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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Seitenstreifen strahlte die gespeicherte Hitze ab.
    Auf der Straße fuhren zwei Wagen vorbei, dicht hintereinander. Jim hatte sie gar nicht gehört - vielleicht weil sein Herz so laut schlug, daß er sich im Innern einer Kesselpauke glaubte. Er verfluchte die gleichgültigen Autofahrer lautlos, dachte dann aber daran, daß sie aus gutem Grund darauf verzichteten, in der Nähe des Roadking anzuhalten: Vermutlich hatten sie Mister Pferdeschwanz gesehen, der mit einem Revolver auf dem Dach des Wohnmobils hockte.
    Ironheart begriff, daß er nur dann eine Chance hatte, wenn er seinem Widersacher nicht die Initiative überließ. Auf dem Bauch kroch er zum Heck des Roadking. Flink wie eine Eidechse. Dort angelangt, drehte er sich auf den Rücken, schob den Kopf unter der hinteren Stoßstange hervor und starrte an dem Motorrad vorbei zu den Sprossen, die sich weiter oben im grellen Glanz der Sonne aufzulösen schienen.
    Nichts. Die Leiter war leer. Der Mörder befand sich bereits auf dem Dach. Vielleicht nahm er an, den Verfolger mit seinem jähen Verschwinden verwirrt zu haben, und bestimmt rechnete er nicht damit, daß Jim so tollkühn sein würde, ebenfalls nach oben zu klettern.
    Ironheart zog sich ganz unter dem Wohnmobil hervor und trat zur Leiter. Mit der einen Hand griff er nach der heißen Führungsstange, in der anderen hielt er die Schrotflinte. Er versuchte, völlig lautlos zu sein, als er langsam nach oben stieg. Von seinem Gegner war nichts zu hören, nur das gelegentliche Knarren der halbverrosteten Sprossen klang unangenehm laut.
    Dicht unter dem Dach hob Jim den Kopf und spähte über den Rand. Der Mörder hockte über dem vorderen Drittel des Roadking, auf der rechten Seite, und starrte nach unten. Er bewegte sich auf Händen und Knien, was sicher alles andere als angenehm war. Der alte weiße Lack reflektierte zwar einen großen Teil des Sonnenlichts, aber das Metall darunter hatte genug Wärme gesammelt, um auch an schwieligen Händen Brandblasen entstehen zu lassen und blauen Jeansstoff zu durchdringen. Doch der Typ gab durch nichts zu erkennen, daß er Schmerzen empfand. Offenbar war auch er ein selbstmörderischer Macho, so wie sein toter Komplize.
    Jim brachte eine weitere Sprosse hinter sich.
    Der Killer sank auf den Bauch, und Ironheart wußte, daß ihm nun das heiße Dach die Brust versengte. Ein dünnes, ärmelloses T-Shirt stellte keinen ausreichenden Schutz dar. Der Bursche wollte ein möglichst kleines Ziel bilden, während er darauf wartete, daß sich Jim unten zeigte.
    Noch eine Sprosse, das Dach reichte jetzt bis an Ironhearts Nabel. Er wandte sich ein wenig zur Seite und klemmte das eine Knie hinter die Führungsstange, so daß er beide Hände frei hatte und nicht riskierte, durch den Rückstoß von der Leiter zu fallen.
    Vielleicht besaß der Bursche auf dem Dach einen sechsten Sinn - oder das Glück kam ihm zu Hilfe. Alles blieb still, aber der Kerl sah plötzlich zurück und entdeckte Jim.
    Ironheart fluchte und schwang die Flinte herum.
    Der Killer sprang zur Seite und nach unten.
    Jim kam nicht dazu, auf ihn zu zielen und abzudrücken. Er zog das Knie hinter der Stange hervor und ließ sich fallen. Der Aufprall war recht hart, aber er wahrte das Gleichgewicht, warf sich um die Ecke des Wohnmobils und schoß.
    Doch der Mörder sprang bereits in die Seitentür. Wahrscheinlich hatte er keine Verletzung davongetragen; schlimmstenfalls einige Schrotkörner am Bein.
    Er wollte zu der Frau und dem Kind.
    Geiseln.
    Oder er beabsichtigte schlicht und einfach, sie umzubringen, bevor er selbst dran glauben mußte. Die letzten beiden Jahrzehnte hatten das Aufkommen einer Vielzahl von vagabundierenden Soziopathen erlebt, die das ganze Land durchstreiften, nach leichter Beute suchten und lange Listen von Opfern auf dem Gewissen hatten. Solche Leute fanden ihre sexuelle Befriedigung sowohl bei brutalem Mord als auch bei Vergewaltigungen.
    Jim hörte noch einmal die entsetzte Stimme des Sterbenden im Kombi: Lisa … Susie … Meine Frau und Tochter …
    Der Zorn in ihm wurde größer als die Furcht, und außerdem hatte er nicht mehr genug Zeit, vorsichtig zu sein. Er folgte dem Killer und stürmte durch die Tür in den Roadking, am Fahrerabteil vorbei. Nach dem hellen Glanz der Sonne nahm er im Wohnmobil kaum mehr als ein diffuses Halbdunkel wahr. Der psychotische Mistkerl war ein Schemen, das in den hinteren Bereich des Wohnmobils hastete, den kleinen Salon passierte und die Küche erreichte.
    Jim

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