Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
zu Ihnen?«
    »Nein, er spricht nicht zu mir. Ich höre keine Stimme, weder seine noch irgendeine andere. Ab und zu fühle ich mich dazu gezwungen, bestimmte Orte zu einer bestimmten Zeit aufzusuchen …«
    Er versuchte zu erläutern, wieso er rechtzeitig genug die McAlbury School in Portland und andere Schauplätze seiner Rettungsmissionen erreicht hatte. Er berichtete auch von Pater Geary, der ihn am Altargeländer seiner Kirche fand, mit den Wundmalen Christi an Stirn, Händen und der einen Körperseite.
    ‘Es klang ziemlich seltsam, wie ein besonders exotischer Mystizismus, zusammengebraut von einem ketzerischen Katholiken, der dabei die geistliche Unterstützung eines rauschgiftsüchtigen indianischen Medizinmannes und eines draufgängerischen Clint-EastwoodTyps fand. Holly war fasziniert. Trotzdem sagte sie: »Ich kann mir kaum vorstellen, daß in dieser Sache Gottes große Hände im Spiel sind.«
    »Ich schon«, erwiderte Jim ruhig und ließ keinen Zweifel daran, daß es in erster Linie auf seine Meinung ankam, daß er ihre Billigung nicht brauchte.
    »Manchmal mußten Sie erhebliche Gewalt anwenden«, erinnerte sie ihn. »Zum Beispiel bei den Burschen, die Susie und ihre Mutter in der Wüste entführten.«
    »Sie bekamen, was sie verdienten«, entgegnete Jim ungerührt. »In manchen Menschen gibt es zuviel Finsternis, eine Verdorbenheit, gegen die nicht einmal eine tausendjährige Rehabilitierung etwas ausrichten könnte. Das Böse existiert wirklich; es wandelt auf der Erde. Manchmal begnügt sich der Teufel damit, in Versuchung zu führen. Und manchmal schickt er Soziopathen, denen das Gen für Mitleid und Erbarmen fehlt.«
    »Ich behaupte nicht, daß Sie in jedem Fall auf Gewaltanwendung verzichten können. In einigen Situationen blieb Ihnen überhaupt keine Wahl. Ich meine nur … Ist Gott wirklich fähig, seinen Boten aufzufordern, von einer Schrotflinte Gebrauch zu machen?«
    Jim trank einen Schluck Bier. »Haben Sie jemals die Bibel gelesen?«
    »Ja.«
    »Dort heißt es, daß Gott die bösen Menschen in Sodom und Gomorrha mit Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Feuerregen strafte. Einmal hat er sogar die ganze Welt überflutet, nicht wahr? Er ließ das Rote Meer über die Soldaten des Pharaos zurückfluten, auf daß sie alle ertranken. Ich glaube kaum, daß er zimperlich ist, wenn’s nur um eine Schrotflinte geht.«
    »Ich dachte eher an den Gott des Neuen Testaments. Vielleicht haben Sie von ihm gehört
    - verständnisvoll, mitfühlend, gnädig.«
    Jim sah sie wieder aus seinen blauen Augen an und richtete seinen Blick auf sie, der so hinreißend sein konnte, daß ihr die Knie weich wurden - und der sie bei anderen Gelegenheiten innerlich zu Eis erstarren ließ. Vor wenigen Sekunden hatte sie Wärme von ihm gespürt, doch jetzt kehrte die Kälte zurück. Die frostige Reaktion zeigte ihr deutlich, daß er noch nicht bereit war, sie in seinem Leben zu akzeptieren. »Ich habe Menschen kennengelernt, die so abscheulich sind, daß die Tiere eigentlich beleidigt sein müßten, als Tiere bezeichnet zu werden. Wenn Gott ihnen gegenüber ständige Gnade walten ließe, so würde ich mich von ihm abwenden.«
    Holly stand an der Küchenspüle, wusch Pilze und schnitt Tomaten, während Jim das Eiweiß vom Eigelb trennte, um zwei relativ kalorienarme Omeletts zuzubereiten.
    »Die ganze Zeit über sterben Menschen in bequemer Nähe, sozusagen direkt in Ihrem Hinterhof. Aber sie reisen weit durchs Land, um
    Männer, Frauen und Kinder zu retten.«
    »Einmal in Frankreich«, erwiderte Jim und bestätigte damit Hollys Vermutung, daß sich seine Rettungsmissionen nicht nur auf die Vereinigten Staaten beschränkten. »Einmal in Deutschland, zweimal in Japan und einmal in England.«
    »Warum gibt Ihnen die höhere Macht nicht nur Aufträge, die Südkalifornien betreffen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Haben Sie sich jemals gefragt, ob die von Ihnen geretteten Menschen etwas Besonderes darstellen? Ich meine: Warum ausgerechnet sie und keine anderen?«
    »Ja, darüber habe ich häufig nachgedacht. In den Nachrichtensendungen ist ständig die Rede von unschuldigen Menschen, die hier im Süden Kaliforniens ermordet werden oder bei Unfällen sterben, und ich frage mich, warum er möchte, daß ich statt dessen einen Jungen in Boston rette.
    Vielleicht wollte ihn der Teufel vorzeitig holen.
    Vielleicht hat Gott mich benutzt, um das zu verhindern.«
    »Sie haben viele junge Personen gerettet.«
    »Das ist mir ebenfalls

Weitere Kostenlose Bücher