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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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überhaupt keine Rolle. Ich war mit mir zufrieden, und das genügte.«
    »Sie lieben also das Risiko«, brummte Jim. »Sie sehnen sich nach Heldentum und dergleichen. Sie sind süchtig nach Mut und Courage.«
    Jetzt fühlte sich Holly versucht, ihn gleich zweimal zu schlagen. Direkt ins Gesicht. Zack, zack! Hart genug, daß ihm fast die Augen aus dem Kopf fielen. Sie konnte sich kaum mehr beherrschen.
    »In Ordnung. Na schön. Wenn Sie unbedingt wollen: Ich bin also süchtig nach Mut und Courage.«
    Ironheart entschuldigte sich nicht. Er schwieg, starrte sie einfach nur an.
    »Aber das ist immer noch besser, als jeden Tag ein Pfund Kokain zu konsumieren, oder glauben Sie nicht?«
    Jim gab keine Antwort.
    Verzweiflung wuchs in Holly, aber sie trachtete danach, sich nichts anmerken zu lassen. »Als gestern alles überstanden war, als der Mann von der Rettungsmannschaft Norby fortbrachte … Wissen Sie, was ich da empfand? Wissen Sie, welches Gefühl besonders intensiv wurde? Nicht Begeisterung darüber, den Jungen vor dem Tod bewahrt zu haben - das auch, aber nicht hauptsächlich. Auch kein Stolz darauf, daß ich ganz allein die Pläne des Schicksals vereitelt hatte. Nein, in erster Linie spürte ich Zorn. Dieses Gefühl überraschte mich, jagte mir sogar Schrecken ein. Zorn darüber, daß ein kleiner Junge fast gestorben wäre, daß sein Onkel neben ihm den Tod gefunden hatte, daß er unter mehreren Sitzen feststeckte, in der Gesellschaft blutiger Leichen. Zorn darüber, daß er seine Unschuld verloren hatte, daß er sich nie wieder so übers Leben freuen kann wie andere Kinder in seinem Alter. Ich wollte jemanden verprügeln, jemanden zwingen, sich für all das Leid bei Norby zu entschuldigen. Aber leider ist es nicht möglich, dem Schicksal die Arme auf den Rücken zu drehen oder es so in die Enge zu treiben, daß es Abbitte leistet, und deshalb bleibt einem nichts anderes übrig, als im Saft der eigenen Wut zu schmoren.«
    Holly sprach nicht lauter, aber immer eindringlicher. Sie wanderte schneller und immer nervöser umher, spürte dabei, daß Leidenschaft den Zorn verdrängte - ein noch deutlicherer Hinweis auf ihre Verzweiflung. Aber sie konnte jetzt nicht wieder Platz nehmen und schweigen.
    »Im Saft der eigenen Wut schmoren«, wiederholte sie. »Es sei denn, man heißt Jim Ironheart. Sie können etwas unternehmen und einen Unterschied schaffen, zu dem niemand sonst in der Lage ist. Ich weiß jetzt über Sie Bescheid, und deshalb bin ich nicht in der Lage, mein Leben so fortzusetzen, als sei überhaupt nichts geschehen. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, eine Kraft zu finden, von deren Existenz ich bis vor kurzer Zeit überhaupt nichts ahnte. Sie gaben mir Hoffnung, als ich nicht einmal wußte, daß ich mich danach sehne. Sie zeigten mir einen Weg, um Bedürfnisse zu befriedigen, die mir bis gestern verborgen blieben. Ich wünsche mir, Widerstand zu leisten und zu kämpfen, dem Tod ins Gesicht zu spucken. Verdammt, Sie dürfen jetzt nicht die Tür schließen und mich draußen in der Kälte stehenlassen!«
    Ironheart starrte sie an.
    Herzlichen Glückwunsch, Thorne, dachte Holly und verspottete sich selbst. Das war ein ausgezeichnetes Beispiel fiir Ruhe, Fassung und Selbstbeherrschung.
    Jim starrte sie weiterhin an.
    Sie hatte seinem kühlen Gebaren Hitze entgegengesetzt, sein überaus wirkungsvolles Schweigen mit einem Wortschwall beantwortet. Meine einzige Chance - und ich habe sie verspielt.
    Holly fühlte sich plötzlich elend, und die brodelnde Energie in ihr wich dunkler Leere. Sie setzte sich wieder, stemmte die Ellenbogen auf den Tisch, stützte das Kinn auf die Hände und überlegte, ob sie schreien oder weinen sollte. Statt dessen seufzte sie nur.
    »Möchten Sie ein Bier?« fragte Jim.
    »Himmel, ja.«
    Die Sonne sank dem westlichen Horizont entgegen, war wie ein feuriger Pinsel, der durch die Lücken zwischen den Jalousienrippen am Fenster des Frühstückszimmers glitt und an der Decke kupferfarben glühende Streifen entstehen ließ. Holly saß erschöpft auf ihrem Stuhl, und Jim beugte sich vor. Sie beobachtete ihn, während er auf seine halbleere Flasche Corona hinabsah.
    »Wie ich Ihnen schon an Bord des Flugzeugs sagte«, begann er. »Ich bin kein Medium. Ich kann nicht in die Zukunft sehen, weil ich es möchte. Ich habe keine Visionen. Eine höhere Macht benutzt mich als Werkzeug.«
    »Könnten Sie das ein wenig genauer erklären?«
    Jim zuckte mit den Schultern. »Gott.«
    »Gott spricht

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