unbeobachteten Augenblicke zu fassen und tragen sie in den Wald. Dann sage ich Herrn von Uhle, daß ich abreisen werde – ich bin nämlich heut sein Gast – und während wir durch den Wald fahren, bringen wir sie in die Kutsche.«
»Und wohin geht die Reise?«
»Direkt und schnell nach der Grenze.«
»Hinüber nach Süderland?«
»Ja, nach Burg Himmelstein.«
»Man wird uns an der Grenze anhalten und den Wagen vielleicht untersuchen wollen!«
»Pah! Meinen Wagen sicherlich nicht!«
»So reisen Sie nicht inkognito?«
»Doch! An der Grenze aber kennt man mich sehr genau und wird mich ungehindert passiren lassen. Uebrigens kann ich ja auch das Inkognito beliebig aufheben.«
»Das geht nicht, Herr.«
»Warum?«
»Man würde sich sehr wundern, daß ein – nun ja, daß Sie mit einem Manne reisen, der sich in einer solchen Verfassung befindet.«
Er deutete dabei auf seinen schlechten Anzug. Der Prinz lachte.
»Glaubst Du, daß ich Dich in dieser Verfassung lassen werde? Du mußt heut noch einen neuen Anzug haben. Wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?«
»Zwei Stunden.«
»So kannst Du bis zum Abend ganz gut zurück sein. Hier hast Du Geld. Kaufe Dir, was Du brauchst.«
Der Prinz zog die Börse und gab ihm eine Summe.
Hartig frug: »Wo treffen wir uns?«
»Gerade hier wieder.«
»Wann?«
»Um elf Uhr Abends. Ich werde dafür sorgen, daß mein Wagen dann bereits im Walde steht. Das ist besser, als wenn ich erst später abreise.«
Er ging, und auch Hartig schlich sich fort. Ein königlicher Prinz hatte sich mit einem Zuchthäusler vereinigt zur Ausführung eines der größten Schurkenstreiche, welche zu denken sind.
Am Abend desselben Tages war Magda im Dorfe gewesen, um eine Kranke zu besuchen. Kurt hatte sie begleitet, und nun schritten sie mit einander wieder dem Schlosse zu. Es war während ihres Verweilens bei der Kranken spät geworden, dennoch aber schlugen sie nicht den geraden Weg, sondern den Fußpfad ein, welcher durch den Park führte. Sie gingen schweigend neben einander her, es war jenes so sehr beredte Schweigen, welches dem Herzen seine Rechte gibt, während der Mund sich scheut, die Gefühle des Innern durch Worte zu bezeichnen. Seine Hand hatte
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