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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ein Wunder davor bewahrte, zu Boden zu stürzen.
    Zweitausend Meter trennten sie vom Anfang der Landebahn, und sie näherten sich schnell.
    Der Kapitän dachte an seine Frau und den siebzehnjährigen Sohn zu Hause in Westlake Village, im Norden von Los Angeles. Er dachte auch an seinen anderen Sohn Tom, der in Willamette studierte. Und er sehnte sich danach, ihre Gesichter zu berühren, sie zu umarmen.
    Doch Delbaughs Furcht galt nicht dem eigenen Schicksal. Wenigstens nicht ganz. Die geringe Sorge im Hinblick auf seine Sicherheit war keineswegs das Ergebnis der Voraussage, daß im Cockpit niemand sterben würde - immerhin konnte er kaum sicher sein, daß alle Vorahnungen des Fremden eine konkrete Entsprechung in der Wirklichkeit fanden. Vielleicht lag es daran, daß ihm gar keine Zeit blieb, sich Sorgen zu machen.
    Noch eintausendfünfhundert Meter.
    Seine Gedanken drehten sich in erster Linie um die Passagiere und Besatzungsmitglieder, die ihm ihr Leben anvertrauten. Wenn er auch nur teilweise Verantwortung für das Unglück trug aufgrund von mangelnder Entschlossenheit oder falschen Reaktionen -, so konnten seine bisherigen Verdienste keinen Ausgleich für diese eine Katastrophe schaffen. Diese Einstellung bewies vielleicht, daß er zu hart mit sich selbst war, wie einige Freunde behaupteten, aber er wußte, daß viele Piloten ein so stark ausgeprägtes Verantwortungsbewußtsein entwickelten.
    Delbaugh erinnerte sich an die Worte des Fremden: «… Sie verlieren hundertsiebenundvierzigPassagiere…«
    In seinen Händen brannte dumpfer Schmerz, als er sie fester um das heftig vibrierende Steuer schloß.
    »… und vier Stewardessen …«
    Noch zwölfhundert Meter.
    »Der Vogel will erneut nach rechts schwenken«, sagte Delbaugh. »Halten Sie ihn auf Kurs!« knurrte Anilow. In dieser geringen Höhe hing alles vom Flugkapitän ab.
    Einhunderteinundfünfzig Tote. Leidende, trauernde Familien, zahllose andere Leben von einer Tragödie gezeichnet.
    Elfhundert Meter.
    Aber zum Teufel auch: Woher wollte der Bursche wissen, wie viele Menschen starben? Absurd. Behauptete er vielleicht, Hellseher zu sein? Unfug und Blödsinn - Yankowski hatte recht. Andererseits … Der Fremde hatte vorher vom explodierten Hecktriebwerk gewußt und auch die Waschbrett-Turbulenzen vorhergesagt. Nur ein Narr würde seine Warnungen einfach ignorieren.
    Tausend Meter.
    »Es geht los«, murmelte Delbaugh.
    Jim Ironheart beugte sich in seinem Sitz vor, neigte den Kopf zwischen die Knie, griff nach den Waden und dachte dabei an die Pointe eines alten Witzes: Gib deinem eigenen Arsch einen Abschiedskuß.
    Er hoffte inständig, die Flut des Schicksals durch sein Eingreifen nicht so sehr verändert zu haben, daß sie sowohl ihn selbst als auch die Dubroweks und andere Passagiere fortspülte, die eigentlich überleben sollten. Mit seinen Hinweisen an den Piloten hatte er direkten Einfluß auf die Zukunft genommen, und was sich jetzt anbahnte, war vielleicht schlimmer als die ursprünglich vom Verhängnis geplanten Ereignisse.
    Die höhere Macht schien seine Versuche, mehr Menschen zu retten als nur Christine und Casey, letztendlich zu billigen. Doch Natur und Identität jener Macht blieben so rätselhaft, daß nur ein Idiot angenommen hätte, ihre Motive und Absichten zu verstehen.
    Das Flugzeug zitterte wie ein ängstliches Wesen, und aus dem Brummen der Triebwerke wurde ein fast schrilles Heulen.
    Jim starrte auf den Boden zu seinen Füßen und rechnete damit, daß sich plötzlich große Löcher darin bildeten.
    Er machte sich vor allen Dingen um Holly Thorne Sorgen. Ihre Präsenz an Bord war im Drehbuch des Schicksals nicht vorgesehen. Vielleicht gelang es Jim tatsächlich, mehr Passagiere zu retten, als seine Mission vorsah, aber er fürchtete sich davor, daß Holly beim Aufprall sterben würde.
    Als das Flugzeug einmal mehr erbebte und sich der Landebahn näherte, krümmte sich Holly noch weiter zusammen und schloß die Augen. In ihrer privaten Finsternis sah sie Gesichter: Vater und Mutter, was zu erwarten gewesen war; Lenny Callaway, ihre erste große Teenagerliebe (eine Überraschung - seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie ihn nicht mehr getroffen); Mrs. Rooney, eine Lehrerin an der Oberschule, die sich mit besonderem Engagement um sie gekümmert hatte; Lori Cugar, eine gute Freundin während der Zeit am College, bevor das Leben sie in eine andere Ecke des Landes geführt hatte. Hinzu kamen noch viele andere Personen, denen Holly

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