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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Geschehens treiben zu lassen. Doch vielleicht verlangte diese Situation größere Vorsicht, Zurückhaltung und sorgfältige Überlegungen.
    Sie nahmen wieder im Ford Platz und fuhren zwischen das Haus und den Schuppen, am großen Teich vorbei. Der Kiespfad, den Holly im Traum während der vergangenen Nacht gesehen hatte, war breit genug für Pferde und Karren und bot dem Auto ausreichend Platz. Jim parkte direkt vor der Windmühle.
    Als Holly zum zweitenmal ausstieg, stand sie neben einem Kornfeld, doch nur wenige Halme ragten aus dem unbestellten Boden auf der anderen Seite des Zauns. Holly ging um den Wagen herum, hörte, wie der Kies unter ihr knirschte, und gesellte sich Jim am Ufer des Teichs hinzu.
    Das Wasser ähnelte einer blau, grün und grau gefleckten Schieferplatte mit einem Durchmesser von sechzig Metern. Die Oberfläche erweckte den Eindruck einer festen Masse, die sich überhaupt nicht bewegte. Nur Libellen und andere Insekten, die gelegentlich auf ihr landeten, schufen kleine Kräuselungen. Träge Strömungen - viel zu langsam, um Wellen zu verursachen - ließen das Wasser im Uferbereich auf eine subtile Weise schimmern. Hollys Blick fiel auf Algenstränge und kleine Ansammlungen aus Pampasgras.
    »Kannst du dich noch immer nicht daran erinnern, was du im Traum gesehen hast?« fragte Jim.
    »Nein. Vermutlich spielt es überhaupt keine Rolle. Nicht alles in einem Traum ist wichtig.«
    »In diesem Fall gibt es eine ganz bestimmte Bedeutung«, murmelte Jim, als spreche er mit sich selbst.
    Zwar wurden Sedimente und Ablagerungen nicht nach oben gespült, aber trotzdem war das Wasser trüb. Holly schätzte, daß ihr Blick nur ein oder zwei Meter weit unter die Oberfläche reichte. Wenn die Tiefe in der Mitte tatsächlich fast fünfzehn Meter betrug, wie Jim behauptet hatte, so konnten sich viele Dinge im Teich verbergen.
    »Sehen wir uns die Mühle an«, schlug Holly vor.
    Jim holte eine der Taschenlampen aus dem Wagen und schob Batterien hinein. »Selbst am Tag ist es dort drin ziemlich dunkel.«
    Die Tür befand sich in einer kleinen Vorkammer an dem konischen Gebäude, vergleichbar mit dem Eingang eines EskimoIglus. Sie war unverschlossen, jedoch verzogen, und an den Angeln hatten sich dicke Rostfladen gebildet. Einige Sekunden lang leistete sie Jim hartnäckigen Widerstand, und dann schwang sie mit einem lauten Quietschen auf, das wie ein gequälter Schrei klang.
    Durch die kleine, gewölbte Vorkammer erreichten sie den etwa zwölf Meter durchmessenden Hauptraum der Mühle. Vier Fenster in regelmäßigen Abständen filterten Sonnenlicht durch schmutzige Scheiben, saugten die sommerliche Heiterkeit heraus und verliehen dem Raum winterliches Grau, das ein bedrückendes Halbdunkel entstehen ließ. Jims Taschenlampe riß staubige und von Spinnweben umhüllte mechanische Teile aus dem Zwielicht, die auf Holly ebenso exotisch wirkten wie die Turbinen eines Unterseebootes mit Atomantrieb. Es handelte sich um die massive Technologie eines anderen Jahrhunderts - große Zahnräder und Wellen aus Holz, Schleifsteine, Flaschenzüge, vermoderte Seile -, so riesig und kompliziert, daß sie nicht das Werk von Menschen zu sein schienen, sondern das einer ganz anderen und weniger hochentwickelten Spezies.
    Jim war in der Nähe von Mühlen aufgewachsen, und deshalb kannte er die speziellen Bezeichnungen. Er richtete den Lichtkegel der Taschenlampe auf verschiedene Dinge und erklärte Holly alles, sprach vom Stirnrad, Mühleisen, dem Grundstein und anderen Komponenten der komplexen Vorrichtung. »Normalerweise kann man nicht so wie jetzt durch den Mechanismus nach oben sehen. Aber in der Stirnradkammer ist ein großer Teil des Bodens verrottet, und der Rest gab nach, als sich die schweren Steine lösten und nach unten fielen.«
    Draußen hatte ihn der Anblick der Mühle mit Furcht erfüllt, doch jetzt schlug seine Stimmung einmal mehr um. Als Jim die Funktionsweise erläuterte, stellte Holly erstaunt fest, daß er die gleiche jungenhafte Begeisterung zeigte wie beim Einkauf im Svenborg. Sein Wissen erfüllte ihn mit Zufriedenheit, und er wollte Holly damit beeindrucken - so wie ein in Bücher vernarrter Knabe mit seinen neuen Kenntnissen prahlt, die er in der Bibliothek gewonnen hat, während die anderen Kinder draußen Baseball spielten.
    Er wandte sich der Kalksteintreppe auf der linken Seite zu und stieg ohne zu zögern nach oben, strich dabei mit den Fingerkuppen über die gewölbte Wand. Ein verträumtes Lächeln

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