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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»He, ich glaube, in dir verbirgt sich ein amüsanter kleiner Zyniker.«
    »Außerdem kann es ziemlich schwer sein, sich hier den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Farm umfaßt nur etwa hundert Morgen, und das genügt nicht für Milchkühe, Schlachtvieh oder einen Getreideanbau im großen Maßstab. Lena und Henry hielten sich Hühner und verkauften die Eier. Und dank des milden Wetters hatten sie zwei Ernten. Erdbeeren trugen von Februar bis Mai Früchte; sie brachten einen großen Teil des Geldes ein. Dann kamen Korn und Tomaten
    echte Tomaten, nicht die gummiartigen Dinger in Supermärkten.«
    Jim stellte fest, daß Holly noch immer von dem Anwesen entzückt war. Sie stand mit den Händen an den Hüften und sah sich so um, als spiele sie mit dem Gedanken, die Farm selbst zu kaufen.
    »Aber es gibt doch bestimmt Leute, die einer anderen Arbeit nachgehen und sich nach einem solchen Ort sehnen, um Ruhe und Frieden zu haben«, sagte sie.
    »Dies ist keine wohlhabende Region wie Newport Beach oder Beverly Hills. Hier haben die Einheimischen kein Geld übrig, das sie in einen besonderen Lebensstil investieren. Die beste Möglichkeit, eine derartige Farm zu verkaufen, besteht darin, einen reichen Filmproduzenten in Los Angeles zu finden, der sie in erster Linie aufgrund des Landes erwirbt, die Gebäude abreißen und sich dann eine Villa bauen läßt - um mit einem Landsitz im Santa Ynez Valley zu prahlen. So etwas gilt heute als in.«
    Während sie miteinander sprachen, spürte Jim, wie er immer unruhiger wurde. Es war drei Uhr.
    Noch viel Zeit bis zum Sonnenuntergang.
    Trotzdem fürchtete er den Einbruch der Nacht. Holly trat nach einigen Unkrautbüscheln, die aus dem rissigen Asphalt der Zufahrt wuchsen.
    »Nun, wenn man hier Ordnung geschaffen hat …
    Eigentlich sieht alles ganz gut aus. Deine Großeltern sind vor fünf Jahren gestorben? Aber das Haus und der Schuppen sind in einem guten Zustand, als seien sie erst vor ein oder zwei Jahren gestrichen worden.«
    »Das ist auch der Fall.«
    »Du sorgst dafür, daß die Farm marktfähig bleibt, wie?«
    »Ja. Warum nicht?«
    Die hohen Berge im Westen würden die Sonne früher verschlingen als der Ozean in Laguna Niguel. Das Zwielicht der Abenddämmerung begann hier eher, dauerte dafür länger. Jim beobachtete die purpurnen Schatten so besorgt wie ein Mann, der in einem Vampirfilm versuchte, sich irgendwo zu verstecken - bevor der Sargdeckel hochklappt.
    Was ist nur mit mir los? überlegte er
    »Hast du nie mit dem Gedanken gespielt, hier zu wohnen?« fragte Holly.
    »Nein, nie!« entfuhr es ihm so abrupt und scharf, daß er nicht nur Holly überraschte, sondern auch sich selbst. Die Mühle schien eine düstere, magnetische Wirkung zu entfalten, zog seinen Blick an. Er schauderte, als er sie beobachtete.
    Holly starrte ihn an.
    »Jim«, sagte sie sanft, »was hast du hier erlebt? Bei Gott, was ist vor fünfundzwanzig Jahren in der Mühle geschehen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er mit vibrierender Stimme und strich sich mit der einen Hand über die Wange. Die Hand war warm, das Gesicht kalt. »Ich erinnere mich an keine besonderen oder seltsamen Zwischenfälle.
    Ich habe in der Mühle gespielt. Sie war kühl und still, ein … angenehmer Ort. Nichts geschah dort. Nichts.«
    »Irgend etwas ist dort passiert«, beharrte Holly.
    Holly kannte Jim noch nicht lange genug, um zu wissen, ob seine Stimmungen häufig auf einer emotionalen Achterbahn fuhren, wie es seit der Reise vom Orange County zur Ironheart-Farm der Fall gewesen war, oder ob die Launenhaftigkeit einen integralen Bestandteil seines Wesens bildete. Als er im Central Lebensmittel für ein Picknick gekauft hatte, streifte er mühelos die düstere Niedergeschlagenheit ab, die ihn bei der Überquerung der Santa Ynez Mountains erfaßt hatte, und daraufhin erschien er fast überglücklich. Doch die unmittelbare Konfrontation mit der Farm kam für ihn einem Sprung ins kalte Wasser gleich - und die Windmühle wirkte auf ihn wie Gletschereis auf einen nackten Schwimmer.
    Er schien erschüttert und bestürzt zu sein, und Holly wünschte sich eine Möglichkeit, seinen geistigen Frieden wiederherzustellen. Sie fragte sich jetzt, ob es klug gewesen war, mit ihm die Farm aufzusuchen. Ihre - fehlgeschlagene - journalistische Karriere hatte sie gelehrt, plötzlichen Ereignissen und sich anbahnenden Entwicklungen nicht etwas auszuweichen, sondern daran teilzunehmen, günstige Augenblicke zu nutzen und sich im Strom des

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