Die Kälte Des Feuers
gebackenen Boden blieben keine Fußabdrücke zurück. Nach etwa fünfzehn Metern knickte der Arroyo abrupt nach links und setzte sich in südlicher Richtung fort. Nach weiteren zwanzig Metern endete er in einem Abzugskanal, der unter den Highway reichte.
Hoffnung erfaßte Ironheart, verbannte jedoch nicht ganz die Furcht. Sie zitterte in ihm, seit er den Sterbenden im Kombi gefunden hatte. Übelkeit quoll in ihm empor, doch er hatte kein Frühstück zu sich genommen und konnte gar nichts erbrechen. Ganz gleich, was die Diätetiker behaupteten: Manchmal war es von Vorteil, eine Mahlzeit auszulassen.
Der aus Beton bestehende Abzugskanal lag zum größten Teil im Schatten und bot relative Kühle. Jim fühlte die Versuchung, sich dort zu verstecken - und zu hoffen, daß die beiden Männer die Suche nach ihm einstellten.
Aber so etwas kam natürlich nicht in Frage. Er war kein Feigling. Selbst wenn ihm sein Gewissen in diesem Fall ein wenig Feigheit gestattet hätte: jene mysteriöse Kraft, die ihn antrieb, ließ nicht zu, daß er sich vor einer Aufgabe drückte. Er kam einer Marionette gleich, die an unsichtbaren Fäden geführt wurde und einem namenlosen Puppenspieler gehorchen mußte. Doch was die Aufführung betraf, an der er als Protagonist teilnahm: Plot und Leitmotiv des Stücks entzogen sich seinem Verständnis.
Einige Steppenbüsche hatten sich in den Kanal verirrt, und ihre Dornen stachen Jim, als er diese natürliche Barriere passierte. Kurz darauf erreichte er die gegenüberliegende Seite des Highways, kroch in einen anderen Arroyo und kletterte dort empor.
Einige Sekunden lang lag er flach auf dem Wüstenboden, schob sich dann zum Rand der Straße, blickte über den Asphalt und beobachtete das Wohnmobil. Hinter dem Roadking lag der Camaro auf dem Dach. Die beiden Männer standen daneben, sie hatten den Wagen offenbar gerade überprüft und festgestellt, daß er leer war.
Sie führten ein erregtes Gespräch, doch angesichts der Entfernung verstand Jim nicht, was sie sagten. Er hörte nur einige von der Hitze verzerrte Wortfetzen, die keinen Sinn für ihn ergaben.
Schweiß tropfte ihm in die Augen und verschleierte die Konturen der Umgebung. Mit dem Ärmel wischte er sich das Gesicht ab und starrte erneut zu den Fremden hinüber.
Sie gingen jetzt langsam von dem Camaro und der Straße fort. Der eine erwies sich als besonders wachsam, er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. Der andere sah auf den Boden und suchte nach Spuren. Wenn einer von ihnen bei indianischen Seouls aufgewachsen ist, erwischen sie mich schneller als ein Leguan einen Sandkäfer, fuhr es Ironheart durch den Sinn.
Im Westen ertönte das Brummen eines Motors. Erst war es leise, wurde jedoch rasch lauter, als Jim in die entsprechende Richtung blickte. Ein Peterbilt kam aus der Fata Morgana eines Wasserfalls. Aus Jims Perspektive betrachtet, wirkte der Lastwagen so gewaltig, daß er ihm wie eine futuristische Kriegsmaschine erschien, die aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert in seine subjektive Gegenwart gereist war.
Der Fahrer des Peterbilt konnte den umgestürzten Camaro gewiß nicht übersehen. Auf der Straße zeigten die meisten Trucker Hilfsbereitschaft, bestimmt würde auch dieser seine Hilfe anbieten. Jim stellte sich bereits vor, wie die Ankunft des Fahrers die beiden Mörder verunsicherte, wie er sich an sie heranschlich, während sie abgelenkt waren.
Doch die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Der Peterbilt wurde nicht langsamer, als er heranrollte, und Jim begriff, daß er ihn irgendwie anhalten mußte. Aber bevor er aufstehen konnte, war der Laster bereits mit lautem Donnern vorbei, zog eine heiße Sturmbö hinter sich und fuhr weitaus schneller, als es die Geschwindigkeitsbeschränkung zuließ - wie ein Unheilskoloß, der von einem Dämon gesteuert wurde und dessen Fracht aus Seelen bestand, die der Teufel jetzt sofort in der Hölle erwartete.
Jim widerstand der Versuchung, aufzuspringen und zu rufen: Was ist mit deiner traditionellen Hilfsbereitschaft, du verdammter Mistkerl?
Stille kehrte in den heißen Tag zurück.
Die beiden Mörder auf der anderen Straßenseite sahen kurz dem Peterbilt nach und setzten dann die Suche fort.
Wütend und gleichzeitig besorgt wich Jim vom Rand des Highways zurück und streckte sich wieder flach auf dem Boden aus. Er kroch nach Osten, in Richtung des Wohnmobils, und zog die Schrotflinte mit. Die erhöhte Straße befand sich nun zwischen ihm und den beiden Männern. Sie konnten
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