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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gluth legte sich über ihr Gesicht von der Stirn bis zum Nacken herab; sie riß sich ungestüm los, trat zurück und hüllte sich so tief wie möglich in das Gewand, welches ihr doch keine genügende Hülle bot.
    »Was ists? Was hast Du so plötzlich?« frug er
    »Hugo, wo sind meine Kleider, welche ich mit hierher brachte? Man verweigert sie mir und zwingt mich, Gewänder anzulegen, die mich noch tödten werden.«
    »Ich kenne nur ein Gewand, welches getödtet hat, nämlich dasjenige des Herkules, und dieses war vergiftet.«
    »O, auch diese Kleider enthalten ein Gift, ein fürchterliches Gift. Gieb Befehl, daß ich die meinigen wieder erhalte, sonst fürchte ich mich vor mir selbst!«
    »Du wirst sie erhalten, vorausgesetzt, daß Du mir folgsam bist.«
    »Wie wünschest Du daß ich sein soll?«
    »Liebevoll.«
    »Bin ich dies nicht stets gewesen, bin ich dies nicht auch heute wieder?«
    »Ich meine diejenige Liebe, welche die Frau zum Manne hat.«
    »Die sollst Du nicht vergebens suchen, doch zuvor muß ich erst Dein Weib sein. Ich habe meine Ehre auf das Spiel gesetzt; ich habe Dir meine Freiheit und alle meine Vergnügungen geopfert, weil Du es so wolltest. Ich sollte scheinbar verreisen, sollte mich auf einige Zeit zurückziehen, um die Augen irre zu leiten, welche unsere Liebe zu erforschen suchten. Die Zeit, welche Du bestimmtest, ist längst vorüber, und noch immer bin ich gefangen, darf mit keinem Menschen verkehren und habe, wenn Du je kommst um mich zu besuchen, mit Dir und mit einer Liebe zu ringen, welche Deiner und meiner nicht würdig ist. Du liebst mich nicht mehr!«
    »Mehr als jemals, ich schwöre es Dir; aber warum ringst Du mit meiner Liebe?«
    »Ich verstehe sie nicht.«
    »Dann liebst Du nicht! Du denkst an die Krone, welche ich vielleicht einst tragen werde, aber nicht an das Glück, welches ich bei Dir suche und doch nicht finde.«
    »Warum muß ich mich noch immer verbergen? Warum nimmt man mir meine Garderobe und legt mir Kleider hin, deren sich nur eine Tänzerin nicht schämt?«
    »Weil die Liebe nur im Verborgenen ihre schönsten und süßesten Triumphe feiert, und weil ich wünsche, Dich so reizend und entzückend wie möglich zu sehen, wenn mein Verlangen mich zu Dir treibt. Komm, setze Dich auf meinen Schooß und laß uns kosen!«
    Ihr Blick verfinsterte sich, und sie hüllte sich womöglich noch tiefer ein.
    »Also immer noch wie zuvor! Ich habe gehofft und geharrt, ich habe gebetet und geweint – vergebens. Ich warte nicht länger. Mache mich zu Deinem Weibe, offen oder heimlich einstweilen, oder lasse mich wieder zurückkehren!«
    »Du kannst Schloß Himmelstein noch nicht verlassen, Toska; die Umstände verbieten es. Man weiß bereits, daß Du nicht verreist bist; man ahnt sogar, daß ich Dich verberge. Deine Rückkehr ist unmöglich, so lange Du noch nicht mein Weib geworden bist.«
    »So mache mich zu diesem!«
    »Das geht noch nicht. Die Hindernisse, welche es vorher gab, sind nicht verschwunden, sie haben sich vielmehr vergrößert, und ehe ich sie besiege, wird eine lange Zeit vergehen.«
    »Du gabst mir Dein Wort!«
    »Ich halte dasselbe. Komm!«
    Er nahm sie bei der Hand und zog sie wieder an sich. Sie ließ es zögernd geschehen.
    Unterdessen gab der Schloßvogt seine Befehle und suchte dann seine Frau auf, welche sich in der Küche befand.
    »Wo ist der Prinz?« frug sie.
    »Im Garten.«
    »Ist nicht auch die Komtesse dort?«
    »Ja. Ich hoffe, sie wird endlich klug werden!«
    »Was nennst Du klug?«
    »Die Aufgabe ihres Widerstandes gegen ihn.«
    »Ja, Ihr Männer seid sehr weise. Oft aber seid Ihr zum Bedauern dumm. Ein Gehorsam gegen ihn würde die größte Albernheit sein!«
    »Wie so?«
    »Das muß ich diesem Menschen erst erklären! Er liebt sie; nicht?«
    »Hin, er liebt Alle!«
    »Gut; dann will ich sagen, daß er entzückt ist von ihrer Schönheit; denn schön ist sie, wie ich noch niemals eine Andere gesehen habe. Er hat ihr versprochen sie zu heirathen, will aber nur ihre Schönheit genießen, und das ahnt sie jetzt. Er hat sich durch diesen albernen Befehl, sie zum Anlegen unzüchtiger Kleidungsstücke zu zwingen, verrathen. Gehorcht sie ihm, so ist sie verloren, denn er wird satt und vergißt sie. Sie stirbt dann auf Schloß Himmelstein oder da unten im Nonnenkloster; denn er sorgt ganz sicher dafür, daß sie verschwunden bleibt. Durch das Versagen seiner Wünsche aber facht sie dieselben vielleicht zu einer solchen Höhe an, daß er doch noch am Ende die

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