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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Unklugheit begeht, sie zu heirathen. Dazu gehört freilich mehr Talent als sie besitzt; dazu gehört eine genaue Berechnung, eine so schlaue Taktik, wie sie nur bei sehr erfahrenen Frauen zu finden ist.«
    »Pah, Ihr Weiber seid alle erfahren! Der jüngste Backfisch versteht es heut zu Tage ganz gut, den vorsichtigsten Mann zu überrumpeln und zu überlisten.«
    »So! Hast Du Dich vielleicht auch bereits von einem Backfische überlisten lassen?«
    »Nein, aber von einem Stockfisch!«
    »Wen meinst Du mit diesem Worte, he? Doch nicht etwa mich?«
    »Wen ich meine, das kannst Du Dir – horch, was war das? Rief da nicht jemand um Hilfe?«
    »Es klang beinahe so. Aber wer sollte hier um Hilfe rufen?«
    »Es war im Garten. Horch, noch einmal – zum dritten Male! Es kommt näher. Er wird durch seine Unvorsichtigkeit Skandal verursachen. Ich muß hinab!«
    Der Vogt eilte nach dem hinteren Hofe, aus welchem ein kleines Pförtchen nach dem Gärtchen führte. Toska hatte nur in diesen Hof Zutritt, und wenn sie dort erschien, war dafür gesorgt, daß Niemand von der Dienerschaft dort zugegen sein konnte. Sie war eine Gefangene im wahrsten Sinne des Wortes, deren Anwesenheit man so viel wie möglich zu verheimlichen suchte.
    Als der Vogt diesen Hof erreichte, kam ihm Toska mit wehendem Haare und fliegendem Gewande entgegen. Sie wurde von dem Prinzen verfolgt. Geißler wollte sie halten, aber sie entschlüpfte ihm. Beide rannten ihr nach, die Treppe empor und einen Korridor entlang, dessen Eckzimmer ihre Wohnung bildete. Sie erreichte dasselbe in demselben Augenblicke mit dem Prinzen; er trat mit ihr ein und verschloß die Thür. Während dies geschah und er ihr dabei den Rücken zukehrte, hatte sie ein Messer von dem Tische ergriffen und an sich genommen.
    »So, mein Schätzchen,« lachte er. »Eine solche kleine Jagd ist interessant, aber entkommen kannst Du mir nicht!«
    »Meinen Sie?« antwortete sie mit keuchendem Athem und fliegendem Busen. »Jetzt erst kenne ich Sie; jetzt thue ich den ersten klaren Blick in die Verworfenheit Ihrer niederträchtigen Seele. Verlassen Sie mich, wir haben nichts mehr mit einander zu schaffen!«
    »Wirklich? Ich meine, daß wir erst noch einen zärtlichen Abschied feiern werden, ehe wir scheiden. Komm an mein Herz, mein süßes holdes Liebchen!«
    Er machte Miene sie zu umarmen. Da erhob sie die mit dem Messer bewaffnete Hand:
    »Wagen Sie es, mich anzurühren!«
    Er trat bei diesem entschlossenen Tone doch einen Schritt nach rückwärts.
    »Ah, interessant, ganz wie auf der Bühne. Sie verrathen theatralisches Talent!«
    »Möglich, aber ich werde nicht nur spielen, sondern vielmehr wirklich handeln. Verlassen Sie augenblicklich mein Zimmer, sonst rufe ich die Leute herbei!«
    »Das würde Ihnen nichts helfen, Komtesse, denn diese Leute stehen in meinem Dienste und haben also nur mir zu gehorchen. Wollen Sie mich anhören?«
    »So sprechen Sie. Aber machen Sie es kurz, und versuchen Sie es nicht sich mir zu nähern, da ich sonst von meiner Waffe Gebrauch machen werde. Sie kennen mich!«
    »Allerdings kenne ich Sie. Ich weiß, daß Sie das einzige Kind waren und eine Erziehung genossen haben, wie sie sonst nur Knaben zu Theil zu werden pflegt. Sie reiten, turnen, schießen und fechten, ich weiß es; Ihr Messer aber flößt mir dennoch keine Furcht ein.«
    »Pah, ich werde es gebrauchen, mit welchem Erfolge, das wird sich zeigen!«
    Der Prinz schien doch ein wenig schüchtern zu werden. Er wich noch um etwas zurück und meinte dann:»Diesen Erfolg kenne ich. Sie sind nicht der erste Vogel, den ich hier zähmen lasse. Wir wollen offen sein.«
    »Oh, fürchten Sie nicht, daß ich schmeicheln werde.«
    »Wohl Komtesse, so hören Sie! Burg Himmelstein wird öfters von Damen bewohnt, welche die Liebe und ihre Schönheit heraufgeführt haben. Fügen sie sich in meine Befehle, so werden sie später mit reichen Geschenken entlassen und haben die Wonne aller Seligkeiten genossen. Fügen sie sich aber nicht, so verschwinden sie aus dem Leben; sie sterben nach Jahren in den Verließen, aus denen seit Jahrhunderten kein Auferstehen gewesen ist. Wählen Sie!«
    Sie war erbleicht, fürchterlich erbleicht.
    »Sie sind ein Teufel!« hauchte sie endlich. »Und einen solchen Satan liebte ich!«
    »Ja, Sie liebten mich und folgten mir, wie alle Ihre Vorgängerinnen,« lächelte er. »Glaubten Sie wirklich, daß ich Sie an meine Seite heben würde? Sie waren schamhaft, verteufelt schamhaft und zurückhaltend,

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