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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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welches Schicksal die Besatzung erwartete. Wenn sie starb und wenn er ihr während der kritischen Phase Gesellschaft leistete …
    Trotzdem beschloß Jim, Evelyn zu begleiten. Eigentlich blieb ihm gar keine andere Wahl, seit Holly darauf bestanden hatte, daß er nicht nur eine Frau und ihre Tochter retten, sondern dem Tod eine weitaus größere Niederlage beibringen solle. Zu deutlich erinnerte er sich an den Sterbenden im Kombi, an die drei ermordeten Unschuldigen im Lebensmittelladen von Atlanta
    - Menschen, die überlebt hätten, wenn es ihm erlaubt gewesen wäre, eher zur Stelle zu sein.
    Als er die Reihe sechzehn passierte, sah er kurz zu den Dubroweks hinüber, die in einem Märchenbuch lasen, und begegnete dann Hollys Blick. Ihre Furcht war fast greifbar.
    Während er Evelyn folgte, spürte er die nachdenkliche Aufmerksamkeit der anderen Passagiere. Er gehörte zu ihnen, und das derzeitige Dilemma verlieh ihm offenbar einen besonderen Status - was darauf hindeutete, daß die Situation problematischer war, als der Flugkapitän behauptet hatte. Vermutlich überlegten die Reisenden, welches spezielle Wissen seine Gegenwart im Cockpit wünschenswert erscheinen ließ. Jim spürte ihre stummen Fragen.
    Die DC-10 schwankte erneut.
    Ironheart beobachtete Evelyn und ahmte sie nach. Die Stewardeß taumelte nicht einfach, wenn sich der Boden unter ihr neigte. Sie versuchte, sich dem Schlingern anzupassen, beugte sich in die andere Richtung und verlagerte den Schwerpunkt ihres Körpers.
    Einige Passagiere erbrachen sich möglichst diskret in dafür vorgesehene Tüten. Den meisten anderen gelang es, ihre Übelkeit im Zaum zu halten. Überall fiel Jims Blick auf bleiche und blasse Gesichter.
    Als er das enge, instrumentenglitzernde Cockpit erreichte, fühlte er die Kälte eines eisigen Schreckens. Der Bordingenieur blätterte in einem Handbuch, und seine Züge brachten stille Verzweiflung zum Ausdruck. Die beiden Piloten - Evelyn trat ebenfalls ein und stellte sie als Delbaugh und den Ersten Offizier Anilow vor
    - rangen mit den Kontrollen und versuchten, den immer wieder nach rechts driftenden Jumbo-Jet auf den richtigen Kurs zurückzubringen. Ein Mann mit schütterem rotem Haar half ihnen dabei, sich auf diese Aufgabe zu konzentrieren. Er kniete zwischen ihnen, und auf die Anweisungen des Kapitäns hin betätigte er die Gashebel und nutzte die Schubkraft der beiden noch funktionierenden Triebwerke, um das Flugzeug zu steuern.
    »Wir verlieren erneut an Höhe«, sagte Anilow.
    »Ist nicht weiter schlimm«, erwiderte Delbaugh. Er merkte, daß jemand hereingekommen war, drehte kurz den Kopf und musterte Jim. An der Stelle des Kapitäns hätte Ironheart wie ein erschöpftes Rennpferd geschwitzt, aber auf Delbaughs Gesicht glänzte nur ein dünner Schweißfilm, so als habe ihn jemand mit einem Zerstäuber besprüht. Seine Stimme klang ruhig und gefaßt: »Sie sind Jim?«
    »Ja«, bestätigte er.
    Delbaugh sah nach vorn. »Wir schwenken wieder herum«, sagte er zu Anilow, und der Copilot nickte. Delbaugh ordnete eine neuerliche Schubveränderung an, und der kniende Mann bewegte die Gashebel. Dann wandte sich der Flugkapitän noch einmal an Jim, ohne den Blick auf ihn zu richten. »Sie wußten, was geschehen würde.«
    »Ja.«
    »Was können Sie mir sonst sagen?«
    Ironheart stützte sich an der Wand ab, als die Maschine einmal mehr erbebte und sich regelrecht schüttelte. »Alle hydraulischen Systeme sind ausgefallen.«
    »Himmel, das ist mir klar«, erwiderte Delbaugh und fügte mit kühlem Sarkasmus hinzu: »Ich wäre für Informationen dankbar, die ich noch nicht habe.« Es hätte ein zorniges Brummen sein können, aber der Kapitän beherrschte sich gut. Eine Zeitlang sprach er mit der Flugkontrolle in Dubuque und bekam neue Instruktionen.
    Jim hörte stumm zu und begriff, daß der Tower die DC-10 mit einigen 360-GradSchleifen herunterholen und zur Landebahn bringen wollte. Da den Piloten eine echte Kontrolle über die Maschine fehlte, kam ein direkter Anflug wie sonst nicht in Frage. Die Neigung des Flugzeugs, ständig nach rechts zu driften, mußte in einem komplizierten Plan berücksichtigt werden; es sollte von ganz allein den Weg zum Stall finden, wie ein widerspenstiger Stier, der nicht dem Hirten gehorchte und entschlossen war, eine eigene Route nach Hause zu wählen. Wenn man sowohl den Radius der Schleifen als auch den Sinkflug genau berechnete, mochte es möglich sein, daß die Maschine genau zur richtigen Zeit den

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