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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich suchte dieses alberne Gefühl zu tödten, indem ich Ihnen eine geeignete Toilette aufnöthigte. Es hat nichts geholfen. Sie werden mir gehören oder diese Mauern niemals verlassen. Wählen Sie!«
    Ihre Augen leuchteten.
    »Ich habe gewählt.«
    »Wie?«
    »Sie sind mir mehr zuwider als das häßlichste Gewürm, das auf Erden kriecht.«
    »Gut. So ist Ihr Schicksal entschieden. Man wird Sie in das Verließ bringen.«
    »Noch ist es nicht so weit. Noch habe ich mein Messer!«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Es gibt hier Hände genug, welche es Ihnen zu entringen vermögen.«
    »So sterbe ich als Gefangene, aber doch mit dem Bewußtsein, daß Sie mich nicht anrühren durften.«
    »Dieses süße Bewußtsein will ich Ihnen gönnen, obgleich es mir doch vielleicht noch beikommen könnte, mich Ihnen zu nähern, wenn Sie gefesselt und unschädlich gemacht worden sind.«
    »Feiger elender Schurke!«
    »Danke! Auf alle Fälle aber muß ich Ihnen sagen: Sobald Sie sich in dem Verließe befinden, sind Sie das Eigenthum des Knechtes, der Sie füttert. Er wird glücklicher sein als ich.«
    »Scheusal!«
    »Noch einmal, wählen Sie!«
    »Ich habe gewählt ünd würde mich auf der Stelle tödten, aber ich hoffe auf die Gerechtigkeit und Hilfe Gottes; er wird mich nicht verlassen, Sie aber zu treffen wissen!«
    »Auch diese Hoffnung lasse ich Ihnen. Wir sind fertig. Adieu!«
    Er verließ das Gemach und verschloß es von außen, so daß sie es nicht verlassen konnte. Als er seine Wohnung erreicht hatte, klingelte er. Der Schloßvogt erschien.
    »Hat Jemand etwas gemerkt?«
    »Nein.«
    »Sie bleibt unverbesserlich. Ich gebe sie auf.«
    »Was befehlen Ew. Hoheit mit ihr?«
    »Sie kommt in das Verließ.«
    »Entschuldigung, das wird nicht gehen!«
    »Warum?«
    »Es sind nur zwei sichere Steinkammern vorhanden, und diese sind besetzt. Die beiden Letzten sind noch nicht todt.«
    »Noch nicht? Sie scheinen sehr luxuriös zu leben!«
    »Das nicht; aber sie waren beide kerngesund, und mit einem Morde kann ich mein Gewissen denn doch nicht beschweren.«
    Der Prinz lachte cynisch.
    »Ja, ich weiß, daß Sie ein außerordentlich zartes Gewissen besitzen! Weiß Ihre Frau von den Beiden?«
    »Daß sie da waren weiß sie natürlich, nicht aber wo sie hingekommen sind. Sie ganz und vollständig in meine Geheimnisse einzuweihen halte ich nicht für nöthig.«
    »Das läßt sich begreifen. Sie könnte sonst einen Anflug von demjenigen überflüssigen Gefühle bekommen, welches man Eifersucht nennt. Und nun weiß ich auch, warum die Beiden noch leben. Sie waren schön, die Sängerin sowohl als auch die Gouvernante.«
    »Hoheit glauben doch nicht etwa, daß – –« stockte der Vogt verlegen.
    »Pah, wir kennen uns! Doch, ich will nicht zanken. Also die Komtesse hat keinen Platz da unten? Was meinen Sie, wie wäre es bei den Nonnen?«
    »Sehr praktisch. Da steckt sie gut und bleibt Ew. Hoheit immer aufgehoben. Ich wette, daß sie in kurzer Zeit so wohl erzogen ist, daß sie Ihren Besuchen mit Sehnsucht entgegensieht.«
    »Meinen Sie? Sollten die frommen Schwestern so gute Erziehungsmittel haben?«
    »Allerdings.«
    »Strenge?«
    »O nein, sondern das Beispiel. Das Beispiel ist in der Liebe ebenso mächtig wie irgend wo anders, in der Angst, in der Furcht oder im Hasse. Das Beispiel erzieht mehr als Bitte oder Strafe. Sprechen Sie mit dem Prior!«
    »Von ihm weiß ich, daß er sie aufnehmen wird. Aber die Gefahr! Sie wird gegen die Nonnen sprechen.«
    »Pah, das schadet nichts, denn diese werden kein Wort weiterreden, sondern sie vielmehr zu überreden suchen. Es gibt in dem Klosterkirchhofe einen Winkel, in welchem man beim Nachgraben nichts finden würde als die Ueberreste neugeborener Kinder.«
    »Nicht möglich! Wer wären dann die Väter?«
    »Die Mönche. Wer anders?«
    »Alle Teufel!«
    »Ja. Die frommen Väter und Mütter haben einander sehr lieb, und der alte Basaltfelsen hat nicht umsonst so tiefe Klüftungen und unterirdische Gänge.«
    »Ich weiß allerdings bereits Verschiedenes; von einem so nahen Umgange zwischen den beiden Klöstern aber erfuhr ich noch nichts. Sind Sie sicher?«
    »Pater Philippus, der Küchenmeister, ist mein leiblicher Bruder. Wir haben keine zahlreichen Geheimnisse vor einander.«
    »Dann bin ich überzeugt und werde sofort zum Prior gehen. Die Komtesse muß schon deshalb fort, um der Müllerstochter Platz zu machen.«
    »Ah, diese soll noch heute – –?«
    »Wollen erst sehen.«
    »Erlauben mir Hoheit

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